Filzen und der irre Blick

Noch immer übe ich fleißig das Filzen, es entstand daher in den letzten Wochen noch ein wenig Meeresgetier. Ich stelle allerdings immer wieder fest, dass meine Viecher nicht besonders lebensecht aussehen, außerdem habe ich noch ein arges Problem mit Gesichtern. Soll heißen, sie gucken alle irgendwie komisch 🙂 Besonders Kraken geraten mir merkwürdig, was daran liegen mag, dass Kraken auch ohne mein Zutun schon sehr merkwürdig aussehen. Ich habe meine Exemplare erst mal ins Regal gestellt und werde die Köpfchen nochmal etwas nacharbeiten, wenn mir eine Idee kommt, was da helfen könnte.

Da ist es auch ganz egal, ob ich sie mit Frisur ausstatte oder ihnen eine Knollennase verpasse – sie gucken nicht seriöser. Und dann filze und filze ich fröhlich vor mich hin und mache es manchmal immer schlimmer. So wie in diesem Fall, in dem es mir einfach nicht gelang, zwei gleich große Augen zu sticheln – also habe ich sie irgendwann ganz ungleich gemacht.

Besser gelang mir da die Qualle, was wahrscheinlich daran liegt, dass Quallen eigentlich gar keine richtigen Augen haben und man da kein Schönheitsideal im Kopf hat. Meine guckt unschuldig bis dümmlich und ich glaube, dass das dem Charakter einer handelsüblichen Qualle durchaus entspricht.

Am liebsten filze ich aber Fische. Die haben nicht unanständig viele Beine, es gibt sie in unzähligen Ausformungen und Farben und auch die Gesichter sind in der Regel nicht besonders filigran. Hier haben wir einen vierzipfeligen Grünschwanzflosser:

Ich bin also von Perfektion noch sehr weit entfernt. Spaß macht es aber immer noch. Daher werde ich emsig weiter üben, noch ein paar Fischlein basteln und mich dann, wenn die Filznadel eher dass tut, was ich mir vorstelle, mal zu den etwas realistischeren Darstellungen übergehen. Noch genieße ich mein heiteres Kunterbunt, und ich habe mich auch erst sechs Mal gestochen.

Neue Filzexperimente

Nachdem ich hier schon ein paar Mal Taschen aus Strickfilz gepostet habe, wird es Zeit für ein paar neue Filzexperimente: Mir ist nämlich in diesem doofen Internet kürzlich das Nadelfilzen untergekommen. Da nimmt man ein paar Klumpen Wolle, piekst mit einer Nadel darin herum, bis sie in Form kommt, bezieht das ganze schön bunt und – fump – hat man eine lebensgroße naturgetreue Schleiereule auf der Schulter sitzen. Oder einen entzückenden Hundewelpen nebst Hütte in Streichholzschachtelgröße. Oder einen fantasievollen Drachen, der einem jedem, der ihn sieht, ein ehrfurchtsvolles „Oooohhhh“ entlockt. Das sollte angeblich ganz einfach sein, sodass ich beschloss, mal wieder mein Können zu erweitern, etwas Neues zu lernen und irgendwelche Männeken zu basteln. Ich machte mich also ans Einkaufen (WOLLE!!!) und überlegte, was ich denn alles wunderbares Filzen wollte. Phönix, ja, klar, inclusive Feuer und Ei, außerdem einmal das ganze Tierleben von Brehm.

Nun sind ja meine handwerklichen Fähigkeiten eher begrenzt, weshalb ich dachte: „Erst mal vorsichtig anfangen“. Ist ja auch ’ne Nadel dabei, soll heißen, man kann sich pieken. Also lieber nichts ganz Kleines. Aber auch nichts ganz Großes – das überfordert mich. Ich beschloss also, ein Mobilé für ein Babyzimmer herzustellen – heitere Unterwasserwelt. Letzten Sonntag ging es frisch ans Werk. Ich stocherte also optimistisch in meiner naturfarbenen Wolle herum und formte einen Fisch, den ich mit filigranem Schuppenwerk überzog:

Nun ja – eine Sardine ist zweifellos eleganter gestaltet. Aber ich wollte ja auch keinen keinen Dosenfisch erschaffen, sondern einen exotischen Schleierschwanz. Denn schon bei diesem ersten Stichelwerk fiel mir auf, dass schöne Gesichter wohl nicht zu meinen Stärken gehören, das Tier musste also mit dem anderen Ende punkten.

Na gut, das geht ja schon mal. Aber das Mobilé soll mindestens sechs Seebewohner haben, außerdem eine stolze Nixe in der Mitte. Also musste der verregnete Feiertag ebenfalls zum Werkeln herhalten. Eine Schildkröte sollte es werden – schließlich besaß ich als Grundschulkind ebenfalls Wasserschildkröten und weiß genau, wie die aussehen. Sie haben innen ein Skelett und obendrauf eine struppige Frisur (die von dem merkwürdigen Blick ablenken soll):

Der Panzer bekam einen schönen grünen Überzug mit einem mosaikartigen Schildpattmuster. Das Tier guckt nicht klug, aber freundlich, und wird sich inmitten eines heiteren Schwarms von Fischen sicherlich gut machen.

Ich bin erst mal ganz zufrieden mit meinen ersten Filzversuchen, auch wenn „naturgetreu“ natürlich was anderes ist. Ich habe mich nicht erstochen (nur zwei Mal fast), man kann die Sachen erkennen und es macht wirklich viel Spaß. Die Kunst kommt vielleicht später noch, und wenn nicht, belasse ich es beim Spaß.

Heute wurde ich allerdings in einer Filzgruppe auf Facebook von einer mir unbekannten Dame darauf hingewiesen, dass man an ein Mobilé nichts hängen dürfe, das nicht wirklich fliegen kann. Denn, so meinte sie, sonst würde man die Kinder unterbewusst zur Unwahrheit erziehen. Ich nahme das zur Kenntnis, beschloss, dass die Gute einen Kleinen an der Zwiebel hat und diskutierte das nicht weiter 😉

Nachtrag: Ich habe den Schildkröterich übrigens „Sascha“ getauft.

Filzexperimente 3: Kreistasche aus Resten

Diese Tasche nach dem schon bewährten Muster vom Garnstudio entstand nur aus Wolle, die ich noch im Fundus hatte. Das machte mich dieses Mal ein wenig nervös, denn ich hatte tatsächlich sechs Farben von drei verschiedenen Herstellern und in zwei Stärken am Start. Das versprach eine gewisse Spannung beim Filzen.

Filzwolle

Das Ergebnis ist überraschend gut ausgefallen. Allerdings musste ich erst mal den hellen fusseligen Flaum entfernen, der die ganze Tasche überzog und die Farben … äh, ja … zumindest eigenartig aussehen ließ. Das schien vom hellgrauen Garn zu kommen und ließ sich recht einfach entfernen.

Die beiden dickeren Drops-Garne habe ich jeweils am Ende des Kreises platziert, damit sich der Taschenkörper nicht mittendrin irgendwo unschön wellt. Man sah nach dem Filzen auch ein wenig Unterschied, aber das ließ sich zurechtboxen.

Bunte KreistascheDer Gurt ist recht lang geworden. Ob ich den so lasse oder noch ein wenig kürze, muss ich mal gucken – erst soll das Stück nun trocknen. Lange Gurte haben ja immer den Vorteil, dass man die Tasche gut um die Schulter tragen kann, aber wenn einem die Tasche um die Knie schlackert,ist es ja auch nicht gut.

Und wer die Tasche bekommt, kann ich noch gar nicht genau sagen. Wenn das Modell dort Gefallen findet, geht sie nach Oldenburg, in den Eßkamp. Wenn nicht – dann geht sie woanders hin.

Nachbemerkung: Somit habe ich in den letzten Monaten tatsächlich einen Großteil meiner Vorräte an Filzwolle verbraucht. Aus dem, was noch da ist, kann ich wohl nur noch einen bunten Hippiebeutel stricken, oder Hauspuschen. 🙂

 

Filzexperimente 2: Kreistasche

Claudias Tasche gestricktSeit zwei Jahren habe ich Schulden: Ich habe der besten Kollegin von allen eine Filztasche versprochen und habe es bis jetzt nicht fertig gebracht, eine zu stricken. Da ich nun aber mal wieder eine Werkel-Phase habe, habe ich nach der gewünschten Farbe gefragt: Türkis-Petrol wurde gewünscht. Weil ich sowas natürlich nicht in ausreichender Menge im Fundus hatte, konnte ich die Gelegenheit nutzen, um einmal ein Drops-Garn zu benutzen, die in diversen Strickgruppen immer wieder zum Filzen empfohlen werden. Kaufen kann man Drops-Garne in zahlreichen Online-Shops, was meiner Neigung, vollgestopfte Innenstädte zu meiden und lieber online zu kaufen, deutlich entgegen kommt. Also suchte ich nach der häufig empfohlenen Sorte Drops Eskimo: Schon die Farbauswahl begeisterte mich. Viele Anbieter von Filzwolle bauen hauptsächlich auf knallige, klare Farben, bei Drops gibt es jedoch jede Menge „Zwischentöne“ und melierte Garne. Die schlussendlich von Lanade gelieferte Wolle fühlte sich wunderbar weich an und entsprach von der Farbe her genau der Abbildung.

Tasche Claudia GefilztAm Freitagabend machte ich mich also ans Werk. Ausgewählt hatte ich ein Muster vom Garnstudio, das sich wunderbar einfach stricken ließ – es war fernsehtauglich. Wie üblich war ich überzeugt davon, dass aus dem weichen gestrickten Lappen nichts Gescheites werden könnte, stopfte das Werk aber trotzdem heute Morgen in die Waschmaschine. Und tatsächlich – es schrumpfte brav und kam als knautschiges nasses Etwas aus der Waschmaschine heraus. Der Filz ist schön fest geworden, hat aber die eine Knautschfalte, die bei meinen Taschen immer drin ist – wie sich das vermeiden lässt, habe ich leider noch nicht herausgefunden. Nachdem ich lange und heftig mit einer Wasserflasche auf die Falte eingewirkt habe, hat sie nachgegeben und fällt kaum noch auf. Aktuell hängt die Tasche zum Trocknen am Haken und sieht schon ziemlich so aus, wie ich sie haben wollte. Hoffentlich gefällt sie auch der allerbesten Kollegin 🙂

Nachtrag: Die Tasche ist übrigens so gut zu stricken, dass ich sie wohl noch ein zweites Mal machen werden: dann allerdings als Teil des Resteverwertungsprojekts. Der Taschenkörper müsste auch sehr hübsch aussehen, wenn die einzelnen Felder in unterschiedlichen Farben daherkämen. Und irgendeine Abnehmerin für diese Restetasche werde ich dann sicher finden.

Filzexperiment 1: Karotasche

Tasche gestricktIn meinem umfangreichen Wollvorrat befinden sich auch jede Menge Reste einer längst vergangenen Strickfilz-Phase. Die habe ich kürzlich einmal zusammengetragen – es war eine ganze Wäschewanne voll. Alles verschiedene Farben, Stärken und Fabrikate, wie praktisch. Also wurden sortiert, hin- und hergeordnet und nach Farben zusammengelegt. Eine Kombination schien zu passen und vor allem auch auszureichen. Also machte ich noch einen Versuch mit einer Karotasche. So eine habe ich schon einmal gestrickt, in fünf Farben, und besaß sie ungefähr zwei Tage lang, bevor meine Schwester sie mir abschwatzte.

Das neue Modell ist dreifarbig und wurde gestern gefilzt. Wie immer fand ich es unheimlich spannend, die Waschmaschine zu öffnen und das zusammengeschrumpelte Strickwerk herauszuziehen. Und wie immer war ich zuerst entsetzt über das krumme, zähe Ding, das ich in der Hand hielt. Die Wolle ist dieses Mal extrem eingegangen und es war ganz schön mühsam, die Tasche in Form zu drücken. Inzwischen aber ist sie fast trocken und sieht dem, was sie werden wollte, schon sehr ähnlich. Ein Verschluss ist auch schon dran – eine kleine Glühbirne, die eigentlich als Schlüsselanhänger gedacht war. Solche ausgefallenen Verschlüsse mag ich im allgemeinen lieber als einfache Knöpfe.

Tasche gefilzt