Kürzlich fiel mir mal wieder auf, wie absurd diese Angewohnheit eigentlich ist, anderen zum Abschied ein „viel Spaß“ hinterherzurufen, egal wohin die gerade gehen. Ob zur Kirmes, zum Zahnarzt oder zum Schafott, immer heißt es: „Viel Spaß!“. Schon als Kind habe ich mich darüber geärgert, wenn ich aus dem Haus hetzte, um durch den Regen einem endlosen Schultag entgegenzuradeln und meine Mutter rief mir ein „Viel Spaß“ hinterher. Ja, genau, Mathe, Deutsch, WUK und Physik, da kriegt man sich vor lauter Wonne gar nicht mehr ein. Ich habe darüber schon als Elfjährige den Kopf geschüttelt.
Auch wenn jemand morgens zur Arbeit fährt, scheint mir diese routinemäßig runtergespulte Floskel etwas unpassend zu sein. Gut, man muss jetzt in meinem Job keine Höllenqualen durchleiden und manchmal hat man mit den Kollegen auch Spaß. Aber der Hauptzweck unseres Auftretens da ist das nicht. Wäre da nicht „Viel Erfolg“ oder „Ein schöner Tag“ deutlich passender?
Aber der Anlass für diesen kleinen Beitrag war die Gruppe aus fünf oder sechs Frauen, der ich auf Norderney begegnete. Die Damen waren nicht mehr jung, ich schätzte sie alle auf über 70. Eine von ihnen wirkte auch schon recht hinfällig und verabschiedete sich vor der Zeit von ihren Freundinnen. Sie wolle ins Hotel, sie müsse sich dringend ein wenig hinlegen. Mühsam rappelte sie sich hoch und wackelte mit ihrem Rollator los. Den Freundinnen wünschte sie einen schönen Nachmittag, zum Abendessen wollte sie wieder dabei sein. Sie wurde verabschiedet mit lautem: „Tschüss Herta, bis heute Abend, viel Spaaahaß!“ Und ich sah Herta nach, die mühsam ihrem Hotelbett entgegen schlurfte, und fragte mich wirklich, wie viel Spaß die denn da wohl haben würde? Was sollte sie denn nach Ansicht der Freundinnen da veranstalten, was so viel Spaß macht? Genau genommen, wollte ich es nicht wirklich wissen, aber ich habe kurz darüber nachgegrübelt.