Die Hitzewelle der letzten Wochen hat mich dazu gebracht, mal wieder einen meiner absoluten Lieblingsfilme anzugucken. Bei 36 Grad im Schatten saß ich eingeigelt in meiner Wohnung, genoss das Pusten des Ventilators und guckte
In der Hitze der Nacht
Der Film aus dem Jahr 1967 thematisiert das Thema Rassismus in den Südstaaten der USA sehr eindringlich, ist aber zeitgleich auch ein packender Krimi. Kurz zur Handlung: Der farbige Polizist Virgil Tipps (Sidney Poitier), hochrangiges Mitglied der Polizei in Philadelphia und auf Mordfälle spezialisiert, befindet sich auf der Durchreise und muss auf dem Bahnhof der Kleinstadt Sparta/Mississippi auf einen Anschlusszug warten. Zeitgleich wird in der Stadt ein Ermordeter aufgefunden. Prompt wird der in der Bahnhofshalle Wartende, ohne jeglichen Beweis oder auch nur ein Verdachtsmoment, wegen Mordes verhaftet. Den anwesenden Polizisten der Polizeiwache reicht allein seine Hautfarbe sowie das Geld in seinem Portemonnaie, um ihn für schuldig zu erachten. Auch der Leiter der Wache, der noch recht neue Chief Gillespie (Rod Steiger), zweifelt nicht an Tibbs Schuld, muss jedoch zu seinem Verdruss feststellen, dass dieser nicht nur ein Kollege ist, sondern in der Hierarchie höher steht und auch noch deutlich besser verdient als er selbst.
Nach einigem Hin und Her muss die Polizei Sparta den Mordexperten Tibbs an den Ermittlungen teilhaben lassen. Es kommt zu rassistischen Vorfällen: Ein hochgestelltes Mitglied der Gemeinde ohrfeigt den schwarzen Polizisten und möchte ihn am liebsten lynchen lassen, als dieser ohne zu zögern zurückschlägt. Eine Gruppe Halbstarker versucht, den Polizisten zu stellen und zumindest zusammenzuschlagen, scheitert jedoch an dessen Gegenwehr sowie durch das Eingreifen Gillespies, der von seinem farbigen Kollegen zwar nicht begeistert ist, es jedoch als seine Pflicht ansieht, diesen zu schützen.
Mit der Zeit kommt es zu einer Annäherung zwischen Tibbs und Gillespie, beide empfinden durchaus Sympathie füreinander. Der Schluss ist ein spannender Showdown, bei dem nicht nur der Mord aufgeklärt wird, sondern auch die ganze Bigotterie der rassistischen Kleinstadtgesellschaft klar zum Ausdruck kommt. Tibbs und Gillespie trennen sich als Freunde, auch wenn es unwahrscheinlich scheint, dass sie einander jemals wiedersehen werden.
Was ist das Besondere?
Obwohl der Film sehr spannend ist und etliche schnelle, spannende Szenen enthält, ist die Hitze, die sowohl tagsüber als auch nachts vorherrscht, ein ganz wichtiger Teil der Handlung. Alles wirkt klebrig, beinahe kann man den Schweiß durch den Fernseher riechen. Die Menschen bewegen sich größtenteils träge, die Ventilatoren quirlen wie missmutig in der dicken, schwülen Luft herum und man bekommt den Eindruck, dass es in der ganzen Stadt nicht genug Luft zum Atmen gibt. Das hebt die Enge dieser Kleinstadt, in der man auf einige wenige Arbeitgeber angewiesen ist, sowie die klare Hierarchie, die vorherrscht, noch hervor. Auch der allgegenwärtige Rassismus wird so offen vorgetragen, dass einem schier die Luft wegbleibt.
Was gibt es noch?
Der Film war für viele Preise nominiert. Unter anderem bekam er fünf Oscars, wobei bezeichnenderweise Sidney Poitier, der farbige Hauptdarsteller, leer ausging, wohingegen Rod Steiger ihn bekam. Da die Figur des Gillespie im Film die deutlich größere Wandlung durchmacht, die Steiger mit minimaler Mimik wirklich großartig darstellt, geht das für mich in Ordnung, zumal Poitier tatsächlich schon 1964 als erster farbiger Hauptdarsteller einen Oscar erhalten hatte.
Drollig finde ich, wie der Film mit Klischees spielt: Virgil Tibbs, der verachtete Farbige, ist im ganzen Film der einzige attraktive Mann: Gut angezogen ist er, scheint nicht ständig zu schwitzen, ist höflich und argumentiert sachlich. Die meisten anderen, auch die Polizisten, wirken irgendwie schmuddelig und leicht geistig minderbemittelt. Lediglich die Frau des Mordopfers, die auf der Teilnahme es fremden Polizisten an den Ermittlungen besteht, ist gepflegt, adrett und dynamisch.
Das wirft eigentlich ein ganz passendes Licht auf Rassisten, was angesichts des Alters des Films bemerkenswert ist.