Aufruhr in der Nacht

Es gibt Dinge, die braucht kein Mensch. Zum Beispiel das, was mir in der letzten Nacht widerfahren ist. Es war ärgerlich und hat mich um einen guten Teil meines Schlafs gebracht – das prangere ich an. Aber fangen wir von vorne an.

Suppenhuhn, Gewürze, Tomaten

Bild von Pixabay – bei mir kommen keine Tomaten ans Huhn!

Ich hatte mal wieder gekocht. So richtig, mit vorbestelltem Huhn, frischem Gemüse und so. Es wurde „Huhn im Topf“, ein Hühnereintopf nach Mutterns Rezept. Sehr gelungen übrigens, eine Portion habe ich gestern Abend schon gegessen.

Und dann nahm der Abend seinen Lauf: Volles Bäuchlein, müde, bisschen schlafen, bisschen fernsehen, bisschen stricken, wieder schlafen. Irgendwann wurde ich wach – es war schon nach Mitternacht. Jetzt aber nichts wie ins Bett! Auf dem Weg dorthin fiel mir ein, dass ich ja noch den Rest meiner Suppe in den Tiefkühler räumen wollte. Vier Tupperdosen standen nett und adrett aufgereiht zum Abkühlen in der Küche. Kühl waren sie auch, sehr gut! Ich trug sie also in mein Gäste-Wäsche-Rumpel-Abstell-Zimmerchen, um sie dort in den Tiefkühler zu stellen. Und ja, wie es dann halt so kommt: Ich öffnete den Tiefkühler und räumte ein wenig darin herum, um Platz zu schaffen. Und irgendwie – keine Ahnung, warum und wieso – geriet der Boxenstapel auf dem Tiefkühler ins Rutschen und der ganze Kram war irgendwie nicht mehr aufzuhalten. Alle viel Dosen donnerten zu Boden – Krawumm! Zwei blieben zu – sehr gut! Eine ging ein bisschen auf und ließ Brühe auf den Boden plempern. Und von der vierten Box flog der Deckel ab und ihr Inhalt verteilte sich explosionsartig im Zimmer. Zum Glück warf sich die Tür dem Inferno in den Weg und hielt das meiste auf. Es war interessant zu sehen, wie sich das Muster aus Hühnchen, Möhren, Kohlrabi und sonstigem Gedöns langsam, begleitet von fettigen Tropfen, dem Boden entgegen bewegte. Das, meine Lieben, ist Schwerkraft!

Als ich mich von meiner Schockstarre erholt hatte, rettete ich, was zu retten ist: Dosen aufheben, in die Küche schleppen, gucken, was noch drin ist, sauberwischen. Dann überlegen, wie man der Schweinerei Herr werden könnte: Ich fegte erst mal „das Dicke“ in meine Fegeschaufel, dabei immer bemüht, mit den Füßen in Wollsocken möglichst wenig in die Brühe zu treten. Dann Eimer und Feudel holen – das liebe ich besonders zu nachtschlafener Stunde. Erst die Tür oder den Boden? Ich entschloss mich für die Tür, von oben nach unten putzen habe ich mal gelernt. Ich merkte, wie mir die Brühe die Hosenbeine hochkroch. Viel heißes Wasser, angereichert mit „Der General“, half, zumindest den Anschein von Sauberkeit wieder herzustellen. Die Brüh-Socken hatte ich längst ausgezogen und gegen Badelatschen getauscht. Ich wischte die Tür, das Zimmer, den Flur, einen Teil der Küche. Und fror schlussendlich meine verbliebenen drei Portionen Hühnereintopf endlich ein.

Nach all dieser sportlichen Aktivität war ich natürlich richtig wach. Und das blieb ich auch. Ich kam nicht in den Schlaf, denn es trieben mich diverse Überlegungen um: Kleben noch Möhren unter der Tür? Wo ist noch überall Brühe, die ich nicht gesehen habe? Sollte ich das Zimmer künftig eher das Suppenzimmer oder lieber den Hühnersaal nennen? Und, der schlimmste Gedanke überhaupt: Rund ein Fünftel meines schönen, edlen Hühnchens ist ganz umsonst gestorben. Das ist ein Skandal!

Zornig guckendes Huhn

Herbstküche oder: Mein Kürbis und ich

Letzte Woche habe ich mal wieder gekocht. Das tue ich öfter, also soweit, so unspektakulär. Ich habe mich aber mal an etwas versucht, das ich noch nie zuvor getan habe, oder zumindest nicht so: Ich habe einen Kürbis verarbeitet.

Gartenkürbis
Bild von Pixabay.

Ich hatte nicht zum ersten Mal in meinem Leben mit so einem Gemüse zu tun. Zuhause hatten wir Kürbisse im Garten und ich habe meiner Mutter ab und zu bei deren Verarbeitung geholfen. Damals hatten wir „gelbe Riesen“ im Garten, enorm dicke Kürbisse ohne Riffelung, die mit der Schubkarre ins Haus geschleppt und von meinem Vater teilweise mit grobem Werkzeug gespalten wurden. Ich wusste also, dass Kürbisse steinhart sind und sich gegen die Verarbeitung gerne wehren.

Ich wollte aber ja keinen gelben Riesen verwerkeln, sondern erwarb einen Hokkaido-Kürbis, der etwa 2 Kilo Gewicht hatte. Einen herbstlichen Gemüsekuchen wollte ich backen, mit einigen anderen Gemüsen dazu, und den Rest in eine Kartoffel-Kürbissuppe verkochen.

Herbstgemüse: rote Bete, Kürbis, Pilze, Zwiebeln, Zucchini

Ich begann also fröhlich zu werkeln. Zwei rote Beten hatte ich noch gekauft, Pilze und eine Zucchini für die Farbvielfalt. Zwiebeln sollten auch rein, wie immer. Ich legte mein Blech mit fertigem Pizzateig aus und schnippelte alles „Kleingemüse“. Sah schon mal gut aus, aber noch fehlte natürlich mein Kürbis. Ich wählte mein Messer und säbelte ihn an. Und säbelte. Und säbelte. Hmpf …

Die Sache erwies sich als schwierig. Nach und nach probierte ich all meine Messer durch, sägte mir mit der Juister Brötchensäge wieder einmal in den Finger, blutete dramatisch und werkelte weiter. Zwischendurch dachte ich an den Ausspruch meiner Mutter: „Diese Messer sind allesamt so stumpf, auf denen kann’ste mit’m nackten Arsch nach Bremen reiten!“ Zuhause kam in diesen Fällen immer mein Vater zu Hülf, der einen professionellen Schleifstein besaß und immer schnell Abhilfe schaffte. Mir half niemand ab. Aber nach und nach arbeitete ich mich vor und zerlegte einen halben Hokkaido in kleine Stückchen. Ich zweifelte übrigens an, dass man diese harte, pockige Schale tatsächlich mitessen kann, und schälte meinen Kürbis. Das ging mit einem einfachen Gurkenschäler überraschend gut. So vervollständigte ich also mein Gemüse für den Gemüsekuchen.

Herbstgemüse

Über das Gemüse kam eine Frei-Schnauze-Mischung aus Eiern, Schmand, Joghurt und Sahne – von Letzterem aber nur ein ganz bisschen, das war ein Rest und musste weg. Gewürzt wurde auch – mit einer Grundlage aus Gemüsebrühe sowie ein bisschen Dit und Dat. Das kam über das Gemüse. Und dann noch geriebener Cheddar – Käse ist für sowas ja immer sehr nützlich. Dann backen und immer wieder misstrauisch durch die Scheibe gucken, ob das wohl was wird.

Nach fast einer Stunde Backzeit kam mein Gemüsekuchen aus dem Ofen und war ziemlich genau so, wie ich ihn mir gewünscht hatte. Ich aber war total erschossen vom Kampf mit dem Kürbis und vertagte das Suppekochen auf den nächsten Tag.

Und, was soll ich sagen, auch die Suppe gelang. Der Kürbis war erfolgreich verkocht und ich beschloss trotzdem, so ein Ding nie wieder zu kaufen. Viel zu viel Arbeit, da lobe ich mir doch den Blumenkohl! Und dann sah ich diese Woche im Fernsehen, dass man diese kleinen Kürbisse einfach vor dem Verarbeiten ein paar Minuten kochen soll, damit man sie besser schneiden kann – ach was? Wirklich? Warum hat mir das denn vorher keiner gesagt? Wenn das so ist, versuche ich das irgendwann nochmal – vielleicht nicht in diesem Herbst, aber im nächsten …

Ach so, und bevor ihr euch über meinen enormen Appetit wundert: Ich bin ja immer noch im Homeoffice, habe folglich keine Kantine mehr. Deshalb koche ich gerne etwas, das man gut einfrieren kann, sodass ich mir Mittags flott einen kleinen Snack nehmen kann und abends was koche oder aufwärme. So ein Stück Gemüsekuchen ist ein prima Mittagessen und eine Schüssel Herbsteintopf sättigt abends und macht die Seele schön warm. Das ist in diesen komischen Zeiten ja auch nicht unwichtig.

Hommage auf ein Suppenhuhn

Ich esse gerne Huhn – mal als Suppe, mal als Frikassee. Zuhause bei Muttern gab es das regelmäßig. Wir wohnten auf dem Land und Hühner erhielten wir oft von Bekannten. Das waren dann „echte freilaufende Hühner“, die in Gärten herumgelaufen waren, mit Garten- und Küchenresten gefüttert wurden, Eier gelegt hatten und irgendwann, nach einem langen Leben als Legehenne, im Topf landeten. Diese Hühner waren prima, an ihnen war ordentlich was dran und meine Mutter verstand es, sie wunderbar zuzubereiten.

Bild zur Verfügung gestellt von Ute Zimmermann, http://www.pixelio.de

In Sachen Zubereitung gehöre ich inzwischen auch zu den Fortgeschrittenen, doch leider ist das mit den guten Hühnern nicht mehr so einfach. Die komischen, kleinen Tierchen vom Rewe sind zwar spottbillig (ich konnte es kaum glauben, als ich einmal eines kaufte), doch es ist kaum was dran. Das Wenige, was dran ist, schmeckt nach nichts und ich glaube nicht, dass die mal irgendwo herumlaufen durften. Die nächste Idee, die ich hatte, war der Wochenmarkt am Südbahnhof. Dort gibt es einen Geflügelwagen und der hat auch Suppenhühner. Für ein Hühnchen von einem knappen Kilo Gewicht gab ich dort legendäre 18 Euro aus und das Tier schmeckte nicht besser als eines vom Rewe. Das war also auch nichts.

Als letzte Idee fragte ich bei meinem Lieblings-Fleischwagen auf dem winzigen Oberräder Wochenmarkt an: „Habt ihr auch Suppenhühner?“ Ich könne eines bestellen, bekam ich zur Antwort, dann würde man bei einem Bekannten fragen, ob der gerade welche hat. Das fand ich ja schon mal gut, denn wenn alles sofort verfügbar ist, bin ich bei Frischware immer etwas im Zweifel ob der tatsächlichen Frische. Ich bestellte also mein Hühnchen.

Und tatsächlich, ich bekam eines: 1.500 Gramm für – wie ich fand – moderate 13 Euro. Das sei aber jetzt das Letzte, erfuhr ich, die nächsten kämen erst im Herbst. Gut, so oft muss es ja auch kein Huhn geben. Froh trug ich meine Beute heim und machte mich dran, das wirklich schöne Huhn zu verkochen. Es war zwar kein Riesenhuhn wie seinerzeit die legendären Hennen von Leni von Loy, auch keines wie die liebevoll gehüteten Hühnchen von Papas hochbetagtem Kumpel Emil, aber es war ein sehr gutes Huhn.

Einige Tage später erzählte ich einer Freundin von meinem Kauf. Sie fand diese 13 Euro viel zu teuer, es blieb ihr fast die Luft weg. So viel Geld für ein kleines Geflügel, das könne sich ja gar nicht jeder leisten. Gut, ja, das mag stimmen, Einkäufe auf dem Wochenmarkt, egal ob Fleisch oder Gemüse, sind deutlich teurer als beim Discounter. Wenn ich aber mal rechne, was aus meinem Hühnchen geworden ist, sieht die Sache für mich deutlich anders aus: Ich kochte mein Huhn mit einem Bund Suppengemüse in einem großen Pott Wasser. Daraus entstand ein großer Pott Brühe. Einen Teil davon verarbeitete ich mit einem Großteil des Fleisches zu vier Portionen Frikassee, aus der restlichen Brühe wurde – unter Beigabe von diversem Gemüse und einem Becher Reis und ein ganz wenig vom Hühnerfleisch – ein leckerer Eintopf, der mich ebenfalls vier Mal satt machte. Ganz grob und sehr großzügig gerechnet kamen zu meinem Huhn von 13 Euro noch Zutaten für maximal 17 Euro dazu (Suppengrün, Kohlrabi, drei dicke Möhren, ein halber Blumenkohl, ein paar Tiefkühlerbsen, Reis und zwei kleine Gläser Spargel, außerdem natürlich Pfeffer und Salz). Ich hatte also acht Mal ein gutes und leckeres Essen für maximal 30 Euro – das finde ich wahrlich nicht viel. Wenn ich in Nicht-Corona-Zeiten mittags in die Kantine gehe, gebe ich im Schnitt das Doppelte aus.

Für mich hat sich mein Hühnchen bezahlt gemacht. Ich gebe lieber ein bisschen mehr aus und habe dafür etwas Gutes, als dass ich mich hinterher ärgere, weil das, was ich günstig gekauft habe, keine gute Qualität hat. Dazu kaufe ich auf unserem Wochenmarkt auch noch sehr regional ein, was mir gut gefällt. Ja, einiges ist teurer als im Supermarkt – deutlich teurer sogar. Aber ich weiß bei Vielem, was es dort gibt, wo es herkommt und auch, dass die Leute, die es angebaut haben, vernünftig bezahlt wurden.

Und ja, ich weiß, dass diese Art, einzukaufen, vielen Menschen nicht möglich ist. Gerade Leute, die im Bezug von Grundsicherung sind, erhalten viel zu wenig Geld fürs Essen, da die Sätze künstlich klein gerechnet werden. Das ist aber leider nichts, worauf ich – im Gegensatz zu meinem eigenen Einkaufsverhalten – Einfluss habe.

In der Weihnachtsbäckerei

Seit ein paar Jahren kenne ich einige sehr nette Leute, mit denen ich mich regelmäßig treffe, um zu spielen oder Filme zu gucken – Bildungsfernsehen nennen wir das. Wichtiger Bestandteil unserer Treffen ist der Kaffeeklatsch: Dazu gibt es in der Regel Heißgetränke und Selbstgebackenes. Auch ich habe mich auf meine alten Tage zu einer einigermaßen emsigen Bäckerin entwickelt, und nachdem ich vor einer Weile eine wunderbare Blaubeer-Quarktorte gebacken habe, fühle ich mich auch fast zu allem befähigt. Daher wollte ich, ganz gegen meine Gewohnheit, zum Adventskaffee in der letzten Woche gleich zwei neue Rezepte ausprobieren. Nun ja – gut, dass meine Gäste nicht heikel sind.

Ich wollte eine Amerikanische Zitronentorte backen. Die hat schon meine Mutter immer gemacht und meine Schwester meinte, die sei einfach und gelinge immer. Na, dann kann ja nichts schiefgehen, schließlich bin ich die Queen der Blaubeer-Quarktorte. Und dazu etwas Weihnachtliches, einen norddeutschen Kranzkuchen mit Nüssen und Rosinen. Den kenne ich schon seit meiner Kindheit, zwar nur vom Bäcker, aber was man essen kann, kann man auch backen. Dachte ich zumindest.

Ich kaufte also ein – ordentlich dieses Mal, mit Liste – und machte einen Schlachtplan. Die Zitronentorte verlangt nach zwei Böden, da ich nur eine Form habe, musste ich die nacheinander backen. Das ging auch recht gut – ein Rührteig unten in die Form, Eischnee und Mandeln obendrauf, backen. In der Zwischenzeit bereitete ich schon mal meine Rosinen für den Kranzkuchen vor: In Rum baden, mit Nüssen, Mandeln und Honig mischen. Honig nach Geschmack, stand da – ich nahm viel. Ha, perfekt.

Die Zitronencreme soll zwischen die kalten Böden, die musste also bis zum nächsten Morgen warten. Aber während Boden zwei im Ofen war, konnte ich schon mal den Kranzkuchen angehen.

Ich mixte also genau nach Rezept einen Quark-Ölteig zusammen. Ganz schön ölig, das Zeug. Klebte alles rund um den Knethaken fest. Ich wusch mir die Pfötchen und versuchte, Mixer und Teig voneinander zu trennen. Doch die beiden hingen sehr aneinander, und also ich sie endlich auseinanderbrachte, hing der Teig an meinen Händen. Das sollte man ausrollen – das schien mir schwierig. Doch nicht umsonst habe ich in den letzten zwei Jahren immer „Das große Backen“ geguckt und dabei ein bisschen was gelernt: Ich legte den glitschigen Brocken also zwischen zwei Blätter Backpapier und begann damit, ein Rechteck auszurollen. Das ging recht gut, das Rechteck. Ich konnte auch das obere Backpapier wieder abziehen, als ich fertig war. Schick!

Nun kamen die Honig-Nuss-Rumrosinen zum Einsatz. Schön gleichmäßig auf dem Teig verteilen. Dann aufrollen. Klingt einfach, war es aber nicht. Es klebte und bappte. Das Backpapier wollte den Teig nicht mehr loslassen. Ich rollte ein bisschen und versuchte, das Papier abzuziehen. Einige Honigrosinen wurden fahnenflüchtig und schwärmten in der Küche aus. Ich kämpfte mit der Rolle, die keine werden wollte. Irgendwann hatte ich eine leidlich runde Wurst, die aber noch immer liebevoll von Backpapier umschlungen wurde. Um sie auszupellen, musste ich sie hochheben – dabei fielen schon wieder Rosinen auf den Boden. Die, die nicht abstürzten, klebten an meinen Armen. Endlich war die Teigwurst aus dem Papier gewickelt – nun musste ich sie nur noch auf das Blech bugsieren. Doch durch den Kampf mit der Teigpython war diese immer länger geworden und passte nicht mehr auf das Blech. Ich legte sie also wieder ab und stauchte sie erst einmal richtig zusammen. Endlich hatte sie eine ofengerechte Form.

Nun sollte man die Teigwurst noch längs einschneiden, damit der Kranzkuchen seine typische Form bekommen sollte. Nun, was soll ich sagen – ging nicht. Die klebrige Teig wollte sich nicht schneiden lassen. Egal – ich ritzte ein wenig und dann ab in den Ofen. Es sollte ja noch Zuckerguss darüber kommen – mit Zuckerguss kann man vieles verdecken. In der Tat sah mein Kranzkuchen nach dem Backen aus wie ein überdimensioniertes Graubrot, doch der am nächsten Morgen großzügig aufgetragene Zuckerguss verschaffte dem unbedarften Betrachter den Eindruck, dass das so sein muss.

Blieb noch die Zitronencreme. Dazu sollte man Wasser, Zucker und Zitronensaft aufkochen, Stärke rein, abkühlen lassen, Sahne rein, fertig. Dumm nur, dass ich so dumm war: Natürlich weiß ich, dass man Stärke eigentlich immer erst mit etwas kaltem Wasser anrührt oder im Schüttelbecher aufschüttelt. Aber in Mutterns altem Backbuch stand das nicht. Da steht vieles nicht, weil man das ja eigentlich weiß. Und so donnerte ich meine Stärke fröhlich singend in die kochende Flüssigkeit und produzierte so einen glibberigen Zitronen-Stärke-Brocken. Kräftig rühren – die Brocken wurden kleiner, sie waren nur noch haselnussgroß. Noch mehr rühren – der Schneebesen qualmte. Brocken in Erdnussgröße. So ging das nicht. Ich hielt also kurzerhand den Pürierstab in meine brockige Zitronencreme. Das Ergebnis wurde so „naja“. Leider hatte ich keine Zeit, neue Zitronen zu kaufen, also musste es so gehen. Ich pürierte noch ein wenig und rührte später auch lange und ausgiebig die Sahne hinein. Die Creme schmeckte, war aber eindeutig nicht ganz cremig. Zum Glück waren die vielen Mandeln auf den Tortenböden – wahrscheinlich würden die Gäste gar nicht merken, worauf sie da herumkauen. Ich baute also meine Torte zusammen und lebte das Prinzip Hoffnung.

Und, was soll ich sagen? Beide Gebäcke wurden gegessen – klaglos. Und ein Gutes hatte dieses Back-Desaster auch noch: Ich habe endlich mal wieder meine Küche gefeudelt. Rosinen in Honig sind nämlich nichts, was man einfach so aufsaugen kann. Und liegenlassen kann man die auch nicht!

Lobrede auf ein Gemüse

Heute habe ich einen ruhigen Sonntag – und zwar ganz ruhig. Da ich gestern Besuch hatte, ist alles noch schön aufgeräumt und ich musste nicht mal kochen. Es hat nämlich noch allerhand Reste im Kühlschrank. Und während ich gerade Diverses davon verzehrte, fiel mir ein, dass dieses eine, besondere Gemüse irgendwie unterschätzt und literarisch viel zu wenig beachtet ist: die Zwiebel.

Es ist doch so: Wenn man eine Zwiebel da hat, ist am Essen schon mal Geschmack. Egal, ob Eintopf, Soße oder Dip – eine Zwiebel ist eine prima Grundlage für alles Mögliche. Brät man eine Zwiebel an, riecht es in der Küche so wunderbar, als hätte man beim Kochen schon wahre Meisterwerke vollbracht. Der Salat bekommt eine leichte Schärfe, der Eintopf wird würziger und sogar gegen Husten und Ohrenschmerzen hilft dieses vegetabile Wunder. Als Kinder ließen wir Zwiebeln wachsen, das war eine Unterrichtseinheit im Sachkundeunterricht. Mein Neffe hat das auch noch gemacht – die Zwiebel ist also auch für pädagogische Zwecke vortrefflichst geeignet.

Trotz all dieser offensichtlichen Vorteile gibt es natürlich Leute, die Zwiebeln aus dem einen oder anderen Grunde ablehnen: Weil man beim Schneiden weinen muss (was tatsächlich lästig sein kann), weil der Geruch gerne hängen bleibt oder weil man glaubt, den Geschmack nicht zu mögen. Nun, das sei jedem unbenommen, interessant sind aber die Fälle von Leuten, die Zwiebeln lieben, solange sie nicht wissen, dass sie da sind. So wie eine meiner liebsten Urlaubsbegleiterinnen, mit der ich vor Jahren unterwegs war. Wir hatten eine Ferienwohnung und da die Küche nicht rollstuhlgerecht war, übernahm ich das Kochen. Kerstin mampfte jeden Abend mit Genuss, sie lobte und hudelte meine einfachen Gerichte. Am letzten Abend jedoch sah sie mich eine Zwiebel schneiden: „Nein, bloß keine Zwiebel – Zwiebeln ess‘ ich nicht.“ Mir blieb nur, ein verblüfftes „Ach was?“ abzusetzen und weiterzuschnippeln. Sie hatte die ganze Woche Zwiebel gegessen und tat es auch an diesem Abend wieder.

Gestern und heute gab es also auch bei mir Zwiebeln – verarbeitet in einigen Dips. Wir essen nämlich bei unseren Spiel- und Filmtreffen immer total vielseitig und gesund, es gibt Gemüsesticks, Laugengebäck, manchmal Würstchen und immer Dips zum Eintunken. Ja, gut, Kuchen und Chips gibt’s auch, aber das läuft nicht unter Essen, sondern unter Knabberkram. Zum Essen gehörte bei mir dieses Mal ein Dip der Marke Eigenkreation, und dieser schmeckte, freundlich ausgedrückt, nach sehr wenig, bevor ich eine Zwiebel hineingab. Danach hatte die Paste tatsächlich Star-Qualitäten. Hier also, um diesem kleinen verzwiebelten Text noch ein wenig Mehrwert mitzugeben, das Rezept, frisch aus der Experimentierküche:

Schafskäse-Dip

  • ein Päckchen Schafskäse pürieren
  • ein Becher Créme fraîche reinmixen
  • eine dicke (rote) Zwiebel schnippeln und reinpürieren
  • ein winziger Rest Quark einrühren, wenn man hat (der musste weg)
  • einen Esslöffel Tomatenmark reinmixen
  • gehackte Walnüsse für den Crunch 😊

Zum Nachmachen empfohlen!

Kindheitserinnerung: Rote Grütze mit Quark

Oftmals, wenn ich bei meiner lieben Schwester war, komme ich mit zum Leben erweckten Kindheitserinnerungen zurück nach Frankfurt. Beim letzten Besuch war es eine Nachspeise, die aus den Tiefen des Gedächtnisses an die Oberfläche kam: ganz einfache Tüten-Rote-Grütze mit Quark. Das war eines der ersten Dinge, die ich als Kind zubereitet habe: einfach ein Tütchen Rote Grütze mit Zucker und Wasser aufkochen, Quark dazu, tüchtig rühren, fertig. Superpink, superfrisch. Ja, den Geschmack wollte ich mal wieder haben.

Meine Schwester und ich diskutierten über die richtigen Mengen: ein Pfund Quark, oder nur ein halbes? Wir wussten es nicht mehr und so probierte meine Schwester es aus und schickte mir Fotos: Nicht pink genug, fand ich, also weniger Quark.

Allerdings strauchelte ich in meinen Bemühungen zunächst an einem schnöden logistischen Problem: Ich konnte nirgends die richtige Tütengrütze finden. Nun ist Rote Grütze ja ein norddeutsches Phänomen, scheinbar ist dieses einfache Pulver hier nicht so gefragt. Ich kaufte ersatzweise eine Fruchtkaltschale, die den Zweck wahrscheinlich irgendwie erfüllt hätte, wenn nicht meine treusorgende Schwester eingesprungen wäre: Tatsächlich fand ich, kaum dass ich von meinem Misserfolg berichtet hatte, ein Tütchen des richtigen Pulvers in der Post. Dazu noch eine kurze Anweisung: Dosenmilch nicht vergessen! An die hatte ich tatsächlich überhaupt nicht mehr gedacht, kaufte aber ein bisschen Kondensmilch, um bloß nichts falsch zu machen.

Und tatsächlich: Ein Päckchen rote Grütze, ein Päckchen Magerquark und ein Schuss Kondensmilch ergeben genau den Geschmack, an den ich mich aus meiner Kindheit erinnert habe. Frisch, süß, quarkig und ungeheuer lecker. Für morgen und übermorgen ist noch was da – so ein Glück!

Die Farbe erscheint mir allerdings immer noch nicht so knallig zu sein wie früher. Das mag daran liegen, dass inzwischen andere Farbstoffe verwendet werden als in den 70er Jahren. Damals waren das ja irgendwelche künstlichen Farbstoffe, inzwischen steht „färbende Lebensmittel“ auf der Verpackung. Vielleicht machen die einfach nicht ganz so knallig pink.

Und dann stand noch ein drolliger Hinweis auf der Tüte – fast schon geeignet für die Kategorie „Fundststücke“:

Pflaumenkuchenzeit

Es herbstelt heute sehr energisch. Zeit, mal wieder eine gemütliche Teestunde mit Kuchen zu machen. Und da ich ja weniger fertig kaufen und mehr selber machen möchte, war Backzeit.

Schon gestern habe ich mich inspirieren lassen. Pflaumenkuchen sollte es werden – was sonst. Und ich wollte mal keinen Blechkuchen machen. Kurz dachte ich darüber nach, den „Apfelkuchen sehr fein“ aus meinem alten Schulkochkuch einfach mit Pflaumen zu machen, aber dann fand ich im Internet einen Pflaumenkuchen, der in einer Kastenform gemacht werden sollte. Mit Vanillesoßenpulver – wie interessant! Etwas Schokolade sollte auch rein – lecker. Aber nur 100 Gramm Mehl – kann das was geben?

Ich machte also das, was ich immer mache, wenn ich ein neues Rezept ausprobiere: Ich zweifelte erst mal alles an. Dann wandelte ich ab, verrechnete mich und kaufte nicht ordentlich ein. Und dann buk ich drauflos. Und das ging so:

Zuerst mal die Menge grob verdoppeln. 200 Gramm Mehl – hatte ich gar nicht mehr. Wo ist das denn hin? In die Pfannkuchen von gestern! Zum Glück war noch Dinkelmehl im Schrank, damit wurde aufgefüllt. Alles andere auch rein. Ich hatte nicht genug Schokolade und warf stattdessen ein Tütchen Mandeln dazu, denn das knuspert immer so schön.  Alles mixen. Natürlich auch die doppelte Menge Pflaumen rein – Schüssel zu klein. Aber bevor ich eine größere Schüssel einsaute, griff ich lieber zum Kochlöffel und hob das Obst liebevoll unter – das ist ja auch die viel sanftere Methode.

Die Schüssel war knallevoll. Das passte gar nicht in meine Kastenform – vielleicht hätten 100 Gramm Mehl doch gereicht. Also musste ich Mutterns gute alte Napfkuchen aus dem Schrank wühlen, die backt sowieso am besten. Liebevoll fettete ich sie ein und nahm ganz viel Butter – dann klebt das Paniermehl auch besser. Dachte ich zumindest. Dumm nur, dass ich das Ausbröseln total vergessen habe. Sorgfältig schlichtete ich meinen Teighaufen in die Form und strich alles schön glatt. Ab in den Ofen – warten.

Während der Kuchen im Ofen war, überlegte ich, was ich machen würde, wenn das Gebäck sich nicht aus der ungebröselten Form nehmen ließe. Auslöffeln schien mir eine Alternative zu sein. Andererseits hatte ich mich beim Verdoppeln der Buttermenge um 40 Gramm verrechnet, das sollte die Sache doch flutschen lassen. Tatsächlich sprang mir der Kuchen später beim Stürzen fast entgegen.

Erbstücke: Kuchen in der geerbten Napfkuchenform und auf dem geerbten Kuchengitter

Und – was soll ich sagen? Er schmeckt sogar! Genau genommen ist er unheimlich lecker, meine grob hingeschusterten Mengen scheinen genau richtig zu sein. Da deutet sich für mich eine neue Karriereoption am Horizont ab: Ich werde Frei-Schnauze-Rezepteverrechnerin. Wenn das mal nicht ein Plan ist.

Für morgen habe ich mir ein ordentliches Stück zur Seite gelegt und natürlich auch noch etwas eingefroren. Ich bin zufrieden – selber Backen ist doch was Feines 🙂

Komische Gewohnheiten – sich vom Fernsehen inspirieren lassen

Cakepops

Ein Fremdbild von Pixabay – das habe nicht ICH gebacken!

Inzwischen kann man ja alles Mögliche im Fernsehen verfolgen – und alles ist Wettkampf: Es wird nicht mehr nur gesportelt und getanzt, sondern auch um die Wette eingekauft, abgenommen, ausgewandert, geliebt und renoviert. Sogar das Entrümpeln des eigenen Dachbodens kann etwas Sportliches bekommen, wenn eine Fernsehkamera dabei ist. Das eine oder andere dieser Formate gucke ich auch mal ganz gerne, wenn auch nicht regelmäßig. Eines aber fasziniert mich über alle Maßen: Wettbacken.

Meine konditorischen Fähigkeiten sind ja außerordentlich begrenzt: Ich kann ganz gut Napfkuchen backen. Und Muffins, wobei das in etwa auf das Gleiche hinausläuft. Meine Mutter und meine Schwester waren schon immer Tortenmeisterinnen, an mir schlich dieses Talent jedoch stillschweigend vorbei. Nachdem ich aber etliche Folgen „Das große Backen“ geguckt hatte, erwachte auch in mir eine Art von mehliger Kreativität und ich beschloss, mal etwas anderes zu machen als die üblichen Rührteigtörtchen. Stattdessen wollte ich Rührteigkringel machen und bunt dekorieren. Mit Zuckerguss und bunten Bröseln, oder mit lila eingefärbter weißer Schokolade. Lebe wild und gefährlich, Meike!

Ich besuchte also einen Online-Shop und suchte nach einer Kringel-Form. Stattdessen fand ich … einen Automaten! Einen, mit dem man dreierlei Gebäck herstellen kann: Kringel, Bällchen und kleine Muffins, und das im Waffeleisenprinzip. Gar nicht teuer – den musste ich haben! Dazu erwarb ich noch eine Spritze, mit der man dekorieren und füllen kann sowie einen Spritzbeutel. Ein Spritzbeutel ist nämlich elementar wichtig zum Backen, das habe ich beim Fernsehen gelernt. Wie konnte ich nur fast 50 Jahre alt werden ohne Spritzbeutel?

Am Sonntag war es nun also soweit, ich weihte das Gerät ein. Für dieses Mal hatte Cakepopsich mich für Bällchen entschieden, wollte ich das Gebäck doch den Kollegen mitbringen und mundgerechte Häppchen schienen mir da sehr praktisch. Außerdem können dies Bällchen grandios dekoriert werden, wenn man denn Zeit, Muße und Geschick dazu hat. Ich hatte allerdings nicht vor, richtige Cakepops zu backen, also Teigwunderwerke auf einem Stiel, denn zum einen finde ich das ein bisschen albern, zum nächsten braucht so einen Stiel kein Mensch und zum dritten schätze ich meine Fähigkeiten durchaus realistisch ein. Und doch hatte ich große Ziele: Dreierlei Sorten wollte ich backen – mit Schoko-, Vanille und Zitronenteig und entsprechender Dekoration.

Ich legte also zeitig los: Rührteig machen – klar, das kann ich. Ich habe ja auch eine Rührmaschine. Im Internet hatte ich mich eingelesen und auch ein Büchlein mit Rezepten und Dekorationsvorschlägen gekauft. Wie sollte man jetzt den Teig in das Gerät füllen, und wie viel davon? Ach ja, klar, wie bei Muffins auch, mit zwei Löffelchen. Überall jedoch fand ich den gleichen wichtigen Hinweis: NOCH SAUBERER funktioniert es mit einem Spritzbeutel! Aha, soso, da war er also wieder, der Spritzbeutel. Ich begann also damit, die erste Ladung Teig in meinen nagelneuen Beutel einzufüllen. Das war aber gar nicht so einfach – ich musste etwas rumfummeln, bis ich begriff, wie ich die Tüte festhalten und die Tülle dabei umknicken musste, damit mir der Teig nicht gleich unten wieder rausplemperte. Auch fand ich es schwierig, den Teig nur in und nicht auch auf den Beutel zu schmieren. Als genug drin war, füllte ich die kleinen Teigmulden im Gerät. Und das ging tatsächlich gut. Hier und da entglitt mir eine kleine Teigwurst, aber das meiste landete da, wo es hinsollte. Deckel zu, warten. Und zwischendurch nochmal den Spritzbeutel füllen.

Himmel, wie sollte das denn nun wieder gehen? Wie füllt man mit klebrigen Händen einen noch klebrigeren, verbappten Spritzbeutel? Ich spielte das alte Kinderspiel „Der Boden ist Lava – du darfst ihn nicht berühren“ in der Version „Der Boden ist Teig – latsch da nicht rein!“ Und ehe ich mich versah, meldete das Backgerät Vollzug und ich durfte die ersten Kügelchen ernten. Die sahen allerdings gut aus. Also Bällchen auf Teller, mit einem Ölpinsel Teigmulden fetten, Spritzbeutel greifen, Teigwurst mit dem Jogginghosenbein auffangen, Mulden füllen, Deckel zu, backen. Und nochmal das Ganze – der Rest Teig sollte auch noch in den Sack. Was für eine Schweinerei.

CakepopsAuf diese Art und Weise ferkelte ich tatsächlich drei Mal 36 Kuchenbällchen zusammen. Hübsch sahen sie aus, aber noch gänzlich nackt und bloß. Also ging es ans Dekorieren. Die Zitronenbällchem verlangten nach Zitronenzuckerguss nebst einer dekorativ aufgeklebten Pistazie. Und weil ich ja schon immer mal was mit Lebensmittelfarbe einfärben wollte, wurde die klebrige Paste mit einem Pülverchen zartgelb angehaucht. Bälle einpinseln, Pistazie ankleben, trocknen lassen – das Wenige, was in meiner Küche noch nicht klebte, tat es danach. Zum Glück – denn dann kam es auf die anschließende Schokoladenschlacht auch nicht mehr an.

Weiße Schokolade schmelzen, rosa anhauchen, Vanillebällchen eintunken, Kokosflocken drüber. Wenn ich den Anleitungen im Internet glauben darf, werden die Küchlein komplett eingetaucht. Wie man sie dann davon abhält, danach minutenlang klebrig vor sich hin zu tröpfeln, erschloss sich mir nicht und ich beschloss, dass meine Cakepops mit halber Glasur auskommen mussten. Dann konnte man sie nämlich hinlegen, was recht praktisch war. Trotzdem war es eine ziemliche Sauerei.

Die braunen Schokoküchlein waren ein wenig trocken geraten – ich hatte meinem Backwunder nämlich nicht geglaubt, dass die Cakepos tatsächlich schon fertig waren, wenn es Vollzug meldete, und sie deshalb zu lange gebacken. Zum Ausgleich füllte ich meine wunderbare Kuchenspritze mit Johannisbeermarmelade und drückte den Bällchen jeweils etwas davon in den Hintern. Dafür brauchte man erstaunlich viel Kraft – das Gebäck war doch recht kompakt geworden. Ein paar Mal übertrieb ich es auch und schoss übers Ziel hinaus. Diese explodierten Bällchen bestimmte ich für den Sofortverzehr, soll heißen, ich fraß sie kurzerhand auf. Dann musste ich mir das Elend auch nicht weiter angucken. Dann noch mit bitterer Schokoladenkuvertüre das Einspritzloch der gefüllten Küchlein wieder zukleben und Brösel aufstreuen – fertig.

So von weitem wirkten meine Stiellosen Cakepops durchaus gelungen, wenngleich auch nicht künstlerisch wertvoll. Sie schmeckten auch gut. Zu einem Backwettbewerb sollte ich mich damit besser nicht anmelden, aber das war auch nie mein Ziel. Die Ostertage werde ich damit verbringen, die Küche zu kärchern und die ganzen übriggebliebenen Backutensilien irgendwo zu verstauen. Ich schätze, ich habe noch für 50 Jahre Lebensmittelfarbe am Lager.

Cakepops

Und ich glaube, beim nächsten Mal mache ich doch lieber Kringel. Die rollen beim Anpinseln zumindest nicht weg.

 

Frage: Was hat euch schon mal derartig inspiriert, dass es von der Glotze aus direkt in euer Leben wanderte?

Englisches Teegebäck – Original und Fälschung

Seit vielen, vielen Jahren besitze ich ein Backbuch: Das legendäre „Backen macht Freude“ von Dr. Oetker, Auflage 1987. Und schon fast genauso lange wollte ich einmal dieses wunderbare Englische Teegebäck backen, dass dort so appetitlich abgebildet war. Fast schon kann man beim Betrachten der Seite einen zarten Buttergeruch spüren, zusammen mit dem verlockenden Aroma von Ostfriesentee. Hier haben wir das Original von Dr. Oetker:

Am Freitag ist es nun endlich soweit: Ich habe alles eingekauft und fülle es wie vorgeschrieben nach und nach in meine Rührschüssel ein. Der Knethaken knetet. Und der Teig klebt. Ihhh bah – was nun? Ah ja, zur Rolle formen und kalt stellen. Das mache ich so. Der Teig wird zum Stein, der sich unverbrüchlich mit dem Teller, auf dem er liegt, verbunden hat. Das schreit nach Werkzeugeinsatz. Ich säbele eine Portion Teig heraus und gehe in die Detailverarbeitung: ausrollen, Stäbchen formen, die auf das Blech legen, mit einer Gabel ein Muster hineindrücken und mit Zucker bestreuen. Ich werkele emsig. Die Stäbchen sollen 6 mal 1,5 Zentimeter haben – ausgemessen wird das nicht, sondern halt mal so frei Schnauze gemacht. Und dieses Muster mit der Gabel – leichter gesagt als getan. Der Keks bleibt gerne in der Gabel hängen – also die Gabel vor dem Reindrücken einmehlen. Was soll das überhaupt mit diesem Muster? In Schönheit gestorben sind schon andere vor mir – habe ich das nötig? Eigentlich ja eher nicht, aber es soll ja hübsch aussehen. Also werden alle Stäbchen bemustert, man gönnt sich ja sonst nichts.

Dann in den Ofen und backen. Als die Stäbchen die Farbe haben, die im Backbuch zu sehen ist, sind sie schlicht nicht gar – also wieder rein. Komisch sehen sie aus, meine Stäbchen: unregelmäßig ist noch freundlich gesprochen. Einige sind aus der Form gegangen, gerne so um die Mitte herum. Andere haben sich mit dem Nachbarn verbündet und bilden eine Art siamesische Zwillinge, die ich vorsichtig operativ trenne. Meine Kekse sind ein wahres Abbild unserer Gesellschaft: Es gibt große und kleine, dicke und dünne, helle und dunkle Kekse. Hier ein Tellerchen meiner bunten Kekswelt:

Geschmacklich sind meine Teekekse wirklich gut, aber optisch lassen sie etwas zu wünschen übrig. Ich glaube, sollte ich sie nochmal backen, forme ich einfach kleine Kugeln und drücke die platt – das ist sicher einfacher und sieht mindestens so schön aus.

Und wieder einmal muss ich an den armen Mann denken, der vor vielen Jahren mit meiner Berufsberatung befasst war: Nach der Auswertung meiner Tests bescheinigte er mir gute Fähigkeiten in allen sprachlichen und logischen Bereichen. Nur die Geschicklichkeit und die soggenannte „Hand-Augen-Koordination“ ließ deutlich zu wünschen übrig. er sagte dazu: „Im Grunde können Sie fast alles werden, was Sie möchten. Aber bitte machen Sie nichts Handwerkliches.“ Wie recht er hatte 🙂

Gegen den Herbstblues: Pudding

Eigentlich mag ich den November ja. Die Dunkelheit, das usselige Wetter, all das läd dazu ein, es sich in der Wohnung gemütlich zu machen. Tee und Kerzen, Hörbücher hören und Strümpfe stricken, dieses Programm ist nicht das Schlechteste. Auch dieses Wochenende ist so geplant.

Trotz aller Geruhsamkeit stehe ich ja gerade am Wochenende gerne früh auf. Und vor acht Uhr habe ich die besten Ideen. Die Morgenidee von heute war besonders gut: Denn ich habe Pudding gekocht. Genau genommen meinen allerliebsten Pudding aus der Kindheit. Das Rezept war eine Weile bei mir in Vergessenheit geraten, doch seit ich regelmäßig Joghurt herstelle, ist eigentlich immer Naturjoghurt im Haus. Und der muss manchmal weg, so wie heute. Also gibt es dieses Wochenende Mandarinenpudding.

Das Rezept ist denkbar einfach: Man koche einen Standard-Vanillepudding, kippe zwei Becher/Gläschen Naturjoghurt dazu und rühre kräftig um. Dazu kommt eine Dose Mandarinen ohne Saft. Wahrscheinlich geht das auch mit anderem Dosenobst, aber nur Mandarinen machen dieses schöne, glitschig-schlüpfrige Gefühl im Mund. Und die ganze Kombination ist auch noch gut für das Gewissen, denn man isst ja nichts Ungesundes, sondern fast nur Joghurt und Obst. Das passt zum November, zum Tee und den Kerzen.