Karli ist umgezogen: In ein nagelneues Haus mit einem Garten voller Matsch. In einen Ort, in dem nur fremde Leute wohnen, und mit einer Schule, in der er niemanden kennt. Karli ist einsam und langweilt sich – aber nur, bis er Kuno kennenlernt. Denn Kuno ist der coolste Kumpel, den man sich vorstellen kann: Ein Schneemann, den außer Karli keiner sehen kann. Gemeinsam meistern Karli und Kuno die erste Zeit in der neuen Umgebung, lernen neue Freunde kennen und gehen sogar zusammen in die Schule.
„Coole Kumpel“ ist eine Geschichte für kleine Leseratten ab acht Jahren. Mal ernst, mal lustig, mal spannend – Karli und Kuno meistern gemeinsam den Alltag im neuen Wohnort. Das tun sie solange, bis Karli nicht mehr der Neue ist und merkt, dass er den kalten Kumpel nicht mehr braucht.
Leseprobe:
Das Buch hat 14 Kapitel, die sowohl zum Selberlesen als auch zum Vorlesen geeignet sind. Es ist als E-Book und als Taschenbuch erschienen.
4. Das neue Dorf
Am nächsten Morgen ist Karli früh wach. Das liegt daran, dass Kuno zu ihm ins Bett gekrabbelt ist. Wer jemals mit einem Schneemann im Bett gelegen hat, weiß, dass das ein ziemlich komisches Gefühl ist.
„Uhh, Kuno, was machst du denn!“, quiekt Karli und zieht erschrocken den Bauch ein. „Entschuldige, habe ich dich erschreckt? Ich wollte nur gucken, ob du schon wach bist. Und ich wollte wissen, wie man in dem Bett so liegt.“ Kuno hat nämlich im Stehen in einer Ecke geschlafen, wie es bei Schneemann-Kumpelchen üblich ist. „Puha, du bist kalt“, japst Karli und Kuno rutscht ein Stück von ihm weg. „Besser so?“, fragt er und guckt ein bisschen betrübt. „Viel besser“, sagt Karli und stopft unauffällig ein Stück Decke zwischen sich und seinen kalten Kumpel. „Bist du sicher, dass du nicht schmilzt?“ „Ja, klar. Sonst wäre hier doch schon alles nass.“ Kuno hatte recht: Die Stelle, wo er liegt, ist zwar kalt, aber ganz trocken. Karli wundert sich wieder einmal, aber nicht sehr lange. Denn was ist schon normal, seit er Kuno kennengelernt hat?
Und so steht Karli ganz unnormal früh auf, schleicht mit Kuno in die Küche und macht schon mal Frühstück. Käse, Wurst, Butter und Marmelade, dazu Teller, Becher und Besteck auf den Tisch. Was fehlt noch? „Wir könnten Brötchen holen“, schlägt Kuno vor und Karli hat Lust dazu. Er ist schon ein paar Mal mit dem Auto durch das Dorf gefahren, zu zweit finden sie den Bäcker ganz bestimmt. Aber draußen ist es noch ziemlich dunkel, ob der Laden überhaupt schon geöffnet hat? Karli sieht auf die Küchenuhr. Zehn vor sieben – bestimmt macht der Bäcker gleich auf. Er flitzt zu seinen Eltern ins Schlafzimmer. „Mama, Papa, ich gehe Brötchen holen und nehme mir Geld, ja?“ Noch bevor seine Eltern ganz wach sind, ist Karli wieder rausgelaufen. Er findet das Küchenportemonnaie, das wie früher in der Schublade im Esstisch liegt. Zwanzig Euro sind drin, das sollte für ein paar Brötchen reichen.
Die beiden Freunde gehen los, Karli warm eingepackt mit Mütze und Handschuhen, Kuno so wie immer. Es hat noch ein wenig geschneit in der Nacht, sodass sie über ganz frischen, unversehrten Schnee laufen. Es ist auch nicht so besonders dunkel, weil die Straßenlaternen an sind und der Schnee hell leuchtet. Karli stellt fest, dass nur er Spuren hinterlässt. Wo Kuno gelaufen ist, sieht man hingegen nichts. Sie gehen zusammen die Straße hinunter und biegen am Ende links ab. Karli weiß, dass sie in dieser Richtung den Ort finden werden, und Kuno erklärt: „Ich finde alles! Ich bin ein toller Pfadfinder!“
Schon nach fünf Minuten kommen sie an einem größeren Gebäude vorbei, das irgendwie offiziell aussieht. Auf einem großen Schild steht „Grund- und Mittelschule“. Karli freut sich darüber: “Guck mal, Kuno, da werde ich zur Schule gehen. Das ist aber nah am Tannenweg, da muss ich gar nicht weit laufen!“ „Wollen wir mal gucken gehen?“, fragt Kuno und versucht, das eiserne Tor zu öffnen. Doch das ist abgeschlossen. „Schade“, findet Kuno. Karli aber ist nicht so unglücklich darüber – schließlich muss er schon in einigen Tagen da hineingehen und möchte das eigentlich nicht so gerne. „Kommst du mit, wenn ich zur Schule muss?“, fragt er Kuno und der ist ganz begeistert. Denn Karli ist schon in der dritten Klasse und da war er noch nie. „Da kann ich vielleicht noch was lernen!“, freut der Schneemann sich.
Die beiden Freunde kommen an einen Marktplatz. Der sieht richtig schön aus, denn in der Mitte steht ein großer Tannenbaum mit elektrischen Kerzen. Kuno posiert vor dem Baum und macht ulkige Verrenkungen dabei und Karli findet es schade, dass Greta nicht dabei ist: Die macht nämlich immer von allem und jedem Fotos mit ihrem Handy. Das nervt Karli meistens, aber jetzt hätte er es lustig gefunden.
Dann suchen sie den Bäcker. Der ist ganz leicht zu finden, denn der Laden liegt direkt am Marktplatz und ist der Einzige, der so früh am Morgen schon Licht anhat. Es sind aber noch nicht viele Leute im Laden, sodass Karli ziemlich schnell dran kommt. Die Frau hinter der Ladentheke lacht freundlich, als sie Karli sieht. „Na, mein Kleiner, dich kenne ich ja noch gar nicht! Wer bist du denn?“ Karli wundert sich, denn in der Stadt hat ihn auch niemand gekannt und keiner hat ihn deshalb etwas gefragt. Er antwortet aber trotzdem: „Ich bin Karli Schumann und wir wohnen seit ein paar Tagen in einem neuen Haus am Tannenweg! Und wir brauchen ganz viele Brötchen zum Frühstück!“ „Ganz viele Brötchen also, wie viele denn?“ Karli überlegt. Also er isst mindestens drei, Papa zwei mehr, Mama auch. Greta nicht, die hat immer Angst, dass sie zu dick wird, also zwei, und Kuno auch drei. Eins oder zwei als Reserve, falls einer mehr Hunger hat, das sind dann – Karli rechnet – zwanzig Brötchen insgesamt. „Zwanzig Stück, von allen Sorten!“, bestellt er und die Bäckersfrau macht ihm zwei schöne große Tüten zurecht. Sie gibt ihm sogar noch eine Plastiktüte mit, damit er die Brötchen besser tragen kann. Das Beste aber ist, dass die nette Frau ihm mit einer Zange noch ein zuckriges kleines Quarkbällchen über die Ladentheke reicht, zum Sofortessen. „Für den Rückweg“, sagt sie und zwinkert Karli zu. Der zwinkert zurück.
Vor dem Laden isst Karli gleich sein Quarkbällchen. Kuno gibt er die Hälfte ab. Während sie dort noch stehen, kommt eine Frau mit einem Hund über den Platz gelaufen. „Guck mal, Kuno, so einen ähnlichen Hund hatte mein Freund Raffael auch“, freut sich Karli und ruft den zotteligen Mischling zu sich. Die Frau lässt ihn den Hund streicheln und fragt dann: „Wer bist du denn?“ Karli gewöhnt sich allmählich daran, dass hier alle neugierig sind, und antwortet das Übliche: „Karli Schumann, wir wohnen in einem nagelneuen Haus am Tannenweg. Wie heißt denn Ihr Hund?“ Die Frau lacht und sagt es ihm: „Der Hund heißt Moritz Müller und ich heiße Petra Müller. Wir wohnen am Birkenweg, das ist ganz in der Nähe vom Tannenweg. Wenn du magst, kannst du uns gerne mal besuchen, wir haben nämlich auch Kinder in deinem Alter.“ „Echt?“ fragt Karli mit leuchtenden Augen. „Sind Jungs dabei?“ Die Frau nickt. „Ja, wir haben einen Jungen und zwei Mädchen. Und Moritz natürlich.“ Das klingt ganz gut und Karli nickt. Ja, sobald er sich traut, wird er mal im Birkenweg vorbei gucken.
Dann gehen Karli und Kuno schnell nach Hause, schließlich sollen die Brötchen nicht gefrieren. Es ist schön zu sehen, wie das Dorf allmählich erwacht: Hinter immer mehr Fenstern geht das Licht an und es sind Fußgänger unterwegs. Karli hat inzwischen verstanden, wie der Hase in diesem Dorf läuft, und ruft jedem seinen Namen entgegen: „Hallo, ich bin Karli Schumann und wohne in einem brandneuen Haus am Tannenweg!“ Ein junger Mann guckt nur erstaunt, die meisten aber lachen und sagen Karli ihren Namen. Er kann sich aber nur Anne Jensch und Eberhard Schröder merken. So ein lustiger Name: Eberhard. Ob es auch Eberweich gibt? Karli kichert. Ach ja, und Petra Müller natürlich, mit dem Hund Moritz. Als Karli vor der Haustür steht und anhaltend klingelt, hat er das Gefühl, dass er inzwischen ganz schön viele Leute kennt. Denn so viele wohnen ja gar nicht in diesem kleinen Dorf.