Königstöchter, von Carla Berling

Bislang habe ich mich noch nicht dazu hinreißen lassen, ein Buch einer Selfpublisherin im Blog zu empfehlen, mit der ich auch noch auf Facebook „bekannt“ bin. Sowas hat ja immer ein bisschen ein Geschmäckle, dachte ich, und ließ trotz diverser Anfragen meine Finger davon. Doch schon das Buch „Sonntags Tod“ von Carla Berling fand ich wirklich gut und auch meine Mutter und meine Schwester haben es ausgesprochen gerne gelesen. Also musste mehr dran sein als nur persönliche Sympathie. Folglich kaufte ich mir kürzlich den zweiten Band der Reihe um die Journalistin Ira Wittekind. Es heißt:

Königstöchter

Darum geht es: Ira Wittekind bekommt den Auftrag, einen Artikel über einen Unfall zu schreiben: Eine demente alte Dame ist in einem unbeaufsichtigten Moment vor eine Kehrmaschine gelaufen und zu Tode gekommen. Ein Unglück, grausam und tragisch, aber im Grunde nichts Besonderes. Doch dieser Vorfall ist der Auftakt zu einer Mordserie an alten Frauen, die allesamt mit einer Stiftung zu tun haben, die sich um alte Frauen und ledige Mütter kümmert. Ira recherchiert und muss weit zurückgehen, um den roten Faden der Geschichte zu finden. Was sie aufdeckt, ist ein grausiges Verbrechen, das noch Jahre später Leben zerstört und immer weiteres Unheil nach sich zieht. Und sie stellt fest, dass sich immer die Falschen schuldig fühlen, während die wahren Schuldigen ungehemmt weiter machen – solange man sie lässt.

Was ist das Besondere: Wie schon im Vorgängerroman „Sonntags Tod“ gefällt mir der Detailreichtum und die liebevolle Schilderung der Szenen und der Umgebung. Die Beschreibung ist unheimlich lebendig, was nicht nur an dem drolligen Dialekt liegt, den die beiden zigarrepaffenden Originale „Tante Friedchen“ und „Tante Sophie“ sprechen. Die Figuren sind stimmig, ihre Handlungsweise, so absurd sie vielleicht auch mit klarem Kopf erscheinen mag, lässt sich aus der Sicht der Betroffenen heraus immer nachvollziehen.

Die Figur der Ira mit ihrem Lebensgefährten Andi ist sympathisch, wenn sie es auch mit den Tränen vielleicht manchmal ein wenig übertreibt. Mit diesem Personal (wozu ich die beiden drolligen Tanten ebenfalls zähle) hat Carla Berling durchaus Potential für weitere Geschichten.