Komische Gewohnheiten – sich vom Fernsehen inspirieren lassen

Cakepops

Ein Fremdbild von Pixabay – das habe nicht ICH gebacken!

Inzwischen kann man ja alles Mögliche im Fernsehen verfolgen – und alles ist Wettkampf: Es wird nicht mehr nur gesportelt und getanzt, sondern auch um die Wette eingekauft, abgenommen, ausgewandert, geliebt und renoviert. Sogar das Entrümpeln des eigenen Dachbodens kann etwas Sportliches bekommen, wenn eine Fernsehkamera dabei ist. Das eine oder andere dieser Formate gucke ich auch mal ganz gerne, wenn auch nicht regelmäßig. Eines aber fasziniert mich über alle Maßen: Wettbacken.

Meine konditorischen Fähigkeiten sind ja außerordentlich begrenzt: Ich kann ganz gut Napfkuchen backen. Und Muffins, wobei das in etwa auf das Gleiche hinausläuft. Meine Mutter und meine Schwester waren schon immer Tortenmeisterinnen, an mir schlich dieses Talent jedoch stillschweigend vorbei. Nachdem ich aber etliche Folgen „Das große Backen“ geguckt hatte, erwachte auch in mir eine Art von mehliger Kreativität und ich beschloss, mal etwas anderes zu machen als die üblichen Rührteigtörtchen. Stattdessen wollte ich Rührteigkringel machen und bunt dekorieren. Mit Zuckerguss und bunten Bröseln, oder mit lila eingefärbter weißer Schokolade. Lebe wild und gefährlich, Meike!

Ich besuchte also einen Online-Shop und suchte nach einer Kringel-Form. Stattdessen fand ich … einen Automaten! Einen, mit dem man dreierlei Gebäck herstellen kann: Kringel, Bällchen und kleine Muffins, und das im Waffeleisenprinzip. Gar nicht teuer – den musste ich haben! Dazu erwarb ich noch eine Spritze, mit der man dekorieren und füllen kann sowie einen Spritzbeutel. Ein Spritzbeutel ist nämlich elementar wichtig zum Backen, das habe ich beim Fernsehen gelernt. Wie konnte ich nur fast 50 Jahre alt werden ohne Spritzbeutel?

Am Sonntag war es nun also soweit, ich weihte das Gerät ein. Für dieses Mal hatte Cakepopsich mich für Bällchen entschieden, wollte ich das Gebäck doch den Kollegen mitbringen und mundgerechte Häppchen schienen mir da sehr praktisch. Außerdem können dies Bällchen grandios dekoriert werden, wenn man denn Zeit, Muße und Geschick dazu hat. Ich hatte allerdings nicht vor, richtige Cakepops zu backen, also Teigwunderwerke auf einem Stiel, denn zum einen finde ich das ein bisschen albern, zum nächsten braucht so einen Stiel kein Mensch und zum dritten schätze ich meine Fähigkeiten durchaus realistisch ein. Und doch hatte ich große Ziele: Dreierlei Sorten wollte ich backen – mit Schoko-, Vanille und Zitronenteig und entsprechender Dekoration.

Ich legte also zeitig los: Rührteig machen – klar, das kann ich. Ich habe ja auch eine Rührmaschine. Im Internet hatte ich mich eingelesen und auch ein Büchlein mit Rezepten und Dekorationsvorschlägen gekauft. Wie sollte man jetzt den Teig in das Gerät füllen, und wie viel davon? Ach ja, klar, wie bei Muffins auch, mit zwei Löffelchen. Überall jedoch fand ich den gleichen wichtigen Hinweis: NOCH SAUBERER funktioniert es mit einem Spritzbeutel! Aha, soso, da war er also wieder, der Spritzbeutel. Ich begann also damit, die erste Ladung Teig in meinen nagelneuen Beutel einzufüllen. Das war aber gar nicht so einfach – ich musste etwas rumfummeln, bis ich begriff, wie ich die Tüte festhalten und die Tülle dabei umknicken musste, damit mir der Teig nicht gleich unten wieder rausplemperte. Auch fand ich es schwierig, den Teig nur in und nicht auch auf den Beutel zu schmieren. Als genug drin war, füllte ich die kleinen Teigmulden im Gerät. Und das ging tatsächlich gut. Hier und da entglitt mir eine kleine Teigwurst, aber das meiste landete da, wo es hinsollte. Deckel zu, warten. Und zwischendurch nochmal den Spritzbeutel füllen.

Himmel, wie sollte das denn nun wieder gehen? Wie füllt man mit klebrigen Händen einen noch klebrigeren, verbappten Spritzbeutel? Ich spielte das alte Kinderspiel „Der Boden ist Lava – du darfst ihn nicht berühren“ in der Version „Der Boden ist Teig – latsch da nicht rein!“ Und ehe ich mich versah, meldete das Backgerät Vollzug und ich durfte die ersten Kügelchen ernten. Die sahen allerdings gut aus. Also Bällchen auf Teller, mit einem Ölpinsel Teigmulden fetten, Spritzbeutel greifen, Teigwurst mit dem Jogginghosenbein auffangen, Mulden füllen, Deckel zu, backen. Und nochmal das Ganze – der Rest Teig sollte auch noch in den Sack. Was für eine Schweinerei.

CakepopsAuf diese Art und Weise ferkelte ich tatsächlich drei Mal 36 Kuchenbällchen zusammen. Hübsch sahen sie aus, aber noch gänzlich nackt und bloß. Also ging es ans Dekorieren. Die Zitronenbällchem verlangten nach Zitronenzuckerguss nebst einer dekorativ aufgeklebten Pistazie. Und weil ich ja schon immer mal was mit Lebensmittelfarbe einfärben wollte, wurde die klebrige Paste mit einem Pülverchen zartgelb angehaucht. Bälle einpinseln, Pistazie ankleben, trocknen lassen – das Wenige, was in meiner Küche noch nicht klebte, tat es danach. Zum Glück – denn dann kam es auf die anschließende Schokoladenschlacht auch nicht mehr an.

Weiße Schokolade schmelzen, rosa anhauchen, Vanillebällchen eintunken, Kokosflocken drüber. Wenn ich den Anleitungen im Internet glauben darf, werden die Küchlein komplett eingetaucht. Wie man sie dann davon abhält, danach minutenlang klebrig vor sich hin zu tröpfeln, erschloss sich mir nicht und ich beschloss, dass meine Cakepops mit halber Glasur auskommen mussten. Dann konnte man sie nämlich hinlegen, was recht praktisch war. Trotzdem war es eine ziemliche Sauerei.

Die braunen Schokoküchlein waren ein wenig trocken geraten – ich hatte meinem Backwunder nämlich nicht geglaubt, dass die Cakepos tatsächlich schon fertig waren, wenn es Vollzug meldete, und sie deshalb zu lange gebacken. Zum Ausgleich füllte ich meine wunderbare Kuchenspritze mit Johannisbeermarmelade und drückte den Bällchen jeweils etwas davon in den Hintern. Dafür brauchte man erstaunlich viel Kraft – das Gebäck war doch recht kompakt geworden. Ein paar Mal übertrieb ich es auch und schoss übers Ziel hinaus. Diese explodierten Bällchen bestimmte ich für den Sofortverzehr, soll heißen, ich fraß sie kurzerhand auf. Dann musste ich mir das Elend auch nicht weiter angucken. Dann noch mit bitterer Schokoladenkuvertüre das Einspritzloch der gefüllten Küchlein wieder zukleben und Brösel aufstreuen – fertig.

So von weitem wirkten meine Stiellosen Cakepops durchaus gelungen, wenngleich auch nicht künstlerisch wertvoll. Sie schmeckten auch gut. Zu einem Backwettbewerb sollte ich mich damit besser nicht anmelden, aber das war auch nie mein Ziel. Die Ostertage werde ich damit verbringen, die Küche zu kärchern und die ganzen übriggebliebenen Backutensilien irgendwo zu verstauen. Ich schätze, ich habe noch für 50 Jahre Lebensmittelfarbe am Lager.

Cakepops

Und ich glaube, beim nächsten Mal mache ich doch lieber Kringel. Die rollen beim Anpinseln zumindest nicht weg.

 

Frage: Was hat euch schon mal derartig inspiriert, dass es von der Glotze aus direkt in euer Leben wanderte?

6 Kommentare zu “Komische Gewohnheiten – sich vom Fernsehen inspirieren lassen

  1. Herrlich, ich hab beim Lesen vor mich hin gekichert.
    Witzig find ich auch, dass mir seit dem Hören des Radiointerwievs im Kopf deine Stimme deine Texte vorliest.
    Hm, was hat mich im Fernsehen inspiriert? Inzwischen kann ich damit ganz gut umgehen.
    Aber als Kind war ich anfällig. Beim Lila-Laune-Bär gab es immer Bastelideen, die wir versucht haben. Meist sind wir aber gescheitert, weil wir die entsprechenden Dinge nicht hatten, leere Fruchtzwerge-Becher beispielsweise.
    Meine Kinder sind jetzt auch so, wenn sie was sehen, wollen sie das nachmachen.
    LG von TAC

    Sohnemann hat übrigens „Lilla und Sturmkönig“ gelesen und fands gut.
    Ich bin selbst leider noch nicht dazu gekommen.

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  2. Wunderbar geschrieben! Tihi, solche Anwandlungen überkommen mich auch regelmäßig. Eigentlich will ich ja richtiges Tortendekorieren lernen/üben, aber es fehlt die Zeit. Vor einiger Zeit habe ich mal kleine „Kiesel“ aus getrocknetem Obst, Kekskrümeln und Schokolade geformt und den Kollegen mitgebracht. Das war eine Sauerei!

    Das Fernsehen inspiriert mich übrigens nicht so sehr wie das Internet, aber es kommt wohl auf das gleiche Desaster raus.

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