Komische Gewohnheiten – draußen pinkeln

Eine Bemerkung vorab: Ein Teil dieses Beitrags beruht – wie man sich unschwer denken kann – auf Hörensagen. Auch der Rest ist sehr subjektiv. Aber das ist in dieser Kategorie ja nichts Neues.

Komische Gewohnheiten 10 – draußen pinkeln

Schmetterling

Sternstunden der Tierfotografie: Schmetterling auf fetter Henne

Vor kurzem war ich mal wieder im Urlaub, auf Borkum. Ich lief viel, Düne auf, Düne ab, fotografierte und guckte müßig auf’s Wasser. Besonders gerne betätige ich mich in diesen stillen Stunden als Tierfotografin: Mal sind es Möwen, die mein Interesse wecken, dann wieder Kaninchen oder Schmetterlinge. Dieses Mal hörte ich in den Dünen immer wieder das Keckern von Fasanen. Zu sehen bekam ich allerdings nur die unscheinbaren Weibchen. Irgendwann wackelte es im Gebüsch und ich dachte: „Fasanenhahn, jetzt bist du dran!“ Leise schlich ich mich an – Meike auf der Pirsch. Leider scheuchte ich keinen riesigen, bunten Hahn auf, sondern eine dickliche Dame aus dem Ruhrpott, die dort in Ruhe hatte pinkeln wollen. Mein Auftauchen mit der Kamera im Anschlag hat sie zunächst entsetzt, später aber doch amüsiert, nachdem ich ihr garantiert hatte, dass ich keinerlei Aufnahmen ihres nackten Hinterns geschossen hatte. Diese denkwürdige Begegnung brachte mich jedoch dazu, über das Pieseln im Allgemeinen und draußen im ganz Speziellen einmal nachzudenken.

Es ist ja bekannt, dass Männer und Frauen unterschiedlich auf’s Klo gehen. In öffentlichen Einrichtungen hängen für die Männer Becken an den Wänden, sogenannte „Pissoirs“. Dieses leicht ordinäre – „Piss“ – aber auf Französisch getrimmte Wort – „oirs“ – drückt schon aus, dass diese Dinger irgendwie grenzwertig sind. Denn die Jungs pinkeln quasi öffentlich im Flur, gerne in einer Reihe. Die kleinen Kabäuschen werden nur zu anderen Zwecken aufgesucht, habe ich mir sagen lassen.

Mädchenklos hingegen haben nur kleine Kabäuschen, keine Becken im Vorraum. Oder doch, ja, aber nur zum Hände waschen. Die kleinen Geschäfte werden in intimer Abgeschiedenheit verrichtet, auch wenn sich Freundinnen dabei gerne mal über die Trennwand unterhalten. So ein Aufenthalt in der Damentoilette ist oftmals wirklich interessant, es gibt allerhand zu erfahren. Wer das noch nie probiert hat, sollte sich vielleicht einmal einschleichen und sich hinten links ganz diskret einschließen, der Weiterbildung zuliebe.

Das im Inneren gezeigte unterschiedliche Erleichterungsverhalten der Geschlechter trifft im gleichen Maße oder sogar noch stärker auf das Verhalten im Freien zu. Auf Festen oder Konzerten stehen die Frauen in langen Schlangen vor dem Dixi, die Männer hingegen in langen Reihen am Zaun. Das würden Frauen so nie machen, denn das würde einfach blöd aussehen. So weit, so logisch.

Auffällig ist jedoch das Gemeinschaftsverhalten auf Ausflügen. Ich bemühe hier wieder einmal mein vielgeliebtes Beispiel der Kohlfahrten. Da laufen wir im zur Winterszeit im Freundeskreis durch die norddeutsche Tiefebene, oftmals fernab der Zivilisation, und nehmen Getränke zu uns. Die Damen lassen oftmals das Bier weg, weil man von dem so oft muss. Die Herren trinken davon reichlich, wahrscheinlich aus dem gleichen Grund. Und immer mal wieder spaltet sich ein kleines Grüppchen Männer ab und geht pieseln. Gemeinsam natürlich. Wenn Schnee liegt, üben sie sich angeblich im Formenpieseln und versuchen sich an Herzchen oder „Liselotte“. Zumindest behaupten sie das nach getätigtem Geschäft und vergleichen den jeweiligen Grad der Fertigstellung.

Frauen sind auch hier diskreter. Wenn sie auch manchmal zu zweit die Gruppe verlassen, suchen sie sich doch jede einen eigenen Busch. Ist ja alles schon unangenehm genug, da halbnackt in der Kälte zu hocken und sich am Ende noch in eine Brennnessel zu setzen. Da muss man sich nicht auch noch dabei beobachten lassen, wie man sich ans eigene Hosenbein pinkelt.

Interessant wird es, wenn – wie bei der Kohlfahrt – eine gewisse Menge Alkohol im Spiel ist und die ungeschriebenen Gesetze des draußen Pinkelns von einigen nicht mehr als solche wahrgenommen werden. Wenn dann der angesäuselte H. der Abgeschiedenheit suchenden B. kumpelhaft grinsend in den Wald hinterherschleicht und erst durch böse Blicke und einen scharfen Verweis der B. auf den Pfad der Tugend zurück gebracht werden kann, dann kann die Stimmung schon mal kippen. Und das nur durch ein natürliches Bedürfnis – man stelle sich das mal vor!

7 Kommentare zu “Komische Gewohnheiten – draußen pinkeln

  1. Puh, zum Glück berichtest Du hier (exemplarisch) von einem H. und nicht von M. 😉

    Im Übrigen habe ich es noch nie erlebt, dass einer von uns Herren ein Herzchen oder „Liselotte“ gepieselt hätte. Insbesondere nicht mit Anführungszeichen. Nein, hier sind sind wir wohl egozentrischer. Im Volksmund heißt es daher auch: Leise pieselt das Reh seinen Namen… Dass das Ganze dann hinterher doch wie ein unförmiges Herzchen mit Anführungszeichen aussieht, ist eine andere Geschichte.

    Und dass die Herren der Schöpfung das Kabäuschen zu einem anderen Zweck als dem Pieseln aufsuchen, lässt sich leider auch nicht so verallgemeinern. Immer häufiger lässt sich beobachten, dass Herren auch das (im Stehen-)Pinkeln lieber hinter verschlossenen Türen erledigen. Ob aus Scham, dass sie nicht mehr so treffsicher sind oder weil die Akustik einfach besser ist? Keine Ahnung …

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    • Ha, Michael, vielen Dank für deine Einlassungen, da lerne ich doch wieder was und aktualisiere mein Wissen hinsichtlich der Kabäuschen! 🙂

      Das mit dem Herzchen hat mir mal einer unserer Kohlfahrer erzählt, ich war nicht dabei. Und es war tatsächlich der H., der damals der B. indiskret auf den Fersen blieb – darüber lachen B. und ich heute noch. 😀

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  2. Ach Mädels, ihr macht mich fertig! Wisst ihr überhaupt, welch eine Mühsal dahinter steckt, beim Lesen eurer sexistisch-anstößigen, e(h)r-verletzenden Texte nicht die letzte Kontrolle über den wohl mit wichtigsten Nerv zu verlieren…..um sich somit nicht unverzüglich einzu… nennen wir es …dingsen (einzudingsen). Ad hoc möchte ich es noch anregen, vor der, i.a.R., doch sicher noch unbedarften Annäherung an eure charakterliche Schwäche, Unsittlichkeit, Verderbtheit, ja gar euren Amoralismus, stets…und zumindest…einen Knigge (Regeln des Benimm) oder gar einen Rainer Erlinger (Moralinstanz und Autor), parat zu halten. Mit zumindest verdient-/angemessenem, ja gar respektablen Gruß Euer stets treuer Frank

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    • Lieber Frank,

      ich hoffe, es ist gelungen und du konntest an dich halten. Einen Knigge oder gar einen Erlinger habe ich leider nicht vorrätig, beides war beim Rewe aus. Ich behelfe mich statt dessen mit dem Online-Duden sowie Mutterns altem Poesiealbum – das muss an Regeln reichen.

      Wünsche einen fantastischen Abend,
      Meike

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