Covid und das große Müde …

Zwei Monate Blogpause – das gab es seit 2013 noch nie bei mir! Aber wie es eben so geht: Manchmal geht einfach nix.

Da fuhr ich doch Anfang Oktober frohgemut in den Urlaub an die Ostsee. Das Wetter war prächtig, meine Laune war es auch.

Leere Strandkörbe im Herbstlicht

Unterwegs nach Niendorf

Ich hatte ein hübsches kleines Hotel direkt am Timmendorfer Strand gebucht, hüpfte jeden Morgen früh aus dem Bett, frühstückte ausgiebig im fast leeren Frückstücksraum und stiefelte dann los. Es war noch so warm, dass man den ganzen Tag draußen sein konnte – angenehm zu Zeiten einer noch immer herummarodierenden Pandemie. Durch die viele Bewegung – ich ging auch jeden Abend noch schwimmen – fühlte ich mich fit und jung, gerade so, als sei ich höchstens 49.

Blick auf die Ostsee. Im Vordergrund allerhand Grünzeug.

Irgendwo auf der Promenade

So verging meine Woche viel zu schnell. Schon am Freitag war ich etwas wehmütig, so dachte ich zumindest, und konnte mich nicht mehr so recht motivieren. Das Schwimmen habe ich geschwänzt. Am Samstag fand ich meinen Koffer zu schwer und im Zug begann ich zu husten. Zuhause machte ich einen Covid-Test und der zeigte sofort – nach 30 Sekunden – einen dicken roten Strich. Fehlte nur noch, dass er geklingelt hätte. Hallo Corona, mein Name ist Meike.

Wie zu erwarten, war ich die beiden Wochen danach ziemlich im Eimer, auch wenn es alles in allem sicherlich ein milder Verlauf war. Aber diese Müdigkeit! Ich glaube, ich habe in meinem Erwachsenenleben noch nie so viel geschlafen.

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Eule im Vogelpark Niendorf. Ich habe bessere Fotos gemacht dort, aber dieses erscheint mir hier passend.

Inzwischen habe ich mich einigermaßen berappelt, aber zum Schreiben fehlte mir bislang jegliche Lust und Inspiration. Also habe ich Pause gemacht und mich mal wieder an die Verarbeitung meiner Wollberge gemacht. Socken, Tücher, dit und dat – all das wanderte letzte Woche in einem großen Karton an das Charity-Projekt, bei dem ich mitmache. Auch diese kleinen Gesellen hier, die den heutigen Post versöhnlich abschließen sollen:

gestrickte Schnecken und Trompetenschnüffler

Borkum – meine Seeleninsel

Schon oft habe ich mich gefragt, welche der von mir so gerne besuchten Inseln eigentlich meine Lieblingsinsel ist. Ich denke, es ist Borkum. Und deshalb war ich besonders glücklich über die Woche, die ich kürzlich mit meiner lieben Schwester dort verbringen konnte. Für mich war es eine Wiederholung und für sie auch – aber nur bedingt. Sie war zwei Mal dort, das letzte Mal allerdings schon vor 45 Jahren. Ja, da hat sich einiges geändert.

Dünen-Gif

Wir reisten mitten in der Woche an und konnten uns gleich über ein bisschen Sonne freuen. Überhaupt war das Wetter die ganze Zeit über gut: morgens oft noch bedeckt, aber dann immer sonniger. Da die Wetter-App unserer Handys total versagte und das an keinem Tag so vorhersagte, holten wir uns gleich am ersten Tag einen krassen Sonnenbrand in unseren schönen Gesichtern. Die Sonnencreme lag derweil sicher aufgehoben im Hotel.

Türme auf Borkum, Panorama

Meine Schwester und ich wohnten wieder einmal in einem Hotel direkt am neuen Leuchtturm. Dort hatten wir zuletzt 1977 zusammen mit unseren Eltern gewohnt. Es gab viele Erinnerungen, die sich bei mir natürlich mit den Erinnerungen an Urlaube aus neuerer Zeit mischten. Meine Schwester dachte oft zurück an die vielen Kinder, mit denen wir dort gespielt hatten. Ich erinnerte mich an Mini Milk und Berry – unser damaliges Nachtisch-Eis.

Anfang des Urlaubs hatten wir viele Pläne: Inselrundfahrt, Heimatmuseum, vielleicht Aquarium. Doch dann machte das Wetter uns einen Strich durch die Rechnung, denn wir waren an jedem Tag einfach nur draußen. Mal liefen wir durch die Dünen, dann wieder schlenderten wir auf der Promenade von Bank zu Bank. Beide sind wir so veranlagt, dass wir keine große Action brauchen für einen schönen Urlaub. Es reicht uns, auf’s Meer zu gucken. Und die Sonnenuntergänge lassen bei gutem Wetter ja bekanntlich keine Wünsche offen. 

Sonnenuntergang auf Borkum

Bei Blick von der Promenade auf die Nordsee offenbarte sich, wie schnell sich die Insellandschaft manchmal verändert: Die Sandbank, auf der bei niedrigem Wasser immer ein paar Seehunde chillen, ist in den letzten Jahren sichtbar näher gekommen. Früher fuhr man mit dem Boot dahin, Anfang der 2000er Jahre war es eine längere Wanderung und inzwischen ist es ganz nah, so dass man vom Strand aus sehen kann, wie die Tiere hin- und herrobben. Manchmal schwimmt auch einer ganz nah ran und guckt rüber. Ob wir für die Tiere wohl genauso interessant sind wie sie für uns? Ob sie sowas denken wie „Oh, wie niedlich“, wenn ein kleines Kind am Strand herumspielt?

Das Borkumer Wildlife war dieses Mal friedlich: Da es nur wenige Möwen gab, hat mich ausnahmsweise mal keine ankekackt. Das ziehe ich ja sonst magisch an. Der einzige Fasan, den wir sahen, zeigte sich kamerascheu, aber die unzähligen Karnickel hoppelten fröhlich überall herum. Ich kann verstehen, dass die Borkumer sie nicht lieben, sind sie doch aufgrund ihrer reinen Anzahl inzwischen zur Plage geworden und unterhöhlen alles munter mit ihren Gängen und Kinderstuben. Doch ich habe mich immer gefreut, sie zu sehen. Selbst aus unserem Frühstücksraum heraus sah mal es fröhlich hoppeln. Leider habe ich vor lauter Niedlichkeit vergessen, welche zu fotografieren. Stattdessen knipste ich wieder einmal Blüten.

Auch kulinarisch kamen wir übrigens voll auf unsere Kosten: Wir hatten Halbpension gebucht, die in diesem Famiulienhotel solide, aber nicht aufregend ist. Wir gönnten uns aber jeden Tag eine Zwischenmahlzeit. Zumeist war die süß, denn es gibt auf der Insel unzählige Möglichkeiten, gut zu kaffeesieren und sich fest-flüssig zu versorgen. Der gelbe Schnaps namens Fasanenbrause schmeckte mir, meine Schwester fand ihn allerdings grauslich. Am allermeisten haben uns jedoch die Fischbrötchen von Hinnis Milchbar beeindruckt. Wir probierten Matjes (ich) sowie Bismarck und Krabbe (meine Schwester). Wir kamen bei allen drei Varianten zu dem Schluss: Besser geht’s nicht! (muss ich jetzt wohl „Werbung“ über diesen Post schreiben? 😉 )

Küstenurlaub

Eine Miniatur aus dem Schreibworkshop: Zuerst sollten wir uns fünf Wörter ausdenken, die für uns mit dem Paradies zu tun haben. Dann zu jedem Wort einen Satz schreiben. Und zu guter Letzt gab es sieben Minuten Zeit, um einen kleinen Text zu Schreiben, in denen zwei dieser Sätze vorkamen. Nun gut …

Küstenurlaub

Der überarbeitete Büromensch erreicht die Küste. Er wollte eigentlich nie an die Nordsee. Er fuhr lieber nach Afrika, Indien, Südostasien. Aber nicht jetzt, zu Corona-Zeiten – ganz bestimmt nicht. Am Ende vielleicht in einem verwanzten Krankenhaus liegen und nach Luft schnappen, nein, das war es ihm nicht wert. Dann halt einmal an die Nordsee, in eine Ferienwohnung im Haus Seestern. Er lässt sich darauf ein, macht das, was man da halt so macht, an der Nordsee. Drei Wochen lang.

Hafeneinfahrt Westeraccumersiel

Nach dem Urlaub wird der Büromensch wieder mit seinen Kollegen sprechen, Er wird vom Urlaub erzählen, davon, dass es schön war und dass er etwas gelernt hat. „Was denn“, werden sie ihn fragen und er wird es ihnen erklären: „Kühle erfrischt mich und lässt mich Wärme genießen. Das wird einem ja sonst gar nicht so bewusst. Und der Wind bläst den Mist aus dem Hirn. Das war wirklich mal nötig.“

Abendstimmung auf Borkum

Noch 30 Tage

Eine Miniatur aus dem Workshop und die Frage: Was macht man mit 30 Tagen? Sabine fällt dazu einiges ein.

Noch 30 Tage

„Sie haben noch 30 Tage“, sagte Dr. Schulz zu Sabine. „Nutzen Sie sie gut!“

Sabine nickte. 30 Tage, das klang viel und war doch wenig. Was sollte sie tun in dieser Zeit? Auf jeden Fall die Wohnung durchsortieren – aufgeräumte Wohnung, aufgeräumtes Leben. Papierkram machen, das hatte sie ewig nicht getan. Überall lag etwas herum, das erledigt werden wollte. Und dann die Verwandtschaft anrufen – aber nein, die waren alle so anstrengend, das würde sie nur tun, wenn Zeit übrig blieb. Nur bei ihrer Kusine Petra würde sie sich melden. Der hatte sie früher immer nah gestanden, sie verdiente, dass Sabine ihr etwas ihrer kostbaren Zeit widmete.

Überhaupt, die kostbare Zeit – wieso dachte sie eigentlich über ihre Wohnung und unerledigte Korrespondenz nach? Sie war nie ordentlich gewesen, wieso sollte sie gerade jetzt damit anfangen? Sie hatte doch immer mal nach Rio gewollt – wann, wenn nicht jetzt? New York, Rio, Tokio, dieses Lied war in den 80er Jahren eines ihrer Lieblingslieder gewesen. Tokio reizte sie zwar nicht mehr, aber Oslo interessierte sie. Da war es auch nicht so warm, das ließ sich besser aushalten. Sabine mochte es nicht, wenn es warm war.

Also Oslo. Und Island, wenn sie schon einmal in dieser Richtung unterwegs war. Dann die Wohnung aufräumen, Petra anrufen, Papierkram machen. Und dann, wenn noch Zeit war, bei Sibylle, Tante Waltraud und Onkel Horst anrufen.

30 Tage: Das klang so viel und war doch so wenig, wenn man jahrelang keinen richtigen Urlaub gemacht hatte.

Usedom, Sonnenaufgang bei Bansin

Usedom, Sonnenaufgang bei Bansin

Inselzeit

Heute habe ich meine Reiseunterlagen bekommen. Es ist zwar noch eine ganze Weile hin, bis ich nach Usedom fahren darf, aber freuen kann man sich ja schon mal. Und ich freue mich wie verrückt auf meinen Herbsturlaub auf der Insel.

Ich muss gestehen, dass ich nicht besonders fantasievoll bin, was Reisen angeht. Für mich muss Wasser dabei sein, und zwar kaltes, graues. Außerdem brauche ich eine ordentliche Portion Wind um die Nase und viel Platz, damit ich einen Urlaub als gelungen empfinde. Seit Jahren schon zieht es mich deshalb einmal im Jahr mit einer lieben Freundin nach Juist. Wir reisen außerhalb der Hauptsaison und gönnen uns das Juister Krimifestival – davon werde ich beizeiten einmal berichten.

Was viele Bekannte immer wieder in Erstaunen versetzt ist, dass ich mit großer Leidenschaft im für die meisten Leute fiesesten Monat – nämlich im November – an die Küste fahre. Und dabei ist es eigentlich so einfach: Der Herbst ist für mich eine der schönsten Jahreszeiten, um ans Wasser zu fahren. Die leeren Strände laden dazu ein, sich warm einzupacken und ordentlich durchpusten zu lassen. Mir bläst es dabei den ganzen Stress des Alltags aus dem Kopf, es ist wieder Platz für neue Ideen und ich ertappe mich immer wieder dabei, dass ich versuche, gegen den Sturm anzusingen.

Sylt im November

So wie im letzten Jahr auf Sylt. Der für den November zuständige Wettergott meinte es gut mit mir und schickte wenig Regen, was sicher gut für meinen Geldbeutel war, denn auf Sylt kann man schlechtes Wetter wunderbar durch ausgedehntes Shopping überbrücken. Strandspaziergänge sind da deutlich billiger, auch wenn man dabei der Kälte wegen vom ersten Tee zum nächsten Glühwein schlendert.

Sylt im November

Eine Besonderheit am Inselherbst ist das schöne, intensive Licht, das es einem erlaubt, selbst mit einer schnöden Handykamera anheimelnde Bilder zu schießen. Wellen, Wolken und niedliche Reetdachhäuser sind zudem dankbare Motive, die es einem leicht machen. Man darf jedoch nicht vergessen, dass es auch das Fehlen der Touristenmassen ist, das dazu beiträgt, dass die Erinnerungsfotos so gelungen wirken. Auf Sylt hatte ich tatsächlich wahre „Momente der Einsamkeit“, in denen ich sehr idyllische Fleckchen ganz für mich hatte.

Sylt im Herbst

Was den Tourismus angeht, schlagen tatsächlich zwei Herzen in meiner Brust: Natürlich wünsche ich den Insulanern und Küstenbewohnern, dass möglichst viele Gäste kommen und die Einheimische zumindest ein solides Einkommen aus ihrer schönen Landschaft ziehen können. Andererseits möchte ich zur Hauptsaison, wenn der Trubel seinen Höhepunkt erreicht, nicht in der Nähe sein. Das hat mich schon früher abgeschreckt, als ich noch in Wilhelmshaven studiert habe und eigentlich jeden Tag einmal kurz in Richtung eines der Bäder hätte abbiegen können. Im Winter habe ich das ab und zu getan, im Sommer aber habe ich Orte wie Hooksiel oder Schillig gemieden wie die Gans das Bratrohr. Und als ich auf Sylt sah, wie viele Sitzgelegenheiten bei Gosch in List aufgestapelt und eingemottet auf die nächste Saison gewartet haben, habe ich beschlossen, niemals im Sommer dorthin zu fahren. Das ist nicht meine Jahreszeit – sollen sich dann andere bei Matjes und Champagner vergnügen.

Sylt im Herbst

Dieses Jahr im Herbst soll es also Usedom werden. Da war ich noch nie. Wenn ich richtig informiert bin, gibt es dort Stellen, an denen im Herbst Bernstein angeschwemmt wird. Ich werde mich wieder einmal auf die Suche begeben. Gesucht habe ich schon oft, wirklich etwas gefunden noch nie. Ganz bestimmt wird es dieses Mal soweit sein, der faustgroße Brocken ist mir so gut wie sicher. Ich werde berichten…