Strickjacke zum Verschenken – ein widerspenstiges Stück!

Grünes und dunkelblaues Wollknäuel in brauner HolzschüsselEs gibt Strickwerke, die wollen erst mal nicht gelingen. So ging es mir mit der Jacke, die ich für meine Freundin Kerstin stricken wollte. Nicht zu bunt sollte sie sein – Kerstin mag es nicht so bunt. Sie liebt blau. Und da ich nicht gerne ganz einfarbig stricken mag, entschied ich mich, mit zwei Fäden zu stricken – in Marine und Seegrün. Das Aussuchen des Sockengarns, das neben Schurwolle und Polyacryl auch einen guten Teil Bambus enthält, war schnell gemacht. Aber damit hörte es auch schon auf.

Das einfache Zopfmuster war es nicht, das mir Probleme bereitete. Aber die Größe! Ich rechnete, grübelte, rechnete wieder. Zu weit, zu eng, zu lang, zu kurz? Nach allerhand Rätselei legte ich los und es ging recht gut von der Hand. Rückenteil fertig, erstes Vorderteil fertig, zweites Vorderteil fer… ähhem … Knopflöcher? Ein Stück aufribbeln, Knopflöcher vorsehen. Zweites Vorderteil auch fertig. Vor dem Zusammennähen erst mal was anderes machen, denn dazu habe ich immer so gar keine Lust.

Dann, an einem Sonntagmorgen, ein Herz fassen, Nadel hervorkramen, Knopflöcher umranden, Fäden vernähen.  Dann nur noch zusammennähen. Also, erst mal aufeinanderlegen und mit einer langen Stricknadel die erste Schulter zusammenpieken vor dem Nähen. Piek, piek – am Ende steht was über. Nadel wieder rausziehen. Piek, piek – passt nicht. Hääähh? Wat is dat denn? Ich greife mir das zweite Vorderteil, halte es mit dem ersten zusammen. Beide genau gleich groß. Super Arbeit, Maß exakt getroffen. Ich lege wieder ein Teil auf den Rücken – sieht komisch aus. Irgendwie passen Rücken und Vorderteile nicht zusammen. Ich spüre meinen Mut sinken, gebe aber nicht auf und pieke ein Vorderteil so an den Rücken, dass ich die Schulter mit etwas Frickeln zusammennähen könnte. Nun ja – das würde gehen, und trüge Kerstin ihre Brüste auf dem Rücken, würde das vielleicht sogar eine gute Figur machen.

Es hilft nichts, ich muss der Wahrheit ins Auge sehen: Irgendwo habe ich mich verrechnet. Ich muss entweder den Rücken oder beide Vorderteile nochmal auftrennen. Und da ich überhaupt keine Lust habe, meine soeben sorgfältig umrandeten Knopflöcher wieder aufzupulen, wird es der Rücken.

Strickjacke mit Zopfmuster und kurzen Ärmeln

Es versteht sich von selbst, dass ich vor dieser frustrierenden Arbeit erst mal einige Paare Socken stricken musste. Dann aber kam das nächste Treffen mit Kerstin näher und ich musste ran. Ich rechnete also nochmal – dieses Mal ganz besonders sorgfältig – und strickte in einem Rutsch Rücken und Ärmel fertig. Es half ja nichts, schließlich soll meine Freundin nicht frieren, und die vor einigen Jahren auf Maß angefertigte Jacke (auch in blau-grün, was für ein Zufall) ist inzwischen wirklich abgetragen. Knöpfe dran, und dann musste das gute Stück nur noch passen. Und das tut es – davon konnte ich mich letzte Woche in unserem gemeinsamen Urlaub selbst überzeugen.

Resteverwertung – meine neue Kuscheljacke

Sooo, der Winter kann kommen – oder zumindest der Herbst. Denn gestern wurde meine neue Kuscheljacke fertig und ich habe sie am Abend auch gleich angehabt. Lange habe ich daran herumgewerkelt!

Verschiedene Wollreste in WäschewanneAlles begann damit, dass ich einmal meine ganzen Sockenwoll-Reste zusammengesammelt habe. Da kam einiges zusammen, kunterbunt und nicht unbedingt so, dass da irgendwas gut zu etwas anderem gepasst hätte. Ich wartete  also auf eine Aktion von brands-4-friends, wo es ein paar Mal im Jahr günstige Sockenwolle zu kaufen gibt. Ich ergatterte tatsächlich zwei Pakete Regia Silk in Anthrazit, die wunderbar geeignet schien, um mein buntes Sammelsurium farblich zusammenzuhalten.

Und dann werkelte ich drauflos. Natürlich wollte ich nichts Kompliziertes, ist ja klar – wie immer war „fernsehtauglich“ mein Motto. Schließlich schlafe ich ansonsten beim Fernsehen immer gleich ein, wenn ich nichts zum Werkeln habe. Frau in StrickjackeIch entschied mich mal wieder für das gute alte Ziegelmuster mit Hebemaschen – immer vier Reihen farbig, zwei Reihen dunkel, und in den farbigen Reihen jeweils die sechste Masche abheben. Das strickt sich irgendwann ganz von selber.

Auch wenn ich eine Restejacke strickte, wollte ich doch nicht, dass die Sache irgendwie „übriggeblieben“ aussieht und vorne und hinten nicht zusammenpasst. Also blieb mir nichts anderes übrig, als den Körper in einem Stück zu stricken. Da ich alles andere als eine Tanne bin und das Garn zudem recht dünn war, kam ich auf die beeindruckende Zahl von 524 Maschen pro Reihe. Da waren aber immerhin die gleich mit angestrickten Blenden schon mit drin – auf das nachträgliche Anstricken von Blenden habe ich nämlich immer gar keine Lust.

Ich mühte mich also mit einem langsam wachsenden, riesigen Lappen ab, versuchte die Farben so auszusuchen, dass es nicht ganz merkwürdig ausieht und strickte viele Wochen herum. Irgendwann konnte ich Ärmellöcher machen – ein Fortschritt. Dann ein V-Ausschnitt vorne – auch gut. Natürlich ging dann das Abwiegen der Wolle wieder los, denn ich wollte nicht ein blaues und ein oranges Vorderteil haben. Ja, spießig, ich weiß. Aber irgendwann war ich fertig, verstopfte viele, viele Fäden, schloss die Schulternähte und probierte den Lappen an. Und tatsächlich, er passte! Also nur noch Ärmel und Knöpfe, und es war getan!

Insgesamt verbrauchte ich für diese Kuscheljacke knapp 400 Gramm der dunklen Wolle, 21 Knäulchen Rest-Sockenwolle sowie fünf Knöpfe aus der Knöpfekiste. Die Jacke ist gemütlich und ich bin rundum happy damit. Nur was mache ich jetzt? Das Projekt „Bestandsverarbeitung“ läuft noch immer …

Das letzte Weihnachtsgeschenk

Ein „Vorteil“ am Krankgeschrieben sein ist, dass man auf dem Sofa sitzen und vor sich hin stricken kann. So konnte ich heute endlich das letzte Weihnachtsgeschenk fertig stellen: Die Strickjacke für meine Mutter. Die wurde erst so spät erbeten, dass ich sie vor Weihnachten nicht mehr fertig stellen konnte. Hier ist sie nun also:

Hebemaschenjacke „Uschi“

Ich mag ja diese einfachen, fernsehtauglichen Muster. Hebemaschen machen immer was her und sehen komplizierter aus als sie sind. In diesem Fall waren es immer fünf bunte Maschen rechts, dann eine schwarze abheben. Alle vier Reihen kamen zwei schwarze Krausreihen auf die glatten bunten Maschen, und da das Muster danach immer um drei Maschen versetzt wurde, kam dieses kleine Ziegelmuster zustande.

einfaches Hebemaschenmuster

Der Schnitt der Jacke ist hoffentlich „rollstuhltauglich“: Weit genug, um einfach anzuziehen zu sein, lang genug, um das Bäuchlein zu wärmen und kurz genug, um im Rücken nicht zu wurschteln und Wülste zu bilden. So wurde es bestellt – ich hoffe, es passt.

Restwolle

Ganz gegen meine Gewohnheit, immer viel zu viel Material einzukaufen, geriet ich dieses Mal übrigens beim letzten Ärmel ganz schön ins Schwitzen – viel ist von den bunten Knäueln nicht übrig geblieben. Das ist eigentlich gut, denn Wollreste habe ich mehr als genug. Trotzdem strickt es sich entspannter, wenn etwas mehr übrig bleibt.

In den nächsten Tagen geht das gute Stück auf die Reise und ich überlege schon, was als nächstes dran kommt. Schal, Tuch, oder doch mal Socken? Wir werden sehen …