Aus dem Poesiealbum – Selbstachtung

Es wird mal wieder Zeit für einen Spruch aus dem Poesiealbum – die sind noch lange nicht alle „abgearbeitet“. Heute geht es also um diesen Spruch, der mir beim Durchblättern des Albums meiner Mutter gut gefiel:

Zunächst habe ich wie so oft Google befragt, von wem dieser Spruch eigentlich stammt. Ich fand als den Urheber den mir bis dato unbekannten Schriftsteller, Juristen und Reichstagsabgeordneten Albert Traeger (1830 – 1912). Ich las noch einige der wenigen Gedichte, die ich von ihm im Internet fand. Einige waren mir zu romantisch (mit der Liebe habe ich es ja nicht so), anderes fand ich aber erstaunlich vernünftig und sehr modern für seine Zeit. Der Mann war mir spontan sympathisch.

Nun zu dem obigen Spruch: Für mich beinhaltet der etwas ganz Wichtiges. Selbstachtung, dieses Gefühl ist es, dass einen aufrecht hält, auch wenn es im Leben mal nicht so läuft. Sobald das nicht mehr vorhanden ist, kann es eigentlich nur noch bergab gehen.

Nun bezieht sich der Spruch sicherlich auf beeinflussbare Handlungen, sein Ratschlag ist es, nichts bewusst zu tun, was einen die Selbstachtung verlieren lässt. Ein Verstoß gegen die eigenen Werte und Prinzipien lässt sich sicher aushalten, jeder macht mal Fehler. Wenn das eigene Fehlverhalten jedoch selber als so gravierend wahrgenommen wird, dass nur noch Scham übrigbleibt, man sich nicht mehr würdig fühlt, sich selbst zu achten, ist wahrscheinlich einer der letzen Anker im Leben herausgerissen.

Leider verlieren viele Leute ihre Selbstachtung durch Dinge, die sie selber nicht oder nur noch schwer beeinflussen können: Anhaltende Arbeitslosigkeit lassen am eigenen Wert zweifeln, Suchtprobleme oder immer wieder der falsche Partner untergraben das Selbstwertgefühl. Auch diese Leute fühlen sich nicht mehr würdig, sich zu achten – fatal, weil sie sich oft nicht alleine aus der Situation befreien können.

Ich frage mich, ob der etwa 14-jährige Heinz über diesen Spruch nachgedacht hat, als er ihn meiner Mutter ins Album schrieb, oder ob er ihn genommen hat, weil er so schön kurz und griffig war. Für mich ist er auf jeden Fall einer der besseren Sprüche, die ihren Weg ins Poesiealben fanden.