Tuch mit Hebemaschen

Farbverlaufswolle

vier Mal Farbverlaufswolle

Es gibt Wolle, die will irgendwie nicht verstrickt werden. So ging es mir mit einem 4-fädigen Bobbel mit dem schönen Namen „Retro“ von 100 Farbspiele – im Bild ganz oben. Den hatte ich schon 2014 gekauft – und es wollte nicht so recht etwas draus werden. Beim Anstricken war mir das Braun zu dunel. Also wieder aufgeribbelt, den Bobbel einmal umgewickelt (weil ich nicht gerne von innen stricke) und von vorne angefangen. Das Türkis war mir zu grell. Also legte ich die Wolle erst mal ein paar Jahre in den Schrank.

Vor einigen Wochen fing ich wieder an, damit herumzuwerkeln. Türkis doof, braun doof, alles doof. Schaffenskrise. Irgendwann wickelte ich nochmal hin und her und schnitt das Garn in etwa in der Hälfte einmal durch – da war es dunkelblau. Ich wickelte zwei Knäuel und strickte mit beiden: Einmal fing ich mit Dunkelblau an (also der Mitte), das andere Mal mit Braun. Auch irgendwie nicht optimal. Ich versuchte mich an einer Stola mit Pfauenmuster – das sah furchtbar aus. Auch einige andere Muster waren grauslich. Und so landete ich mal wieder bei meinen guten alten Hebemaschen und einem eher fantasielosen Dreieckstuch. Die Machart ist fernsehtauglich, ich versuche mal, mein Frei-Schnauze-Muster zu beschreiben:

  • Sechs Maschen anschlagen, eine Reihe stricken, Mittelmasche markieren
  • Von Anfang bis Ende immer in der Hinreihe an beiden Randmaschen und um die Mittelmasche jeweils eine Masche zunehmen (4 Maschen in jeder Hinreihe)
  • Erst ein kleines Stückchen glatt stricken (oder auch kraus rechts).
  • Dann zwei Reihen kraus rechts und
  • dann die Farbe wechseln.
  • Das Hebemaschenmuster einteilen: Immer fünf Maschen stricken, eine Masche abheben. In der Rückreihe links stricken, links abheben.
  • Vier Reihen im Hebemaschenmuster stricken, dann zwei Reihen kraus rechts
  • und wieder vier Maschen im Hebemaschenmuster. Dabei das Muster versetzen – wie ein Ziegelmuster.
  • Ich habe es so gemacht, dass ich am Anfang drei Mal das Hebemaschenmuster in Braun gestrickt habe. Dann wollte ich die Farbe wechseln.
  • Dazu wurden zwei Krausreichen in blau, dann in braun gestrickt.
  • Und weiter ging es mit Hebemaschenmuster in blau
  • Je weiter ich gestrickt habe, desto schmaler habe ich die Farbstreifen gemacht: Zuerst nach drei Mal Hebemaschenmuster ein Farbwechsel (jeweils 2 Mal).
  • Dann drei mal nach zwei Hebemaschenmustern ein Farbwechsel
  • und dann vier Mal nach nur einem Hebemaschenmuster einen Farbwechsel.
  • Den Abschluss bilden bei mir einige Krausrippen mit Farbwechsel jeweils nach zwei Reihen.
  • Abketten, Fäden vernähen, fertig.
  • Evtl. spanne ich das Tuch noch. Es wirkt noch etwas „knubbelig“.

Fazit: Wenn man bedenkt, wie genervt ich irgendwann von „Retro“ war, bin ich mit dem Ergebnis jetzt sehr zufrieden. Das Tuch gefällt mir nun farblich sehr gut und wird in diesem winter wohl mein Lieblingstuch sein. Ich denke sogar darüber nach, mich von meinem alten, ausgeleierten Schaltuch zu trennen. Das ist nach einigen Wintern im Dauergebrauch nämlich mindestens drei Meter lang …

Kuscheliges Fünfecktuch aus Restewolle

Restwolle, WollresteDie dicke Wolle aus dem geerbten Wollsack neigt sich dem Ende zu. Noch drin waren sechs Sorten, die jeweils allene für nichts reichen wollten. Vier davon habe ich nun zu einem Fünfecktuch verstrickt: Eine blau-lila Fransenwolle, eine grau-rosa-blaue und eine blau-türkise Acrylwolle sowie eine kratzige, schwarz-weiße Schurwollmischung. Obwohl laut Manschette ganz unterschiedliche Nadelstärken verwendet werden sollten, habe ich nach Sicht- und Anfasstest beschlossen, dass die Garnsorten zueinander passen würden, auch wenn ich sie alle in Nadelstärke 5 verstricke. Ganz offensichtlich hatte ich damit Recht – die angegebene Nadelstärke 9 für das grau-rosa-blaue Gespinst war schlicht Quatsch.

Wieder entschied ich mich für ein Fünfecktuch – schließlich habe ich die bisher gestrickten Tücher immer verschenkt und möchte selber auch gerne eines haben. Da die Wolle extrem zottelig war, habe ich ohne jedes Muster gestrickt – einfach nur rechte Maschen. Im Grunde ist das einfach und schnell gemacht.

Hier noch einmal kurz, wie die Form zustande kommt: Man schlägt 12 Maschen an und strickt eine Rückreihe. Dabei teilt man die Maschen mit drei Maschentrennern in vier mal drei Maschen auf. Ab der nächsten Reihe nimmt man in jeder Hinreihe acht Maschen zu: Am Reihenanfang und Ende sowie rechts und links der Maschentrenner. Ob man dies mit einem Umschlag macht oder mit einer herausgestrickten Masche, ist zum einen Geschmacksache, zum anderen kommt es auch auf die verwendete Wolle an: Bei glatter Wolle machen die Umschläge eine hübsche Lochreihe, bei Fransenwolle sehen sie eher nach Fallmaschen aus.

Ich habe in einfacher Streifenfolge einfach so lange gestrickt, bis die Wolle aufgebraucht war. Das schwarz-weiße Garn diente dabei als farbliche Trennung, denn die Farben passen zwar gut, aber nicht perfekt zueinander, so dass etwas Neutrales zwischen den Streifen hilfreich ist.

Das Tuch erreichte eine stattliche Größe, was mich sehr freut – ich mag es gerne, wenn Tücher groß und kuschelig sind und man nicht immer an ihnen herumzuppeln muss. Zu kleine Tücher rutschen nämlich gerne von den Schultern.

Fünfecktuch, Restetuch, Wollrechte

Fünfecktuch „Erna“

Bei diesem Tuch handelt es sich mal wieder um eines der berüchtigten „Frei-Schnauze-Stücke“, die ohne Anleitung entstehen. Mir ist es immer wichtig, dass die Sachen einfach zu stricken sind, ich mag es nicht, wenn ich beim Werkeln die ganze Zeit mit der Nase auf irgendwelchen Zeichnungen kleben muss. Manchmal ein bisschen mehr auf das Strickstück zu gucken würde allerdings nicht schaden – ich hatte ein paar Macken drin, die ich mühsam wieder zurechtfummeln musste.

gestricktes Tuch, Farbverlaufswolle

Verarbeitet wurden etwa 170 Gramm der Lacewolle von Buttinette (Woll Butt Primo) mit 350 Metern Lauflänge auf 50 Gramm. Diese reine Schurwolle habe ich schon öfters benutzt, sie war auch dieses Mal wieder angenehm auf der Nadel, hatte keine Knoten und auch sonst keinerlei Mängel.

Angefangen habe ich mit 12 Maschen, die ich durch drei Maschenmarkierer in Viertel aufgeteilt habe. Zugenommen wurde gleichmäßig in jeder Hinreihe: Jeweils eine Masche am Anfang und am Ende durch eine herausgestrickte Masche sowie rechts und links der Maschenmarkierer durch einen einfachen Umschlag. Folglich wuchs die Maschenzahl in jeder Hinreihe um 8 Maschen und das Tuch bekam seine fünfeckige Form, die mir sehr gut gefällt.

gestricktes Tuch, Farbverlaufswolle

Den Beginn des Tuches habe ich glatt rechts gestrickt, damit es oben schön stabil ist und „am Knick“ nicht so schnell ausleiert. Irgendwann habe ich angefangen, einfache Lochreihen einzufügen – immer einen Umschlag, dann zwei Maschen zusammenstricken, Rückreihe alle Maschen und Umschläge links stricken.

Nachdem zwei Knäuel Wolle verstrickt waren, habe ich das Muster gewechselt und statt dessen kleine senkrechte Lochstreifen gestrickt: Immer *vier Maschen glatt, dann einen Umschlag, zwei Maschen wie zum Rechtsstricken abheben, eine Masche rechts stricken und die anbehobenen Maschen überziehen, dann noch einen Umschlag*. In der Rückreihe wieder alle Maschen und Umschläge links stricken.

gestricktes Tuch, Farbverlaufswolle

Nachdem auf diese Weise das dritte Knäuelverstrickt wurde, habe ich mich für eine verspielte kleine Rüsche entschieden, die den Rand kräuselig werden lässt und dem hängenden Tuch etwas mehr Volumen gibt. Die Rüsche war ebenfalls einfach, im Grunde strickt man ein großes Loch: *eine Masche links, ein doppelter Umschlag, eine Masche abheben, eine Masche rechts stricken, die abgehobene Masche überziehen, eine Masche links*. Die Rückreihe ist fummeliger: *eine Masche links, dann in den Umschlag fünf Maschen stricken, rechts, links, rechts, links, rechts, wieder eine Masche links*. Dann noch eine Reihe rechts stricken und mit linken Maschen abketten.

gestricktes Tuch, Farbverlaufswolle

Auf den ersten Blick hat das Tuch mit der schnörkeligen Rüsche ja etwas von einem Frisierumhang, gefällt mir jetzt aber doch recht gut und passt vor allem gut zu der alten Dame, für die das Tuch gedacht ist. Sie trägt auch gerne diese Pastellfarben, so dass ich hoffe, ihr damit eine kleine Freude zu machen.

Auf den Bildern ist das Tuch übrigens noch ungewaschen und ungespannt. Ich weiß noch nicht genau, ob ich es spannen will – die Löcher werden dadurch oft schöner, allerdings wird das Tuch auch platter. Da muss ich noch mal in mich gehen.