Ringelwolle – wie geht das eigentlich?

Vor kurzem saß ich im Zug nach Oldenburg und strickte an einem Strumpf. Ich fing ganz neu an damit: Also Maschen anschlagen, Bündchen stricken. Schon als ich Wolle und Nadeln hervorkramte, fühlte ich mich von dem jungen Mann mir gegenüber beobachtet: Ohne Zweifel, der sah mir ganz genau auf die Finger. Ich grinste ihm zu und er erntschuldigte sich – er fände das gerade so spannend, aber wenn es mich stören würde, könne er gerne woanders hingucken. Es störte mich nicht, schließlich ist ein einfach geradeaus gestrickter Strumpf keine Raketenwissenschaft. Ich fummelte also weiter, der Mann guckte. Und kurze Zeit später guckte noch ein Mann. Ich strickte nämlich eine selbstmusternde Wolle – sowas hier, aber noch viel bunter:

Socke aus der Wolle „Opal Cremige Beere“. Unspektakulär im Knäuel, aber schön im Verlauf

Die Wolle, die ich im Zug verarbeitete, hatte mir schon zuvor viel zu denken gegeben. Ich strickte nämlich schon am zweiten Strumpf und der erste wies einen Fehler auf: In der Ferse hatte der Farbverlauf einen Fehler, es fehlten zwei Farben (Pink und Orange). Es gab auch einen Knoten in der Wolle, irgendwas war beim Färben oder, wahrscheinlicher, beim Aufwickeln, schief gegangen. Ich hätte die schadhaften Stellen abwickeln können, da ich aber nicht wusste, ob das noch öfter vorkommen würde und ich nicht am Ende mit zu wenig Wolle dastehen wollte, ließ ich es so. Tatsächlich sieht man es in dem fertigen Sockenpaar kaum.

Socken mit Macke in der Ferse (unten)

Die beiden Herren ahnten nichts von meinen Gedanken, wollten aber von mir wissen, wie denn diese interessante Wolle eigentlich hergestellt wird. Tja, und ich konnte das leider nicht beantworten – genau darüber hatte ich auch nachgedacht, als ich mit der Macke im Garn kämpfte. Natürlich hat man gewisse Vorstellungen: irgendwie computergesteuert, und bestimmt nicht nur ein Faden zur Zeit, sondern mehrere, damit das Färben nicht ewig dauert. Es ist ja keine handgefärbte, handgewickelte und gefachte Wolle mit langem Verlauf, sondern etwas industriell Hergestelltes, das ganz kleine Farbabschnitte aufweist – manchmal nur zwei Zentimeter pro Farbe. Wie mag das gehen?

Die Herren grübelten, ich trug mein weniges Wissen dazu bei. Irgendwann gaben wir auf und beschlossen, einmal einen Hersteller anzuschreiben. Oder die Redaktion von Löwenzahn, oder die der Sendung mit der Maus. Oder sollte es dort schon einma einen Bericht darüber gegeben haben? Ich recherchierte und fand: meinen fernen Sonntags-Freund Christoph 🙂

Wie genau der Fehler in meiner Wolle entstanden ist, wird hier zwar auch nicht erklärt, aber dafür weiß ich jetzt so in etwa, wie Ringelwolle entsteht. Vielen Dank an Christoph und die Maus, und vielen Dank an die beiden Herren im Zug für das Interesse und das anregende Gespräch.

Fünfecktuch mit Farbverlauf

Schon im letzten Jahr hatte ich ein Fünfecktuch gestrickt, dessen Form mir ausnehmend gut gefiel. Der mittlere Zipfel fällt schön den Rücken runter, die Schultern bleiben warm und durch seine Form bleibt das Tuch dort, wo es soll, ohne dass es Knoten oder Nadeln bräuchte. So etwas wollte ich noch einmal machen, etwas moderner, ohne Rüsche und mit einfachem Streifenmuster. Heute wurde es fertig, so sieht es aus (ungewaschen oder gespannt, einfach frisch von der Nadel):

Verwendet wurde ein Bobbel „Indian Summer“ von 100 Farbspiele, rund 430 Gramm, Lauflänge 130 m auf 50 Gramm. Gestrickt habe ich mit Nadelstärke 4. Es wäre vielleicht auch eine halbe Nadelstärke kleiner gegangen, aber ich mag den weichen Griff, den das Tuch jetzt bekommen hat. Und da es mit den Farben bei den „Parkettfotos“ immer etwas schwierig ist, hier noch einmal die Wolle – bis auf das braun-türkise Garn sind sie jetzt alle verarbeitet:

vier Mal Farbverlaufswolle

Die Machart ist denkbar einfach: 12 Maschen anschlagen,  durch drei Maschenmarkierer in Viertel teilen. Gleichmäßig in jeder Hinreihe zunehmen: Jeweils eine Masche am Anfang und am Ende der Reihe eine Masche herausstricken sowie rechts und links der Maschenmarkierer durch einen einfachen Umschlag. Das Tuch wächst in jeder Reihe um 8 Maschen, am Ende durfte ich 628 Maschen abketten.

Das „Muster“ ist mal wieder für Dumme: Oben ein Stück weit glatt, dann fühlt es sich am Nacken angenehmer an. Dann immer 6 Reihen glatt links, dann 14 Reihen glatt rechts – die Rückseite wird entsprechend gegengleich. Als Abschluss habe ich einige Reihen großes Perlmuster gestrickt. Auch das sieht von beiden Seiten gut aus und macht eine schöne feste Kante.

Auch dieses Tuch wird wieder verschenkt, so dass ich das Modell wohl nochmal werde stricken müssen – es nützt ja nichts 🙂

Fünfecktuch „Erna“

Bei diesem Tuch handelt es sich mal wieder um eines der berüchtigten „Frei-Schnauze-Stücke“, die ohne Anleitung entstehen. Mir ist es immer wichtig, dass die Sachen einfach zu stricken sind, ich mag es nicht, wenn ich beim Werkeln die ganze Zeit mit der Nase auf irgendwelchen Zeichnungen kleben muss. Manchmal ein bisschen mehr auf das Strickstück zu gucken würde allerdings nicht schaden – ich hatte ein paar Macken drin, die ich mühsam wieder zurechtfummeln musste.

gestricktes Tuch, Farbverlaufswolle

Verarbeitet wurden etwa 170 Gramm der Lacewolle von Buttinette (Woll Butt Primo) mit 350 Metern Lauflänge auf 50 Gramm. Diese reine Schurwolle habe ich schon öfters benutzt, sie war auch dieses Mal wieder angenehm auf der Nadel, hatte keine Knoten und auch sonst keinerlei Mängel.

Angefangen habe ich mit 12 Maschen, die ich durch drei Maschenmarkierer in Viertel aufgeteilt habe. Zugenommen wurde gleichmäßig in jeder Hinreihe: Jeweils eine Masche am Anfang und am Ende durch eine herausgestrickte Masche sowie rechts und links der Maschenmarkierer durch einen einfachen Umschlag. Folglich wuchs die Maschenzahl in jeder Hinreihe um 8 Maschen und das Tuch bekam seine fünfeckige Form, die mir sehr gut gefällt.

gestricktes Tuch, Farbverlaufswolle

Den Beginn des Tuches habe ich glatt rechts gestrickt, damit es oben schön stabil ist und „am Knick“ nicht so schnell ausleiert. Irgendwann habe ich angefangen, einfache Lochreihen einzufügen – immer einen Umschlag, dann zwei Maschen zusammenstricken, Rückreihe alle Maschen und Umschläge links stricken.

Nachdem zwei Knäuel Wolle verstrickt waren, habe ich das Muster gewechselt und statt dessen kleine senkrechte Lochstreifen gestrickt: Immer *vier Maschen glatt, dann einen Umschlag, zwei Maschen wie zum Rechtsstricken abheben, eine Masche rechts stricken und die anbehobenen Maschen überziehen, dann noch einen Umschlag*. In der Rückreihe wieder alle Maschen und Umschläge links stricken.

gestricktes Tuch, Farbverlaufswolle

Nachdem auf diese Weise das dritte Knäuelverstrickt wurde, habe ich mich für eine verspielte kleine Rüsche entschieden, die den Rand kräuselig werden lässt und dem hängenden Tuch etwas mehr Volumen gibt. Die Rüsche war ebenfalls einfach, im Grunde strickt man ein großes Loch: *eine Masche links, ein doppelter Umschlag, eine Masche abheben, eine Masche rechts stricken, die abgehobene Masche überziehen, eine Masche links*. Die Rückreihe ist fummeliger: *eine Masche links, dann in den Umschlag fünf Maschen stricken, rechts, links, rechts, links, rechts, wieder eine Masche links*. Dann noch eine Reihe rechts stricken und mit linken Maschen abketten.

gestricktes Tuch, Farbverlaufswolle

Auf den ersten Blick hat das Tuch mit der schnörkeligen Rüsche ja etwas von einem Frisierumhang, gefällt mir jetzt aber doch recht gut und passt vor allem gut zu der alten Dame, für die das Tuch gedacht ist. Sie trägt auch gerne diese Pastellfarben, so dass ich hoffe, ihr damit eine kleine Freude zu machen.

Auf den Bildern ist das Tuch übrigens noch ungewaschen und ungespannt. Ich weiß noch nicht genau, ob ich es spannen will – die Löcher werden dadurch oft schöner, allerdings wird das Tuch auch platter. Da muss ich noch mal in mich gehen.

Tuch mit Farbverlauf „Stone-Pflaume“

langes Dreieckstuch mit RüscheIm Sommer war ich wie berichtet mit meiner Freundin Kerstin im Urlaub an der Ostsee. Wir machten einen Ausflug nach Kappeln, wo ich Kerstin in ein Café bat und selber das Wollgeschäft „100 Farbspiele“ besuchte. Es gibt ja Dinge, für die braucht man Zeit und Muße, weshalb ich dort allein hinging. Die Ausbeute an Farbverlaufswolle war reich und das erste Knäuel wurde nun verarbeitet: „Stone-Pflaume“ nannte sich die Farbkombination, was zweifellos besser klingt als grau-lila.

langes Dreieckstuch mit RüscheDie Wolle zeigte sich mir zunächst ein wenig störrisch: Der gestrickte Möbiusschal sah mit diesem Farbverlauf mehr als eigenartig und gar nicht kleidsam aus, sodass ich ihn leise vor mich hin meckernd wieder aufzog. Ohne Zweifel, diese Wolle wollte ein Dreieckstuch werden. Ich entschied mich für eine Mischung aus Heidetuch und Schal, also ein Dreieckstuch mit langen, schmalen Zipfeln. Es ist lang genug, dass man es mehrmals um den Hals wickeln und trotzdem noch lang hinten runterhängen lassen kann – also ein Hals- und Rückenwärmer. Das Muster ist einfach und frei Schnauze gewählt, ich stricke gerne beim Fernsehen und habe es da gerne weniger kompliziert.

Da immer wieder nach Anleitungen gefragt wird, kommt sie hier ganz knapp:

  • Sechs Maschen anschlagen, eine Rückreihe (links Machen) stricken
  • Mittelmasche markieren
  • Hinreihen rechte Maschen, Rückreihen linke Maschen stricken
  • In jeder Reihe die erste und letzte Masche verdoppeln, in der Hinreihe zusätzlich auch vor und nach der Mittelmasche
  • Jeweils vier Reihen glatt stricken
  • Die fünfte Reihe ist eine Lochmusterreihe: Immer einen Umschlag, zwei Maschen zusammenstricken.
  • Die sechste Reihe linke Maschen
  • Wenn wie hier eine Rüsche gewünscht wird, dafür gut ein Viertel der Wolle einplanen (wiegen).
  • Für die Rüsche eine Lochreihe stricken: Nach jeder Masche einen Umschlag (Maschenzahl verdoppelt sich)
  • Hier ist die Rüsche ein kleines Perlmuster, also immer eine Masche rechts, eine links, in jeder Reihe versetzt
  • Vorsicht: Durch die Rüsche wird die Maschenzahl sehr groß. Genügend Wolle zum Abketten einplanen.

Aus irgendeinem Grund kriege ich es heute nicht hin, dass die Farben auf dem Foto richtig kommen. Daher hier die Wolle – Stone-Pflaume ist die ganz vorne.

Farbverlaufswolle

vier Mal Farbverlaufswolle