Borkum – meine Seeleninsel

Schon oft habe ich mich gefragt, welche der von mir so gerne besuchten Inseln eigentlich meine Lieblingsinsel ist. Ich denke, es ist Borkum. Und deshalb war ich besonders glücklich über die Woche, die ich kürzlich mit meiner lieben Schwester dort verbringen konnte. Für mich war es eine Wiederholung und für sie auch – aber nur bedingt. Sie war zwei Mal dort, das letzte Mal allerdings schon vor 45 Jahren. Ja, da hat sich einiges geändert.

Dünen-Gif

Wir reisten mitten in der Woche an und konnten uns gleich über ein bisschen Sonne freuen. Überhaupt war das Wetter die ganze Zeit über gut: morgens oft noch bedeckt, aber dann immer sonniger. Da die Wetter-App unserer Handys total versagte und das an keinem Tag so vorhersagte, holten wir uns gleich am ersten Tag einen krassen Sonnenbrand in unseren schönen Gesichtern. Die Sonnencreme lag derweil sicher aufgehoben im Hotel.

Türme auf Borkum, Panorama

Meine Schwester und ich wohnten wieder einmal in einem Hotel direkt am neuen Leuchtturm. Dort hatten wir zuletzt 1977 zusammen mit unseren Eltern gewohnt. Es gab viele Erinnerungen, die sich bei mir natürlich mit den Erinnerungen an Urlaube aus neuerer Zeit mischten. Meine Schwester dachte oft zurück an die vielen Kinder, mit denen wir dort gespielt hatten. Ich erinnerte mich an Mini Milk und Berry – unser damaliges Nachtisch-Eis.

Anfang des Urlaubs hatten wir viele Pläne: Inselrundfahrt, Heimatmuseum, vielleicht Aquarium. Doch dann machte das Wetter uns einen Strich durch die Rechnung, denn wir waren an jedem Tag einfach nur draußen. Mal liefen wir durch die Dünen, dann wieder schlenderten wir auf der Promenade von Bank zu Bank. Beide sind wir so veranlagt, dass wir keine große Action brauchen für einen schönen Urlaub. Es reicht uns, auf’s Meer zu gucken. Und die Sonnenuntergänge lassen bei gutem Wetter ja bekanntlich keine Wünsche offen. 

Sonnenuntergang auf Borkum

Bei Blick von der Promenade auf die Nordsee offenbarte sich, wie schnell sich die Insellandschaft manchmal verändert: Die Sandbank, auf der bei niedrigem Wasser immer ein paar Seehunde chillen, ist in den letzten Jahren sichtbar näher gekommen. Früher fuhr man mit dem Boot dahin, Anfang der 2000er Jahre war es eine längere Wanderung und inzwischen ist es ganz nah, so dass man vom Strand aus sehen kann, wie die Tiere hin- und herrobben. Manchmal schwimmt auch einer ganz nah ran und guckt rüber. Ob wir für die Tiere wohl genauso interessant sind wie sie für uns? Ob sie sowas denken wie „Oh, wie niedlich“, wenn ein kleines Kind am Strand herumspielt?

Das Borkumer Wildlife war dieses Mal friedlich: Da es nur wenige Möwen gab, hat mich ausnahmsweise mal keine ankekackt. Das ziehe ich ja sonst magisch an. Der einzige Fasan, den wir sahen, zeigte sich kamerascheu, aber die unzähligen Karnickel hoppelten fröhlich überall herum. Ich kann verstehen, dass die Borkumer sie nicht lieben, sind sie doch aufgrund ihrer reinen Anzahl inzwischen zur Plage geworden und unterhöhlen alles munter mit ihren Gängen und Kinderstuben. Doch ich habe mich immer gefreut, sie zu sehen. Selbst aus unserem Frühstücksraum heraus sah mal es fröhlich hoppeln. Leider habe ich vor lauter Niedlichkeit vergessen, welche zu fotografieren. Stattdessen knipste ich wieder einmal Blüten.

Auch kulinarisch kamen wir übrigens voll auf unsere Kosten: Wir hatten Halbpension gebucht, die in diesem Famiulienhotel solide, aber nicht aufregend ist. Wir gönnten uns aber jeden Tag eine Zwischenmahlzeit. Zumeist war die süß, denn es gibt auf der Insel unzählige Möglichkeiten, gut zu kaffeesieren und sich fest-flüssig zu versorgen. Der gelbe Schnaps namens Fasanenbrause schmeckte mir, meine Schwester fand ihn allerdings grauslich. Am allermeisten haben uns jedoch die Fischbrötchen von Hinnis Milchbar beeindruckt. Wir probierten Matjes (ich) sowie Bismarck und Krabbe (meine Schwester). Wir kamen bei allen drei Varianten zu dem Schluss: Besser geht’s nicht! (muss ich jetzt wohl „Werbung“ über diesen Post schreiben? 😉 )

Undankbares Gesindel!

Im Urlaub lernte ich so ein paar Typen kennen, die machten anfangs einen wirklich netten Eindruck. Es war eine Kneipenbekanntschaft: Immer, wenn ich in dieser Strandbar einkehrte, waren sie auch da. Zwar lebten sie ein bisschen im Verborgenen, doch sie waren durchaus interessiert an ihren Mitmenschen und nahmen vorsichtig Kontakt zu mir auf. Sie zeigten mir, wo sie wohnen, und ließen sich von mir fotografieren.

Und so kam es, dass ich irgendwann einen Keks mit einem von ihnen teilte. Es war mein Kaffeekeks, den dazuzgehörigen Baileys-Kaffee trank ich alleine aus. Trotzdem erschufen wir so eine Art Vertrauensverhältnis, das dazu führte, dass die kleinen Kerlchen mich öfter besuchten.

Doch leider führte diese freundschaftliche Annäherung dazu, dass meine neuen Freunde nicht mehr auf sich achteten und – nun ja – beim Fliegen nicht mehr an sich hielten. Gleich zwei Mal wurde ich angekackt – auf die Jacke und den Rucksack. Dieses undankbare Gesindel hielt es anscheinend nicht mehr für nötig, auch nur ein Mindestmaß an Contenance zu zeigen. Pack!

 

Nachbemerkung: Die Mitarbeiter dieser Kneipe führten einen endlosen Kampf gegen die ungebetenen Gäste, die jedoch immer wieder hineinschlüpften, wenn die Tür sich öffnete. Natürlich sind solche Gäste wie ich, die auch noch Kekskrümel spendieren, bei diesem Kampf kontraproduktiv. Aber, hach … sie sind doch so niedlich, diese kleinen Vögelchen!

Novemberwunderwetter

Allmählich wird mir das Wetter ein wenig unheimlich: Neun Tage war ich auf Borkum, und das im November. Fünf Tage lang hatte ich ein wahres Prachtwetter – so, dass die Leute in die Strandcafés kamen und schnauften: „Boah, is dat warm!“

Es war zwar nicht unbedingt Bikiniwetter (die dicke Dame übertreibt mal wieder), aber es war für die Jahreszeit viel zu warm. Mehrmals saß ich ohne Jacke in der Sonne – das ist schon komisch im November.

Die Cocktails waren deutlich verlockender als der Glühwein. Da ich mir aber mal wieder den üblichen Urlaubs-Infekt zuzog, blieb ich trotzdem zumeist bei den Heißgetränken. Ausnahmen bestätigen die Regel.

Die Sonnenuntergänge waren wirklich spektakulär, das habe ich mir mehrmals angeguckt und auch mal wieder ein bisschen herumexperimentiert – sowohl mit der Dame, die ganz unanständig ihr Maurerdekolltee zeigte, als auch mit der Fotokugel.

Trotz der vielen schönen Sonnenuntergangsbilder war ich eigentlich wegen etwas anderem im Herbst nach Borkum gefahren: Mir stand der Sinn nach Wolken, Wind und feuchter Luft. Ein bisschen was davon gab es auch, insofern habe ich keinen Grund zum Meckern:

Und heute Morgen verabschiedete die Insel sich mit Nebel von mir. Da ich direkt am Leuchtturm wohnte, machte ich mal wieder ein Foto davon. Sicher technisch lausig, aber trotzdem schön 🙂

Borkum im Herbst ist immer wieder toll – super entspannend und erholsam. Es war sicher nicht das letzte Mal.

Zeitenwende im Ferienheim

Durch Zufall erfuhr ich, dass eine „Bekannte“ aus einem Forum, in dem ich öfter mal mitquassel, im Jahr 1977 in meinem Lieblingshotel auf Borkum gearbeitet hat. Ich war damals auch da, klein und blond, und wahrscheinlich hat sie (die „Solozicke“) mich mit Essen versorgt (ich verdanke ihr also viel! 🙂 ). Und das erinnerte mich daran, dass ich diesen Bericht schon eine Weile fertig habe, ihn aber noch nicht auf den Blog gebracht habe. Wie das nur wieder passiert ist …

Zeitenwende im Ferienheim

„Wie viele Geräte haben Sie denn?“ Diese Frage machte mir im November klar, dass auch in meinem Lieblingshotel auf Borkum die Zeit nicht stehen geblieben ist. Komisch eigentlich – ein bisschen erwarte ich immer noch, dass es dort genau so schäbbelig ist wie in meiner Kindheit. Aber dann würde dort heutzutage wohl niemand mehr wohnen wollen.

1977 auf Borkum. Die ganze Familie im 70er Jahre-Look. Das Foto hat wahrscheinlich meine Schwester gemacht.

Wenn ich nach Borkum fahre, nehme ich immer das gleiche Hotel: Das Haus „Rote Erde“, wo ich früher mit meinen Eltern hinfuhr. Es ist ein Ferienheim des Bundesbahnsozialwerks, wo mein Vater früher als Bahner Mitglied war und wo ich als Bahner-Tochter ebenfalls Mitglied sein darf. Dort wohnt man für kleines Geld, hat eine nette Atmosphäre und nur wenige Schritte zum Strand.

Die Aufenthalte in diesem Hotel sind immer voll mit Erinnerungen: Das erste Mal war ich 1977 dort. Damals musste man sich lange vorher anmelden und es gab lange Wartezeiten. Das Hotel war schlicht, ich erinnere mich an eine Art Familienzimmer mit Etagenbett für meine Schwester und mich. Da wir in den Sommerferien da waren, gab es massenweise andere Kinder und man hatte sowohl im Hotel als auch am Strand immer jemanden zum Spielen. Ich glaube, in diesen Wochen hatten meine Eltern mit uns wenig zu tun.

Wenn ich mich richtig erinnere, war das Wochenende irgendwie anders als die Werktage: Sonntags gab es keine Brötchen, was mich unheimlich enttäuschte, denn zuhause gab es selten welche und für mich waren die kleinen Rundstücke immer ein Symbol für puren Luxus. Sonntags wurden auch die Zimmer nicht gemacht, dann werkelte Muttern als gute Hausfrau herum, als gäbe es wirklich etwas zu tun, was nicht auf den Montag hätte warten können.

Schon als kleines Kind fiel mir auf, wie grandios die Lage dieses Hotels war: Direkt am neuen Leuchtturm, den wir gemeinsam mit unserem Vater natürlich hinaufturnten, um runterzugucken. Man brauchte keine zwei Minuten zur Hauptpromenade und zum Strand und war ebenfalls in wenigen Minuten in der kleinen Innenstadt. Diese Lage ist es auch, die mich – neben dem unschlagbar günstigen Preis – immer wieder in dieses Hotel treibt.

Neuer Leuchtturm Borkum – seit meiner Kindheit eines meiner Lieblingsmotive

Auch hier ändern sich natürlich die Zeiten. Schon lange gibt es keine Vollpension mehr, die Essenszeiten wurde erweitert, die Zimmer bekamen eigene Bäder, Telefone und einen Fernseher. Ich fuhr immer mal wieder hin, auch mit meiner damals schon stark gehbehinderten Mutter oder mit einer Freundin. Gerade im Falle der Gehbehinderung fiel mir die enorme Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft des Personals immer wieder auf: Was nicht passte, wurde passend gemacht. Schlicht war das Hotel immer noch, an einigen Stellen sogar arg abgenutzt, aber mir reichte es immer. Wenn ich Luxus will, fahre ich halt woanders hin. Hier genieße ich den Luxus, schon um 6:30 frühstücken zu können, wenn ich das möchte, und mir schon morgens früh den Wind um die Nasen wehen lassen zu können – das ist nach meinem Geschmack.

Seit ich das letzte Mal vor zwei Jahren in dem Hotel war, hat sich erneut viel getan: Damals gab es bereits kostenfreies W-Lan, das aber nicht so recht funktionierte, es sei denn, man saß in der Bar. Und nun wird man also nach der Anzahl der Geräte gefragt, bekommt ausreichend Zugänge und kann überall online sein – fast wie zuhause. Auch die Zimmer wurden kürzlich gemacht, sie sehen frisch und modern aus, die geschmackvollen Bäder sind klein, aber praktisch und die Flachbildfernseher sind tatsächlich so aufgehängt, dass man vom Bett aus was sehen kann – ich glaube, das hatte ich noch in keinem Hotel. Alles sehr schön und durchdacht also, wenn auch ganz anders als früher (noch vor zwei Jahren hatte ich übrigens ein Zimmer, dessen Schrank bestimmt schon bei meinem ersten Aufenthalt dort seinen Dienst getan hatte).

Mein „Doppelzimmer zur Einzelnutzung“

Die wichtigste Neuerung ist für mich aber die „freie Sitzplatzwahl“ beim Essen. Auch das war noch vor kurzem ganz anders: Da bekam man einen Tisch zugeteilt, und mit dem Tisch auch die Tischgenossen. Das konnte schön sein, aber auch seltsam, zum Beispiel wenn man nur Nörgler erwischt, Schweiger oder Schwachmaten. Einmal erwischte ich einen Tisch mit drei anderen Alleinreisenden, was unheimlich lustig war, weil alle in guter Stimmung und zum Erzählen aufgelegt waren. Eine der Damen, eine alte Frau, schien ganz offensichtlich zur Hochstapelei zu neigen und beglückte uns immer wieder mit Erzählungen ihrer immensen Reichtümer, die sich in Schließfächern, dem Tresor oder der Wohnung ihres Sohnes stapelten. Irgendwann fragte mich unser einziger Tisch-Mann nach dem Essen, ob ich wirklich so einfältig sei, der Dame alles, was sie erzählte, zu glauben. Ich verneinte, fand aber, dass es mir nichts schadete, ein wenig auf ihre Spinnereien einzugehen. Ihr war es offenbar wichtig, bei einem Aufenthalt im Bahn-Ferienheim von der Rolex-Sammlung zu erzählen – warum sollte ich sie nicht fragen, ob sie lieber Gold oder Platin mochte? Ihr tat es gut und mir nicht weh.

Ein anderes Mal, als ich mit meiner Freundin Kerstin in dem Hotel weilte, bekamen wir einen behindertengerechten Tisch zugeteilt, und mit ihm Muddi und Vaddi. Wie diese Leute hießen, bekamen wir nie heraus, weil sie sich nicht vorstellten und einander immer nur so ansprachen, wie ihre Kinder sie riefen: Eben Muddi und Vaddi. Diese beiden Leute waren von einer bemerkenswerten Schlichtheit, wir führten einige denkwürde Gespräche mit ihnen. Doch sie waren nett und hielten gerne einen Schwatz, so dass sie alles in allem angenehme Tischgenossen waren.

Diese arrangierten Begegnungen fallen jetzt also weg, nun setzt sich jeder dahin, wo es ihm genehm ist. Das ist auch interessant, fühlt sich aber ganz anders an als früher, wo man sich an seinem Tisch spätestens beim zweiten Frühstück ein kleines bisschen zuhause fühlte. Beide Systeme haben Vor- und Nachteile, was mir besser gefällt, kann ich im Moment noch gar nicht beurteilen.

 

Nachtrag: Bedanken möchte ich mich aber bei dieser Gelegenheit einmal bei den vielen guten Geistern, die fleißig in diesem und anderen Hotels arbeiten und so dafür sorgen, dass andere einen schönen Urlaub haben können. Sowas ist echt harte Arbeit und es ist sicherlich nicht selbstverständlich, dass man dabei immer gute Laune hat. Ich freue mich wirklich immer über jedes Lächeln und hoffe, dass ich reichlich davon zurückgebe.

Kugelexperimente

In den Urlaub auf Borkum hatte ich ja, wie schon erwähnt, meine Glaskugel mitgeschleppt. Tapfer packte ich also so manches Mal das schwere Ding in meinen Rucksack und ging damit üben. Viele Fotos waren nix – wenn die Sonne zu sehr draufscheint, wird es nichts, und wenn man einen falschen Winkel nimmt oder herumwackelt, auch nicht. Doch es kam eine ganz schöne Ausbeute an ansehnlichen Bildern bei meinen Versuchen heraus.

Strand und Wolken mit dickem Lichtreflex

Die Bilder in der Kugel stehen naturgemäß immer erst mal auf dem Kopf. Das hat was mit Physik und Optik zu tun, wie das genau erklärt wird, weiß ich nicht – in Physik war ich auch immer recht schlecht. Wie dem auch sei, wenn man es möchte, kann man die Bilder in der Kugel umdrehen. Das geht, indem man diesen Teil des Bildes kreisrund ausschneidet (z. B. mit GIMP) und umdreht.

Mein geliebter Leuchtturm ganz weit weg

Mit diesen Bildbearbeitungstools bin ich allerdings auch nicht unbedingt eine Künstlerin, das ginge wahrscheinlich noch besser, doch erst mal bin ich damit zufrieden. Ich musste auch feststellen, dass einige Bilder hübscher sind, wenn man sie einfach „falsch herum“ lässt.

Die Welt steht Kopf – zumindest für diese Spaziergänger

Die herbstlichen Farbkontraste machten es einem leicht, reizvolle Motive zu finden – und der Himmel, an dem immer einiges los war, tat seinen Teil dazu. Hier noch ein nicht umgedrehtes Bild:

Herbst und Himmel – eine schöne Kombination

Auch Gegenlichtaufnahmen funktionieren, allerdings waren hier meine meisten Versuche für die Tonne. Das muss ich noch üben, das sollte besser gehen.

Blick von der Terrasse des Sturmecks

Ich musste allerdings feststellen, dass meine Mitmenschen nicht alle Verständnis haben für komische Frauen, die sich im Café vor den Tisch knien, um durch einen Glaskugel zu knipsen. Ein älterer Herr guckte mich sehr befremdet an, und als seine Frau ihn fragte: „Was denkst du?“, da antwortete er: „Sach ich nicht!“ Dabei ging es um dieses Tassenfoto, dass ich woanders schon mal gezeigt habe.

Der Pavillon auf der Promenade – hier konnte ich noch ein Jazzkonzert genießen

Und eine Sache war mir wirklich lästig bei der Knipserei: Das Gewicht meiner Fotokugel. Die 10 cm große Kugel wiegt rund 1300 Gramm, das ist mir zu viel, um sie oft mit mir herumzuschleppen. Folglich habe ich noch ein kleineres Modell von 6 cm bestellt – mal gucken, wie sich das so macht. Ich werde berichten.

Einfach ein Blick in die Dünen

Auge in Auge

Dieses Mal habe ich es tatsächlich „geschafft“, auf Borkum das winzige Aquarium zu besuchen. Dieses hat nur wenige Becken und ist dafür mit 4,50 Euro Eintritt recht teuer, aber dafür ist alles sehr gepflegt, es war fast nichts los und ein netter Mitarbeiter stand die ganze Zeit für Fragen zur Verfügung.

Dieser Geselle faszinierte mich besonders – angeblich gehört er zur Familie der Knurrhähne und würde gebraten besonders gut schmecken. Doch seine blauen Augen machten mich so sentimental …

Auch andere Aquariumsbewohner haben schöne Augen – hier haben wir ein Modell in gelb, das perfekt zu den Streifen des Fisches passt. Lagerfeld hätte es nicht besser gekonnt:

Das nächste ist wieder ein Speisefisch – davon hat die Nordsee ja allerhand zu bieten: Die Babyscholle versteckt sich schüchtern im Sand, nur der misstrauische Blick ihrer winzigen Augen verrät sie (und ich erschrak jedes Mal, wenn ich angestrengt suchend in den Sand starrte und plötzlich so ein Fischlein hochschoss).

Gemäß der Infotafel bewegen die Augen der Schollen sich noch ein wenig hin und her, bis sie ihre richtige Position erreichen. Später sehen diese kleinen Kerlchen dann so aus:

Und noch ein Speisefisch: eine Heringsart. Gemäß einer Übersicht der am zweithäufigsten verzehrte Fisch in Deutschland nach dem Alaska-Seelachs.

Ganz zum Schluss haben wir noch einen Vertreter einer ganz anderen Gattung: Eine Srandkrabbe. Die wirkte irgendwie missmutig – aber das wäre ich vielleicht auch, wenn ich aus meinem Wohnzimmer raus- und eine mir unbekannte dicke Dame reinglotzen würde.

Nachsaison

Die dicke Dame, Borkum

Die dicke Dame übertreibt: Es gibt auch im November Sonne, aber nackig machen sollte man sich nicht.

Wie schon ab und zu mal erwähnt, liebe ich es, in den kühlen Monaten ans Wasser zu fahren: wenn der Wind tüchtig bläst, die meisten Touristen abgereist sind und wenige Angebote mich von meinem eigentlichen Ziel, ein wenig zur Ruhe zu kommen, ablenken. Und doch bin ich immer wieder erstaunt darüber, wie die Atmosphäre sich schlagartig verändern kann, wenn die letzten Herbstferien zuende gehen: Dieses Runterschalten von Volldampf in der Sommersaison über halbe Kraft im goldenen Oktober auf gaaaaanz langsam ab November finde ich faszinierend.

Plötzlich haben Läden und Cafés geschlossen. „Wir machen Ferien“ liest man dann auf den Schildern in vielen Eingangstüren. Und ja, du meine Güte, sie haben es sich verdient, die vielen guten Geister, die auf den Inseln die Saison durch arbeiten, mit langen Arbeitszeiten und nur wenigen freien Tagen.

Überbleibsel einer langen Saison: die Fundsachen des Sommers.

Die wenigen Touristen, die unbeirrt und warm eingepackt dem Wind und den Regenschauern trotzen, finden alle noch ihren Platz zum Kaffee trinken, und sobald die Sonne scheint, drängen sie sich auf den Sitzplätzen im Freien zusammen. Ich auch, wenngleich ich es eigentlich fragwürdig finde, wenn die kühle Herbstluft durch Heizpilze aufgewärmt wird. Zum Glück begegnete mir das in diesem Jahr selten, eher lagen Decken aus – leicht klamm von der Feuchtigkeit, aber ein guter Schutz gegen den Wind.

Mal wieder ein Kugelexperiment: In diesem Café hatte man trotz dicker Wolkendecke einen wunderbaren Blick auf die Brandung – wenn man es denn draußen aushielt.

Natürlich haben nicht alle frei – für eine fängt jetzt die Hauptkampfzeit auf der Insel erst an. Es wird renoviert und mit Hochdruck geputzt: Die Gebäude auf der Promenade werden mit viel Wasser und hohem Druck vom Grünspan befreit, Mauern werden geschrubbt. Plötzlich sitzen neben mir im Café rotgefrorene Männer in Arbeitsanzügen, die zur Firma „Die Abdichter“ gehören und von der Cafébesitzerin mit einem Pott Kaffee versorgt werden. Ja, man darf kein Weichei sein, wenn man bei diesem kalten Wind da draußen arbeitet.

Novemberstrand auf Borkum, fast menschenleer

Der Strand gehört jetzt den Spaziergängern und Drachensteigenlassern. Was in der Hauptsaison am Hauptstrand streng verboten ist, macht jetzt bei ordentlich Wind so richtig viel Spaß – wenngleich ich auch eine Mutter mit etwa 16-jährigem Sohn beobachtet habe, die es selbst bei Windstärke 6 nicht geschafft haben, ihren Drachen zum Fliegen zu bringen. Der lautstarke Streit der beiden erheiterte die anderen Strandwanderer, denn so wenig fliegerischer Grundverstand verteilt auf zwei Leute ist schon selten.

Die dicke Dame in den Dünen

Schon besser: die dicke Dame rastete des öfteren warm eingepackt irgendwo am Dünenrand. Hier blühte noch einiges

Und auch die Hunde erobern den Strand, glückliche Vierbeiner, die herumrennen, buddeln, Bälle durch den Sand treiben (besonders tat sich dabei ein winziger, niesender Dackel hervor, der anscheinend ständig Sand in seiner eifrigen Nase hatte) und, wenn sie es dürfen, in die Wellen springen. Selten habe ich so viele schöne, zufriedene Hunde gesehen, die einander friedlich begegneten und Spaß daran hatten, so richtig drauflos zu rennen. Und zum ersten Mal sah ich einen Windhund in vollem Galopp – was der rennen konnte! Frauchen guckte übrigens genauso ungläubig wie ich, Luna dachte nämlich gar nicht daran, auf ihren Ruf hin zurückzukommen, die wollte sich austoben und hörte erst damit auf, als ihr die Zunge weit aus dem Hals hing. Frauchen auch, aber die gab viel schneller auf.

Neuer Leuchtturm Borkum – seit meiner Kindheit eines meiner Lieblingsmotive

Was mich in der Nachsaison zunächst immer erschreckt, dann aber erleichtert, sind die wenigen Veranstaltungen, die angeboten werden. Zuerst denke ich „Was soll ich denn nur die ganze Zeit machen?“, doch dann finde ich es toll, nichts oder nur wenig verpassen zu können. Gut, ich könnte mal ins Kino gehen, muss ich aber nicht. Ich könnte auch mal ein Fahrrad mieten und ins Ostland radeln, muss ich aber auch nicht. Ich kann gemütlich herumschlendern, von einem Tee zum nächsten, ohne dass mir etwas Weltbewegendes durch die Lappen ginge. Ich werde entschleunigt, ohne mich dafür anstrengen zu müssen. Und das ist für mich der große Vorteil der Nachsaison: Sie hilft mir, mich auf das zu konzentrieren, was ich eigentlich möchte.

Auch im Herbst geht die Sonne manchmal dramatisch unter

Borkum – bei Tag und Nacht

Wieder mal war ich im Urlaub – natürlich an der Küste. Dieses Mal ging es nach Borkum. Eingepackt hatte ich jede Menge Klamotten für alle Wetterlagen – Mitte September kann man noch schöne Tage erwischen, es kann aber auch richtig fies fieseln. Das einzige, das in meinem Koffer fehlte, waren Sachen für Hochsommertage, und gerade die hätte ich gebraucht.

Wasserturm auf Borkum

Wasserturm in den Dünen

Tatsächlich hatte ich eine volle Woche lang Prachtwetter, wandelte im Sonnenschein herum und verbrachte so eine recht preiswerte Woche auf der Insel: immer draußen, mit essen aus der Hand oder Kleinigkeiten an der Milchbude. Borkum ist vom Preisniveau her ohnehin deutlich günstiger als Norderney oder gar Juist oder Sylt. Die Insel ist familiengerecht, angefangen vom breiten Strand über das breite Freizeitangebot bis hin zu den Milchbuden direkt zwischen Strand und Promenade, in denen man recht günstig essen oder Kaffee trinken kann.

Borkumer Strandleben mit Milchbude

Strandleben mit Milchbude

Übrigens – abends haben die Milchbuden geschlossen. Dann sehen sie so aus:

Borkum im Sonnenuntergang

Milchbude im Sonnenuntergang

Die Promenade auf Borkum wurde in den letzten Jahren saniert, als ich zuletzt dort war, war dort noch eine riesige Baustelle. Inzwischen kann man dort wieder ungehindert flanieren, von der „Heimlichen Liebe“ vorbei am Kurpavillon und am „Sturmeck“ bis zum „Seeblick“ gibt es kilometerweit keine Hindernisse mehr – nicht mal für Rollstuhlfahrer.

Borkum Seeblick

Metallkunstwerk am „Seeblick“

Auch in den Dünen kann man endlos laufen oder Rad fahren. Wer nicht laufen möchte,kann schwimmen – in der Nordsee oder wärmer im Gezeitenland. Das ist nicht groß, aber mit seinem Außenbecken, dem Saunabereich und den Wellnessangeboten durchaus attraktiv.

Baden auf Borkum

Baden auf Borkum – die dicke Dame war dabei!

Zu den speziellen Borkumer Wellnessangeboten gehört auch der Sonnenuntergang – perfekt zu beobachten von der Promenade aus, zu den Klängen des Kurkonzertes. Das war dieses Mal zum Glück keine Mischung aus Wiener Walzer und Volksmusik, sondern es gab Wilhelm Wolf und die möblierten Herren.

Borkum in der Dämmerung

Wolkenspiel in der Dämmerung

Und nach dem Sonnenuntergang kann man Lichtspiele der anderen Art genießen: Fast ein bisschen kitschig wirkt der „neue“ Leuchtturm, der in der Dunkelheit noch immer seine Lichtsignale aussendet. Ob dies tatsächlich noch einen Nutzen für die Seefahrt hat, würde ich bezweifeln, für die Touristen ist es aber auf Pilcher’sch Art schön.

Neuer Leuchtturm auf Borkum

Neuer Leuchtturm auf Borkum

Möwen gab es wenige dieses Mal auf Borkum. Auf der einen Seite fehlte mir ihr typisches Kreischen, auf der anderen Seite finde ich es angenehm, wenn ich bei Prachtwetter mein Fischbrötchen im Freien essen kann, ohne Attacken gieriger Möwen befürchten zu müssen. Und angekackt wurde ich dieses Mal auch nicht.

Möwen auf Borkum

Möwen an der oberen Promenade

Ach ja, und Sonnenuntergänge gab es auch – erwähnte ich das schon?

Abendrot auf Borkum, Sonnenuntergang

Abendrot auf Borkum