Es gibt Dinge, die braucht kein Mensch. Zum Beispiel das, was mir in der letzten Nacht widerfahren ist. Es war ärgerlich und hat mich um einen guten Teil meines Schlafs gebracht – das prangere ich an. Aber fangen wir von vorne an.

Bild von Pixabay – bei mir kommen keine Tomaten ans Huhn!
Ich hatte mal wieder gekocht. So richtig, mit vorbestelltem Huhn, frischem Gemüse und so. Es wurde „Huhn im Topf“, ein Hühnereintopf nach Mutterns Rezept. Sehr gelungen übrigens, eine Portion habe ich gestern Abend schon gegessen.
Und dann nahm der Abend seinen Lauf: Volles Bäuchlein, müde, bisschen schlafen, bisschen fernsehen, bisschen stricken, wieder schlafen. Irgendwann wurde ich wach – es war schon nach Mitternacht. Jetzt aber nichts wie ins Bett! Auf dem Weg dorthin fiel mir ein, dass ich ja noch den Rest meiner Suppe in den Tiefkühler räumen wollte. Vier Tupperdosen standen nett und adrett aufgereiht zum Abkühlen in der Küche. Kühl waren sie auch, sehr gut! Ich trug sie also in mein Gäste-Wäsche-Rumpel-Abstell-Zimmerchen, um sie dort in den Tiefkühler zu stellen. Und ja, wie es dann halt so kommt: Ich öffnete den Tiefkühler und räumte ein wenig darin herum, um Platz zu schaffen. Und irgendwie – keine Ahnung, warum und wieso – geriet der Boxenstapel auf dem Tiefkühler ins Rutschen und der ganze Kram war irgendwie nicht mehr aufzuhalten. Alle viel Dosen donnerten zu Boden – Krawumm! Zwei blieben zu – sehr gut! Eine ging ein bisschen auf und ließ Brühe auf den Boden plempern. Und von der vierten Box flog der Deckel ab und ihr Inhalt verteilte sich explosionsartig im Zimmer. Zum Glück warf sich die Tür dem Inferno in den Weg und hielt das meiste auf. Es war interessant zu sehen, wie sich das Muster aus Hühnchen, Möhren, Kohlrabi und sonstigem Gedöns langsam, begleitet von fettigen Tropfen, dem Boden entgegen bewegte. Das, meine Lieben, ist Schwerkraft!
Als ich mich von meiner Schockstarre erholt hatte, rettete ich, was zu retten ist: Dosen aufheben, in die Küche schleppen, gucken, was noch drin ist, sauberwischen. Dann überlegen, wie man der Schweinerei Herr werden könnte: Ich fegte erst mal „das Dicke“ in meine Fegeschaufel, dabei immer bemüht, mit den Füßen in Wollsocken möglichst wenig in die Brühe zu treten. Dann Eimer und Feudel holen – das liebe ich besonders zu nachtschlafener Stunde. Erst die Tür oder den Boden? Ich entschloss mich für die Tür, von oben nach unten putzen habe ich mal gelernt. Ich merkte, wie mir die Brühe die Hosenbeine hochkroch. Viel heißes Wasser, angereichert mit „Der General“, half, zumindest den Anschein von Sauberkeit wieder herzustellen. Die Brüh-Socken hatte ich längst ausgezogen und gegen Badelatschen getauscht. Ich wischte die Tür, das Zimmer, den Flur, einen Teil der Küche. Und fror schlussendlich meine verbliebenen drei Portionen Hühnereintopf endlich ein.
Nach all dieser sportlichen Aktivität war ich natürlich richtig wach. Und das blieb ich auch. Ich kam nicht in den Schlaf, denn es trieben mich diverse Überlegungen um: Kleben noch Möhren unter der Tür? Wo ist noch überall Brühe, die ich nicht gesehen habe? Sollte ich das Zimmer künftig eher das Suppenzimmer oder lieber den Hühnersaal nennen? Und, der schlimmste Gedanke überhaupt: Rund ein Fünftel meines schönen, edlen Hühnchens ist ganz umsonst gestorben. Das ist ein Skandal!