Jaffa!

Kürzlich sprach ich mit einigen Kollegen über das 10-Finger-System. Und dieser Ausdruck weckte eine Erinnerung in mir – eine, die merkwürdig weit weg war. Und dabei war ich schon 16, als all das passierte …

Jaffa!

Schreibmaschine, Typen

„Makro Letters“ – bild zur Verfügung gestellt von PeterFranz, http://www.pixelio.de

Vor über dreißig Jahren musste ich etwas machen, in dem ich gar keinen Sinn sah: Einen Kurs im Schreibmaschine schreiben. Meine Eltern fanden, dass das ein guter Beitrag zu meiner Ausbildung sei, und auch meine Schwester hatte sich mit dieser Beschäftigung schon abmühen müssen. Gegeben wurde der Kurs von einem Mitglied des „Rasteder Stenografenvereins“. Ob es den heute noch gibt, konnte ich tatsächlich nicht herausfinden.

Nun ist es ja so, dass man als Jugendlicher oft nicht so recht versteht, was die Eltern alles für sinnvoll halten. Manchmal sieht man das als Erwachsene anders. Im Falle dieses Schreibmaschinenkurses verhält es sich so ähnlich – hätte ich dort etwas gelernt, wäre das sicher ganz gut gewesen. Doch damals hatte ich einen derartigen Widerwillen gegen diese Veranstaltung, dass ich dort tatsächlich nichts lernte. Ich absolvierte sowohl den Anfänger- als auch den Fortgeschrittenenkurs, ohne ordentlich Maschineschreiben zu lernen. Das lag mit hoher Wahrscheinlichkeit an mir, nicht am Kurs.

Seltsamerweise erinnere ich mich – trotz meines Elefantengedächtnisses – nicht an den Namen der Kursleiterin. Ich weiß aber noch, was wir am ersten Abend machten: An uralten mechanischen Schreibmaschinen übten wir die Grundstellung der Finger. Es sei leichter, von mechanischer Maschine auf elektrisch umzulernen als umgekehrt, erklärte man uns. Und dann schrieben wir Jaffa. J A FF A, immer wieder. Oder vielleicht auch J a ff a, das weiß ich nicht mehr genau. Ich brauche das Wort nur sehr selten, aber ich kann es schreiben, immerhin. Jaffa. Klack, klack, klackklack, klack.

Im Kurs sollten wir lernen, blind zu schreiben, schließlich müsse man oft Texte von einer Vorlage abschreiben und sich dann auf das Abgucken konzentrieren, nicht auf das Suchen der Buchstaben. Damit wir das lernten, wurde manchmal im Klassenraum das Licht ausgemacht und etwas diktiert. Zum Beispiel Bedeutendes wie: Horst ging abends spät nach Hause. Ich schrieb dann Ominöses wie „Horst fomh avrmfd düöz msch Jaudr“, und die Schreibmaschinen-Lehrerin guckte traurig. Die letzten beiden Kursabende sowie die Abschlussprüfung habe ich geschwänzt.

Erika Schreibmaschine, Bild zur Verfügung gestellt von WeFoCo, http://www.pixelio.de

Inzwischen schreibe ich viel auf Tastaturen, alle elektrisch, aber ich schreibe noch immer nicht richtig „blind“. Ich kann noch immer kein 10-Finger-System, sondern nutze so in etwa sechs Finger, die nicht immer auf ihrer Seite bleiben, sondern da herumsuchen, wo es ihnen gerade passt. Auf diese Weise schreibe ich auch recht flott. Irgendwie wissen meine Finger, wo die Buchstaben sind, bis auf beim B, das bekanntlich immer mal woanders hinhuscht. Deshalb ist es wahrscheinlich auch nicht in „Jaffa“ drin, denn das wäre für Anfänger viel zu schwierig.

13 Kommentare zu “Jaffa!

  1. Hallo,

    ich habe mir das 10-Finger-System tatsächlich mit einem Kurs aus einem Buch selbst beigebracht. Damals war ich 14 Jahre und ich habe keine Ahnung mehr, wieso ich auf diese Idee kam.
    Es verschaffte mir in der Oberstufe einen Vorteil, da ich meine Hausarbeiten schneller getippt hatte als meine Mitschülerinnen.
    Heute bin ich froh, dass ich damals auf diese seltsame Idee kam. Ich bin recht flink geworden über die Jahre. Doch richtig blibd schreiben kann ich auch nicht.
    LG Malu

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  2. Es war jaffa – Großbuchstaben kamen erst später. :-))
    Ich bin auch von meinen Eltern geschickt worden – heute bin ich ganz froh darüber, wenn ich Kollegen mit Zwei-Finger-Such-System sehe.

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  3. Danke für die Erinnerung an meine Schulzeit – dort fand nämlich der Einstieg in meine Tastenwelt statt. Die Lehrerin war sehr engagiert und recht streng – auch sie machte ab und an das Licht aus, um zu gucken, was wir da so fabrizierten. Mir fiel es zum Glück leicht und es machte mir Spass, mit den Fingern über die Tasten zu fliegen. Vermutlich bin ich deswegen auch später in einem Büroberuf gelandet :). Mein Mann benutzt das 2-Finger-Such-System oder nimmt gleich mich in Anspruch, da ich in 3 Minuten so viel schreibe, wie er an einem ganzen Tag nicht (sagt er).

    Ein schönes Wochenende wünscht
    Tina – die, die gern mit den Tasten klappert 🙂

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  4. Genau so ging’s mir auch. Ich glaube ich schreibe mit 6 Fingern aber so genau kann ich das gar nicht sagen. Es ist so halb blind. Das mache ich nun schon 47 Jahre so, und geht auch ganz gut.

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    • Das klingt spannend – welcher ist denn der Halbe? 🙂
      Bei mir sind die kleinen Fingerchen, die auf der mechanischen Schreibmaschine sooo schwer arbeiten sollten, komplett nutzlos und hampeln nur in der Gegend herum, ohne zu tippen. Die Ringfinger machen auch nicht viel …

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  5. Hallo
    ich muss gestehen, dass Jaffa auch mir sehr bekannt ist. Als Kind – also eigentlich eher in den Jahren zwischen Kind und Jugendlicher – habe ich mit Freuden an der alten tollen superschönen meschanischen Schreibmaschine meiner Eltern geklimpert und Seiten vollgetippt. Noch bevor ich schreiben konnte, hatte ich nur Buchstaben getippt und tja in diesem fortschritteneren Alter nun habe ich dann richtige Romane und Geschichten schreiben wollen. Was hatte man damals doch für Zeit!!! Und in diese Klimperei hinein habe ich dann bei und im Haushalt ein Schreibmaschinenlernbuch im Arbeitszimmer meines Vater gefunden, es an mich genommen und somit war dich mehrere Nachmittage lang gut beschäftigt gewesen. Ergebnis ist, ich kann seit damals zehn Finger blind schreiben. Und da ich heute als erwachsene in drei manchmal auf vier Sprachen zeitgleich arbeite, habe ich eine Tastatur mir den verschiedenen anderen Tastaturen unterlegt. D.h. ich kann in drei und fast auch in der 4. Sprache (die französische Tastatur ist sowas von kompliziert, meisten kompensiere ich sie mit den anderen…) blind tippen, denn was auf den Tasten steht, das ist nie dahinter.

    Fazit – wenn man als Kind Langeweile hat, dann lernt man alles. Als 16jährige hätte ich mich auch nicht zu so einem Kurs schicken lassen und hätte garantiert weniger nach Kursende gewusst als zu dessen Anfang. Von daher, liebe Meike, hast du mein vollstes Verständnis.

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