Wer ist Simone P.?

Notizbuecher

Alles für den Schreibkurs – inclusive Simone P.

Plötzlich war sie da, die Unbekannte, schlich sich ein in unsere Kommunikation: Simone P., Aussehen, Alter und Intention unbekannt. Sie stand plötzlich in den Verteilern unseres Schreibkurses, und keiner bekannte sich dazu, sie dort hinein geschrieben zu haben. Immer wieder tauchte sie auf, zäh wie Fensterkitt. Zwar haben wir eine Simone, sogar eine Simone P., aber die geht hinten anders weiter und hat nach eigenem Bekunden auch nichts mit jeder eingeschleusten Fremden zu tun.

Wer ist also Simone P.? Was will die von uns, und wer hat uns die aufgehalst? Wahrscheinlich will sie uns aushorchen, unsere Pläne ausspionieren und an irgendeine kriminelle Organisation weitergeben. An die Mafia wahrscheinlich. Oder an den NSA, den Mossad oder den BND. Vielleicht sogar an alle, vielleicht ist sie eine Doppel- oder sogar Dreifachagentin mit sizilianischen Wurzeln. Anscheinend sind unsere Aktivitäten für irgendjemanden interessant. Wir stehen unter Beobachtung.

„Termine“, so heißen unsere Betreffzeilen gerne. „Hallo, betrifft den Temin im Wacker: Ich kann am dreizehnten, aber gar nicht am siebten. Am liebsten wäre mir der fünfte.“ Das ist für die Jungs von Guck und Späh natürlich doof, denn wann sollen sie ihre Leute nun postieren, am dreizehnten oder am fünften? Und in welchem Café Wacker? Es gibt drei in Frankfurt, über diese Tatsache ist schon so manches unserer Kursmitglieder gestrauchelt. Bleiben die Erkenntnisse über unsere Aktivitäten dermaßen unscharf, haben die Organisationen, die an uns Interesse haben, keine andere Wahl als an jedem der Terminen Agenten in jedem Café Wacker zu postieren. Das bindet nicht nur Personal, sondern veranlasst auch hohe Spesenabrechnungen: Schließlich müssen die Agenten etwas verzehren, um unauffällig zu sein. Rechnet man für jeden nur einen Milchkaffee und ein Stück Herrentorte, kommt da bei 24 Agenten pro Café schon ein hübsches Sümmchen zusammen.

Aber warum verstecken die Geheimdienste ihre Aktivitäten nicht besser? Wäre es nicht einfacher, ein Kursmitglied einzuschleusen, anstatt ganz offen eine falsche Postkastenadresse in unseren E-Mailverteiler zu schreiben? Oder hatten wir das schon, dieses falsche Kursmitglied, und scheiterte es an unserem schriftstellerischen Ansprüchen? Dereinst hatten wir ein Mitglied, welches sich schnell den Spitznamen „der russische Zupfkuchen“ erwarb – vielleicht war diese freundliche und an sich harmlos wirkende Dame eine Agentin des KGB? Ihr plötzliches Verschwinden aus unserer frohen Runde könnte auf so etwas hindeuten.

Was aber wollen diese Organisationen von uns? Bei der Mafia ist es mir klar, die wollen sich einen in Kürze von einem von uns zu erwartenden Bestseller sofort sichern und demjenigen für einen Appel und ein Ei die Filmrechte abpressen. Aber die Geheimdienste? Was soll das? Halten auch sie Robert für einen Terroristen? Wollen sie von Andi lernen, Schrankwände zum Sprechen zu bringen? Oder ist es gar unsere Kursleiterin, die greise Frau T., die ihr Misstrauen erweckt? Sie hat immer eine große Tasche dabei, was mag da drin sein? Man weiß es nicht. Ich weiß nur, dass auch ich meine Kursgefährten künftig genau im Auge behalten werde – an irgendeinem muss es ja liegen, dass diese ominöse Simone P. uns so hartnäckig verfolgt.

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