Nein, Gaby wartet nicht!

Dame im Park

Eine Dame im Park, von einem Bildhauer künstlerisch hingesetzt für die Ewigkeit.

Wer kennt das nicht: Irgendeine Erwähnung löst eine Erinnerung an ein Lied aus, daraus folgt ein Ohrwurm. Ganz besonders stark habe ich das bei Namen: Da arbeite ich doch seit einigen Monaten mit Gaby zusammen – einer sehr netten Dame aus Düsseldorf. Kaum erwähnt jemand ihren Namen, dudelt in meinem Kopf Udo Jürgens los – möge er trotzdem in Frieden ruhen. „Gaby wartet im Park“, trällerte er einst und „Gaby wartet im Park“ singt es in mir. Dabei ist das totaler Quatsch, Gaby wartet nicht im Park. Sie hat einen Hund, ja, das schon, daher wird sie vielleicht ab und zu im Park spazieren gehen, aber um da lange herumzuwarten, hat sie gar keine Zeit.

Es gibt auch andere Namen, die sowas bei mir auslösen. Martin, natürlich: „Martin, my love … !“ Dieses unsägliche Gesinge des ebenfalls verstorbenen Diether Krebs lässt mich leise seufzen – und es wechselt sich tatsächlich ab mit „Maaaartin! Maaaartin! Denn deine Liebe war so schöööön!“ von Mireille Mathieu. Die war glücklicherweise besser bei Stimme als der Herr Krebs, so dass dieser Ohrwurm für mich nicht ganz so schlimm zu ertragen ist wie „Martin, nä!“.

Auch Kurt, ohne Helm und ohne Gurt, ist eng mit einem Hit verknüpft – gewiss können alle Kurts oder Curts ein Lied davon singen. Frank Zander bescherte uns etliche dieser Grusellieder, auch „Oh Susi!“ kam schon des Öfteren in meinen Sinn, wenn ich eine Susanne kennen lernte. „Ich bin doch auch nur ein Mann“, flötete der Künstler damals, und ich dachte schon als Kind, dass das eine echt lahme Entschuldigung ist für so einen Schlager.

Zum Glück kenne ich nicht so viele Martins, Kurts und Susis, so dass ich vor diesen Kunstwerken einigermaßen gefeit bin. Anders ist es mit Gaby im Park: Die Kollegin läuft jeden Tag mehrfach an meinem Büro vorbei, und schon wenn ich sie auf dem Flur höre, setzt das Bedauern ein. Nicht, weil sie dort läuft, oh nein, ich schätze sie durchaus, aber das ist doch kein Zustand: „Gaby wartet im Park, doch sie bleibt heut‘ allein …“ – die Arme! Aber das ist natürlich Quatsch, weder ist sie im Park noch bleibt sie allein, ganz im Gegenteil! Sie sitzt im Großraumbüro gegenüber, da ist sie deutlich weniger allein als sie es vielleicht gerne wäre. Und doch, Udo ist sehr bestimmt in seiner Aussage und setzt noch einen drauf: „Und sie wird dich nie wiiiiedersehn’n…“. Was Gaby, mich? Aber wieso denn? Ich gehe jeden Tag ein paar Mal da rüber, wir sehen uns regelmäßig, und manchmal essen wir auch zusammen. Ach Gaby, was mache ich nur mit dir – wie kriege ich den Udo aus dem Kopf?

Noch während ich dies schreibe, merke ich, dass ich auf recht hohem Niveau klage, denn es könnte ja noch viel schlimmer sein: Man stelle sich vor, diese Kollegin, die meine innere Musicbox so inspiriert, hieße „Aaaniiita!“, dann würde nicht nur Costa Cordalis in meinem Kopf plärren, sondern auch noch ein ganzer Kinderchor. Und ein Kollege namens Bernhard brächte mich zum Stottern, gemäß dem armen presslufthammergeschädigten Bauarbeiter von Torfrock. Dieses Kunstwerk hatte ich übrigens fälschlicherweise Mike Krüger zugeordnet, der uns immer mal wieder „Mein Gott, Walter“ seufzen lässt – egal, ob Walter etwas für die zu beklagende Misere kann oder nicht. Da bin ich ja mit Udo Jürgens noch gut bedient, da gibt es wenigstens eine Melodie und sowas wie eine Aussage.

Also lasse ich Gaby erst mal weiter im Park warten, es hilft ja nichts. Und es ist gut, so wie es ist. Immerhin heißt sie nicht Claudia und hat auch keinen Schäferhund. (Nein, das verlinke ich nicht – das ist nämlich nicht jugendfrei!)

 

Übrigens: Sollte jemand ein ähnliches Namens-Ohrwurm-Problem haben, freue ich mich über Kommentare. Ich habe ganz bestimmt einige schöne Schlager vergessen …

10 Kommentare zu “Nein, Gaby wartet nicht!

  1. Genau deshalb haben wir versucht, unseren Kindern nicht-ohrwurm-belastete Namen zu geben. Hat nicht ganz geklappt, aber das betreffende Lied ist fast unbekannt.
    Bei einer Bekannten hat das nicht geklappt, deren Tochter ist derzeit in allen Radios… Joleen, Joleen, Joleen, Joleeeeen…
    LG von TAC (zu deren Vorname es auch ein Lied gibt, an das sich zum Glück kaum jemand erinnert, weil es schon so alt ist)

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  2. Danke, jetzt hab ich den Kopf voller Ohrwürmer… Anita ist echt gaanz schlimm, ich kenne mehrere, zum Glück seh ich die nicht oft

    Du kannst auch mit Theo nach Lodz fahren, oder Dir ein Bananenbrot schmieren lassen

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  3. Bravo, Bravo Hurra,
    der Sängern mit den besseren Liedern ist da!
    ……
    Will anders als die andern sein,
    kriegt Ruth nicht in sein bett hinein –
    so wie die andern!
    ….

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  4. Jaa, Heino hatte vor Jahrzehnten mal was mit der „Schwarzen Barbara“, die hatte wohl schwarzes Haar, himmelblaue Augen und anderes, … wir wissen nicht, was seine Hannelore dazu sagte,….
    Der Costa Cordalis (nachfolgend CC genannt:-)) wollte in der Nacht mit der Anna- Lena ins Boot steigen. Hat wohl nicht geklappt, denn darauf sagte er zu seiner anderen Bekannten: Carolina, komm mit nach……
    Gitte fragte auch schon mal: Hallo, wie geht es Robert? Bis heute keine Antwort…
    „Erna kommt“, darauf freute sich Hugo Egon Balder, mehr wissen wir nicht…
    Bernhard Brink fragte: „Hey Nikita“ ist dir kalt? Wie es weiterging?!….
    Peter Maffay hat „Josie“ darauf hingewiesen, daß sie sich vom Mädchen zur Frau wandelt, woher weiß der das?!…
    Aber wie hieß die 31jährige, die am letzten warmen Augusttag den damals 16jährigen Peter Maffay als Mann im Morgenrot am Strand zurückließ…..???!! wir werden es wohl nie erfahren….
    Karl, der Käfer, und Maja, die Biene möchte ich noch erwähnen, denn jedes Haustier hat ja auch einen Namen, : Bello, Mieze usw. ………

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  5. Bodo mit dem Bagger fällt mir da noch ein, und dass ich immer wenn ich mit meiner Freundin Rita spreche mindestens einmal lovely Rita zu ihr sagen muss. Komisch zu mir sage ich das nicht! Lieben Gruß Tante Rita

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  6. Ich hatte in meiner Berufsschulklasse eine Dame namens Marleen und immer wenn sie zur Tür hereinkam, fing meine Sitznachbarin an zu singen: ‚Marleeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeen! Eine von uns beiden muss nun geeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeehn!‘ 🙂

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