Komische Gewohnheiten – Mutwillig im Weg herumstehen

Mauer

Ein echtes Hindernis, zur Verfügung gestellt von Kunstart.net / http://www.pixelio.de

Jeder steht mal im Weg herum – das ist völlig normal und ich nehme mich da nicht aus. Sei es, dass man mal völlig in Gedanken ist, abgelenkt durch ein Gespräch oder einfach ungeschickt. Auch hat man ja hinten keine Augen und kommt manchmal gar nicht auf den Gedanken, dass von da jemand kommen könnte. Da meistens nichts Schlimmes passiert, ist sowas nicht der Rede wert und führt oft sogar zu einem amüsierten Lächeln.

Es gibt jedoch auch Im-Weg-Steher, die das Im-Weg-Stehen beinahe mutwillig tun. Zum Beispiel diejenigen, die in der Straßenbahn unbedingt in der Tür stehen müssen, auch wenn woanders noch reichlich Platz ist. Wohl, weil man da so schön rausgucken kann und an jeder Haltestelle eine Nase voll frischer Luft nehmen kann. Für die, die rein- oder rauswollen, ist das natürlich nicht so praktisch, gerade dann nicht, wenn die Betreffenden auch noch auf ihrem Smartphone tippen müssen und verärgert grunzen, wenn sie angedotzt werden und sich ob des Gedränges verschreiben.

Besonders gern aber habe ich Reisegruppen, die direkt vereinbaren, im Weg herumstehen zu wollen: „Wir treffen uns in zwanzig Minuten direkt vor dem Wagenstandsanzeiger!“ Diese oder ähnliche Ansagen hört man sehr oft auf Bahnhöfen. Oftmals übrigens von Lehrern, die es offenbar praktisch finden, eine Klasse von rund 25 Schülern gerade da auflaufen zu lassen, wo alle anderen Reisenden auch mal was sehen möchten. Weist man darauf hin, dass das nicht so günstig ist – z. B. durch ein leicht genervtes „Darf ich auch mal an den Plan gucken, bitte?“ – ist man automatisch ein Kinderfeind oder zumindest ein Drängler. Verständnisvoller sind da Kegelklubs oder Landfrauenvereine – die sehen die Notwendigkeit, etwas Platz zu machen, zumeist ein. Das klingt dann so: „Gisela, komm da mal wech, du bist doch nicht durchsichtig!“ oder auch: „Komm ma bei mich bei, Heinz, dat die Leute wat sehen können!“ Wenn Heinz und Gisela sich dann da aufräumen, lächle ich freundlich, nicke zustimmend und bin zufrieden.

Und dann gibt es natürlich noch die Buffetblockierer, auch genannt Salatsortierer und Mittagspausenruinierer. Das sind diejenigen Kollegen, die sich in ihrer ganzen Pracht vor dem Kantinensalat aufbauen, um sich dort einen schönen gemischten Vitaminteller zusammenzustellen. Da sie dabei jede einzelne Gurkenscheibe einer genauen Qualitätskontrolle unterziehen und zudem die ganze Breite des Salatbuffets für ihre Prüfarbeiten benötigen – man braucht ja ausreichend Licht – können sie einer Mittagspauslerin, die gerne in 30 Minuten fertig werden und gemeinsam mit den Kollegen essen möchte, den letzten Nerv rauben. Die rennt dann auf die andere Seite des Salatstandes, um ein Näpfchen Bohnensalat zu ergattern, und drängt sich dort mit fünf anderen Leuten, die der Salatsortierer auf der anderen Seite vielleicht auch schon zum Seitenwechsel gezwungen hat. Und wenn auf der Seite dann der Bohnensalat alle ist, gibt man auf, verzichtet auf die wertvollen Bohnenvitamine und wird unweigerlich krank. Und daran sind sie schuld, die Im-Weg-Steher, Salatsortierer und Pausenruinierer.

2 Kommentare zu “Komische Gewohnheiten – Mutwillig im Weg herumstehen

  1. Kürzlich auf der Frankfurter Buchmesse (aus einem Kommentar, den ich an anderer Stelle abgegeben habe): “ ….Glücklicherweise vorbei, wieder frei, muss mir nicht mehr den Weg gegen die Zwillingskinderkarre bahnen, nicht mehr den wichtigen Leuten ausweichen, die ihre Begrüßungszeremonie und ihr Meeting ausgiebig mitten im Gang zelebrieren.“

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    • Über die Kinderkarrenfahrer wundere ich mich immer. Natürlich möchten Eltern auch mal was unternehmen, aber es kann doch echt keinen Spaß machen, mit so einem riesigen Wagen über die Buchmesse oder einen überfüllten Weihnachtsmarkt zu juckeln …

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