Schön ausgedrückt – allerhand Unfug

Der Unfug an sich ist etwas Schönes: Das erkennt man schon daran, dass er in unserer Sprache viel öfter vorkommt als sein vernünftigeres Pendant, der Fug. Der kommt selten vor und hat kaum Platz im gelben Duden, sodass man mit Fug und Recht behaupten kann, dass er langweilig ist. Der freche kleine Unfug hingegen kommt häufiger vor und hat jede Menge Synonyme – und die klingen so schön!

Mensch und Affe

Unfug im Frankfurter Zoo: Ich bin die in der Mitte.

Da wäre zum einen der Humbug – eines meiner Lieblingswörter, seitdem ich zum ersten Mal die Muppets-Weihnachtsgeschichte sah, in der der garstige, von Michael Caine gespielte Ebenezer Scrooge es immer wieder ausspie, um seine Verwirrung zu verstecken. Humbug kommt aus dem Englischen und wurde angeblich schon um 1740 herum benutzt.

Als Nächstes fällt mir das schöne, melodische Wort „Kokolores“ ein. Seine Herkunft ist nicht so recht geklärt, in einschlägigen Wörterbuchern wird sowohl das Krakeelen des Hahns als auch der Begriff „Gokeler“ für Gaukler mit dem Kokolores in Verbindung gebracht.

Der putzige Mumpitz stand im 17. Jahrhundert ursprünglich für eine vermummte Schreckgestalt oder Vogelscheuche, dem Mummelputz. An der Berliner Börse wurde der Mumpitz in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts für erschreckende Gerüchte oder unsinniges Gerede benutzt.

Der kurze, trockene Begriff „Stuss“ kommt aus dem Jiddischen bzw. dem Hebräischen. Es klingt für mich durch seine Einsilbigkeit, für die es freilich nichts kann, etwas unfreundlicher und abwertender als die anderen Synonyme für den Unfug. „Was für ein Stuss!“, das klingt wie ein Hammer auf dem großen Zeh.

Mein Lieblingsunfug ist allerdings der klangvolle Firlefanz. Er ist der einzige Unfug, den es auch in weiblich gibt, dann ist es die Firlefanzerei – ein Ausdruck, den ich selber bislang weder genutzt noch gehört habe. „Firlefanz“ – das klingt für mich nach fröhlichem Herumtollen unter lautem Gekicher. Und tatsächlich stammt das Wort vom mittelhochdeutschen „firlifanz“, einem Tanz. Irgendwie hört man die Musik aus ihm, dem Firlefanz- Tanz.

Man könnte es mit dem Unfug noch eine ganze Weile so weiter treiben: Es gibt noch den Nonsens, den Schmarrn, allerhand Käse, Tinnef oder Schwachsinn. Gemeinsam haben alle diese Begriffe, dass sie maskulinen Geschlechts sind – ein Schelm, der Böses dabei denkt. Außerdem kommen alle diese schönen Wörter laut Duden öfter vor als der arme, einsame Fug. Ob das gut ist, weiß ich nicht so recht. Vielleicht ist das ja die Auswirkung von „Der Klügere gibt nach“?

Anmerkung: Das Nachschlagen von Begriffen macht mir ja immer viel Spaß. Benutzt habe ich dieses Mal den guten alten Duden, das Wiktionary, das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache und Wikipedia.

Und noch eine Anmerkung: Sollte mich wieder jemand der mangelnden Gendergerechtigkeit bezichtigen wollen, weil ich auf die Männlichkeit des Unfugs hingewiesen habe, muss ich diesen Einwand dieses Mal leider mit einem kurzen „Papperlapapp“ abtun. Denn ich kann doch nix dafür …

8 Kommentare zu “Schön ausgedrückt – allerhand Unfug

  1. Ja, ja, das Weibliche und der Unfug!
    Es gibt zwar die Schelmin in der Literatur, doch für mich ist es Till Eulenspiegel, Schelm oder Schalk, mein Held, meine Seelenverwandter aus dem Braunschweiger Land. All diese Wörter die du hier gesammelt hast, liebe Meike, reichen kaum aus, das alles zu beschreiben, was der in Kneitlingen am Elm (Höhenzug bei Braunschweig mit drei Buchstaben, gern gesucht in Kreuzworträtseln) geborene Narr an amüsanten aber auch bösartigen Unfug mit dem einfachen Volk und hohen Herren von Adel und Kirche getrieben hat. Das war nicht nur Firlefanz!

    Hermann Bote: Ein kurzweiliges Buch von Till Eulenspiegel aus dem Braunschweiger Lande

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  2. Mein Schwiegervater hat sich ein eigenes Wort dafür zusammengesetzt: Schwachfug. Ich verbinde dieses Wort fest mit ihm, und da er es so oft benutzt, und ich auch schon öfter, vielleicht verfestigt es sich ja im Sprachgebrauch und findet eines Tages auch den Weg in Duden und co. 😉

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