Wieder einmal bekam ich von meiner Schwester Zeit geschenkt: Mein letztjähriges Weihnachtsgeschenk war unter anderem ein gemeinsamer Besuch im Museumsdorf in Cloppenburg. Da ich geschichtlich interessiert bin, habe ich mich darüber sehr gefreut, auch wenn ich schon öfter da war – oder vielleicht auch weil ich schon öfter da war.
Was gibt es dort: Das Museumsdorf ist nicht weit von meinem Heimatort entfernt, so dass wir es als Kinder auch mit der Schule und den Eltern ab und zu besuchten. In den letzten Jahren wurde es jedoch ständig erweitert, so dass es inzwischen über 50 Gebäude aufweist, die stilecht eingerichtet sind. Die Gebäude wurden nicht nachgebaut, sondern andernorts abgebaut und wieder aufgestellt.
Was ist das Besondere: Die Anlage finde ich sehr reizvoll, auch weil die Gebäude weit auseinander stehen. Was mich als Kind etwas anödete – der insgesamt recht ordentliche Spazierweg, wenn man alles ansehen will – begeistert mich jetzt. Es ist schön, aus der Entfernung eines der alten Gebäude auftauchen zu sehen. Gerade jetzt im Frühsommer ergibt das eine sehr schöne Szenerie aus üppigem Grün und Fachwerk- oder Klinkergebäuden.
Jedes Gebäude ist am Eingang knapp beschrieben: Zweck, früherer Standort, (ungefähres) Erbauungsjahr, Baustil. Auch im Inneren gibt es Erläuterungen, man wird in den „normalen“ Häusern jedoch nicht mit Texten erschlagen. Ansehen und entdecken, lautet das Konzept. Und so taten wir das, was wir schon als Kinder gemacht haben: Überall reingucken, die Alkoven mit den Betten suchen, uns über die schönen Öfen freuen und die Nase rümpfen über den Rauchgeruch in den meisten Häusern.
Für ganz Informationshungrige gibt es jedoch auch theoretische Ausstellungen mit alten Bildern, Fotos, Vorstellung alter Techniken und vielem mehr. Dieses Mal schenkten wir uns diese Räumlichkeiten, das Wetter war einfach zu gut dafür. Ich war jedoch vor Jahren auch schon einmal im dunklen November im Museumsdorf und habe es damals genossen, mich zwischendurch lesend aufzuwärmen.
Auch einige wenige Tiere gibt es zu sehen, etwas bunte Bentheimer Schweine, Schafe oder Pferde. Leider kooperierten die Tiere jedoch nicht beim Fotografieren und wandten mir größtenteils den weniger hübschen Hintern zu.
Freundlicher waren da die Bauerngärten, in denen es neben alten Blumenarten auch allerhand Nützliches zu bewundern gab. Einige Pflanzen waren beschriftet, andere wieder nicht, so dass wir hier und da rätselten, was denn da wohl wachsen mochte.
Was gibt es noch: Die Gastronomie im Museumsdorf ist mehr als solide: Im Dorfkrug wird man von einigen Kellnern teils auf Platt empfangen, die Atmosphäre ist freundlich-familiär, die Karte nicht umfangreich, aber das Essen gut und günstig. Inzwischen gibt es sogar einen Spielplatz, den habe ich als Kind vermisst.
Der Eintrittspreis ist mit 7,50 Euro pro Vollzahler nicht zu teuer, legendär günstig ist die Familien-Jahreskarte mit 45 Euro.
Für Rollstuhlfahrer ist das Dorf leider nur bedingt geeignet: Zwar sind Hauptwege und Brücken gut befahrbar, doch die alten Häuser weisen Stufen und Buckel auf. Das liegt leider in der Natur der Sache. Bei Nachbauten sähe die Sache vielleicht anders aus, doch hier sehe ich keinen Weg, wie man das ändern könnte.
Das finde ich ja auch wahnsinnig interessant. Ich glaube, früher war es genauso schön. Heute haben wir mehr Technik und trotzdem weniger Zeit. Die alten Sachen haben so einen besonderen Charme, das kann ich von meinem Glaskeramikkochfeld nicht behaupten.
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