Von der fixen Idee, ein Tiefkühlgerät zu besitzen

Ich gebe zu, dass ich manchmal etwas komische Ideen habe, auf die ich mich dann unangemessen versteife. Anspruchsvoll bin ich dabei auch noch, und norddeutsch-stur. Diese fixen Ideen bringen einfach die schlechtesten Eigenschaften in mir zum Vorschein.
Dieses Mal war es der Wunsch nach einem Tiefkühlgerät, der sich in eine Besessenheit verwandelte und bewirkte, dass ich jedermann lästig wurde.

Eigentlich war es ganz einfach: Ich wollte einen kleinen Gefrierschrank in mein Gästezimmer stellen. Dann hätten die Gäste nachts beim Aufwachen gleich etwas Kühles zum Lutschen und ich könnte mir einen Vorrat an Rhabarberkompott zulegen. Soweit die Überlegung. Also zunächst einmal im Internet recherchiert, bei einer bekannten Elektronikkette einige mittelpreisige Markengeräte angepeilt und in die Filiale gezockelt, um dort gleich den Liefertermin abzustimmen. Und das war das eigentlich Revolutionäre an dieser Idee: Die Lieferung. Aber beginnen wir von vorne.

In der Filiale angekommen, mied ich die Unterhaltungselektronik und begab mich mit gezielten Schritten in die Abteilung der Haushaltsgroßgeräte. Dort erwartete mich die erste Überraschung: Denn die meisten dieser Großgeräte waren sehr groß. Man hätte in diesen Schränken und Truhen mühelos ein Nashorn einfrieren können, am Stück natürlich. Singlemodelle gab es kaum, und wenn dann nur im Billig- oder Luxussegment.

Der zu Rate gezogene Verkäufer empfahl das teuerste Gerät, die billigen taugten seiner Ansicht nach nichts. Hmmm… und die Mittelpreisigen? Die seien gerade nicht da, erklärte man mir. Ach so. Trotzdem wollte ich nicht das Doppelte ausgeben und bat darum, mir ein bestimmtes Gerät zu besorgen. Nach einiger Internet-Recherche war der Verkäufer endlich davon überzeugt, dass es das von mir beschriebene Gerät tatsächlich gab und stellte fest, dass es bestellt sei. Eigentlich hätte es sogar schon da sein müssen. „Weiß auch nicht, wo die sind“, stellte er fest und guckte dabei so traurig, dass ich glaubte ihn trösten zu müssen. „Das macht nichts, ich kann es jetzt ja ohnehin nicht mitnehmen. Ich hätte es gerne am Samstag geliefert.“ Der Verkäufer sah aus, als hätte er Zahnschmerzen. Denn die Geräte waren ja noch nicht da. Ob ich vielleich übermorgen noch mal kommen könnte, vielleicht seien sie dann aufgetaucht. Ich hatte einen Gegenvorschlag: „Lassen Sie mir einfach eines dieser Geräte liefern, sobald sie da sind. An einem Samstag. Wir machen die Bestellung jetzt fertig und ich warte dann auf die Nachricht, wann der Gefrierschrank geliefert wird.“

Ob dieser neuen Idee versank der Verkäufer in dumpfes Brüten. Schließlich zuckte er resigniert die Schultern: Kundin droht mit Auftrag, was soll man da machen. „Ich kann Ihnen aber nicht garantieren, dass das klappt. Und das kostet was mit der Lieferung.“ Ja, das war mir schon klar, damit hatte ich gerechnet. Und in der Straßenbahn konnte ich den Tiefkühler auch nicht mitnehmen, was blieb mir also übrig? Aber dann nannte er einen Preis, der mir doch etwas die Sprache verschlug und mich nachfragen ließ: Wirklich so viel? Er bestätigte, denn: „Das ist wegen der Altgeräteentsorgung.“ Erleichtert atmete ich auf: Ich hatte ja gar kein Altgerät zu entsorgen. Meine Richtigstellung ließ den Verkäufer allerdings noch deprimierter in sich zusammensacken. Das sei egal, erklärte er mir. Das sei ein Paketpreis, das müsste man so nehmen. Ich guckte ganz frech noch einmal bei ihm ins Internet und stellte fest, dass man den Punkt „Altgeräteentsorgung“ dort extra bestellen konnte, für 20 Euro. Dort konnte man also diese Summe schon mal sparen. Die Kauffrau in mir rechnete geschwind: 20 Euro haben oder nicht haben, das waren immerhin schon 40. Und da das Gerät dort auch als lieferbar angezeigt wurde, beschloss ich, meinen neuen kalten Helfer dort zu bestellen.

Gedacht, getan: Zuhause bestellte ich im Handumdrehen mein neues Haushaltsgerät. Wegen des Liefertermins sich das Speditionsunternehmen in den nächsten Tagen bei mir melden, zwecks Terminabstimmung. Und tatsächlich wurde ich heute angerufen, von einer netten Dame, die leider nur mit sauren Früchten handeln konnte: Denn eine Lieferung am Samstag ging bei ihr erst mal gar nicht. Auf Nachfrage räumte sie ein, dass Samstagslieferungen natürlich schon durchgeführt werden könnten, aber das dürfte sie nicht entscheiden. Darüber müsste ich mit dem Tiefkühlgeräteverkäufer sprechen, sie sei dazu nicht befugt. Hääää?

Nun gut, ich wollte nicht stur sein und fragte nach einem Termin, die sie mir anbieten könnte – wenn sie sich nun schon die Mühe gemacht hatte, mich anzurufen. „Freitag zwischen 10 und 14 Uhr“, plapperte sie freudig in den Hörer. Mein ganztägiger Geschäftstermin schien sie zu erstaunen. „Ja, dannMontagMittwochFreitagzwischen10und14UhrundDienstagDonnerstag14bis18Uhr“, ratterte sie herunter. Ich konnte so schnell nicht hören und musste mehrmals nachfragen. Mir fiel auf, dass meine Gesprächspartnerin leicht ungeduldig wirkte. Und mein ratloses Herumsuchen im Terminkalender ließ sie hörbar seufzen. „Haben Sie denn gar keinen Tag in der Woche frei?“ maulte sie mich an und ich stellte dieses Missverständnis richtig: „Doch. Den Samstag.“ Aus dem Hörer drangen Geräusche, die mich davon abhielten, auch noch den Sonntag ins Rennen zu werfen. Schließlich musste ich einräumen, erst in rund zwei Wochen Zeit für eine Lieferung zwischen 10 und 14 Uhr zu haben. An der Reaktion meiner Gesprächspartnerin merkte ich, dass sie mich inzwischen für komplett debil hielt. Ich sie natürlich auch, aber ich bemühte mich um Contenance und so kamen wir erst einmal zusammen.

Zufrieden war ich mit dieser Lösung allerdings nicht: Denn warum kann ich in der Filiale ein Gerät kaufen und am Samstag liefern lassen und bei Kauf im Internet nicht, obwohl der Spediteur der gleiche ist? Und warum muss ich beim Kauf in der Filiale automatisch eine Altgeräteentsorgung mitbezahlen, beim Kauf im Internet aber nicht? Werden die Altgeräte vielleicht am Samstag entsorgt? Könnte ich also auch beim Internet-Kauf am Samstag liefern lassen, wenn ich dem Spediteur meinen alten Toaster zum Entsorgen überlasse? Ich hätte auch noch eine Bierbank zu entsorgen, falls der Toaster vom Volumen her nicht reicht…

Da ich manchmal ein uneinsichtiger Mensch bin, habe ich einige dieser Fragen soeben dem Kundendienst des Elektronikhändlers gestellt mit der Bitte, mir einen Liefertermin am Samstag zu verschaffen. Ob die Kollegen dort befugt sind, sich zu diesem Ansinnen zu äußern, weiß ich natürlich nicht. Ich wäre aber bereit, etwas zum Entsorgen zu besorgen, wenn das denn helfen könnte…

Sollte sich in der Sache etwas tun, werde ich berichten!

Update: Er ist da! Die Email an den Kundendienst hat geholfen: Am Tag darauf kam die Nachricht, dass die Lieferung neu terminiert werden würde und am heutigen Samstag (!) um neun Uhr kam mein neuer kalter Helfer. Da kann man nicht meckern! (Habe ich ja auch schon 😉

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